Nahezu perfektes Wochenende für Dennis Marschall auf dem Norisring. Vom 24. bis zum 26. Juni 2016 gastierte der Audi Sport TT Cup auf dem Stadtkurs, der auch als das fränkische Monaco bezeichnet wird. Marschall zeigte im Qualifying seine Dominanz und holte zum zweiten Mal in dieser Saison die Doppel-Pole. Mit dem Sieg im ersten Lauf des Wochenendes eroberte der Eggenstein-Leopoldshafener die Führung in der Meisterschaft und baute sie mit seinem Podiumserfolg im Sonntags-Rennen weiter aus.

Glückwunsch zu deinem zweiten Saisonsieg und der Führung in der Meisterschaft. Wie glücklich macht dich dieser Erfolg?
Das Rennen am Samstag war wirklich eine Herausforderung. Die Temperaturen waren enorm hoch und im Auto steigen sie schon mal auf 70 Grad. In den engen Straßen am Norisring dabei stetig konzentriert zu bleiben, ist nicht einfach. Hinzu kamen etliche Safety-Car-Phasen und als Führender musste ich die Re-Starts immer genau timen - besonders da ich mit Lucas di Grassi einen wirklich harten Konkurrenten direkt hinter mir hatte. Nach einem solchen mega Rennen ganz oben zu stehen, hat mich umso glücklicher gemacht.

Dennis Marschall hat auf dem Norisring Lucas di Grassi geschlagen, Foto: Daniel Gusche
Dennis Marschall hat auf dem Norisring Lucas di Grassi geschlagen, Foto: Daniel Gusche

Im zweiten Lauf hast du dir auch ein spannendes Duell mit di Grassi geliefert und mit Rang vier deine Meisterschaftsführung weiter ausgebaut.
Es war zu Beginn wirklich ein super Rennen. Ich habe meine Pole verteidigt und mich sogar von den Verfolgern etwas abgesetzt. Mein bis dahin größter Konkurrent in der Meisterschaft ist ausgeschieden und daher war Punktesammeln das Hauptziel. Als schließlich Lucas di Grassi von hinten drückte, habe ich nicht mit aller Vehemenz dagegengehalten, um nichts zu riskieren. Es war aber kein Problem dranzubleiben und irgendwann bin ich sogar aufgelaufen. Daher ging ich erneut vorbei, bis ich einen kleinen Fehler machte und auf Rang vier zurückfiel. Am Ende wurde ich als Dritter gewertet, da Lucas als Gaststarter keine Punkte in unserer Meisterschaft sammeln kann.

Wie beim Saisonauftakt in Hockenheim ist dir auch am Norisring die Doppelpole gelungen - diesmal aber unter erschwerten Bedingungen...
Ja, das Qualifying war wirklich paradox, denn eine Säuberungsmaschine hat Öl auf der Strecke verloren und alles war voll mit Bindemittel. Von den ohnehin nur 30 Minuten Zeittraining waren die ersten 20 nicht zu gebrauchen. Ich habe an der Box gewartet und musste mit ansehen, wie ich ohne gezeitete Runde immer weiter nach unten rutschte. Da hieß es, ruhig zu bleiben und auf meinen Moment zu warten. Glücklicherweise hat das geklappt und ich habe es geschafft, die Pole für beide Rennen einzufahren.

Dennis Marschall ist der Führende des Audi Sport TT Cups, Foto: Daniel Gusche
Dennis Marschall ist der Führende des Audi Sport TT Cups, Foto: Daniel Gusche

In der Meisterschaft liegst du nun mit fünf Punkten Vorsprung an der Spitze. Was bedeutet dir Tabellenrang eins?
Es ist natürlich schön, dass ich auf dem Norisring die Führung übernommen habe und ich hoffe, dass ich sie bis zum Finale behalten kann. Ich musste im vergangenen Jahr aber schmerzhaft erfahren, dass erst am Schluss abgerechnet wird. Die Top-3 der Gesamtwertung sind nur durch 19 Punkte getrennt, schon ein einziges Rennen kann also alles verändern.

Du hast Lucas di Grassi als Gaststarter bereits erwähnt. Ist es etwas Besonderes, gegen einen so bekannten und erfolgreichen Fahrer anzutreten?
Ehrlich gesagt war das mega cool! Vor allem, da ich am Samstag vor ihm ins Ziel gekommen bin. Er ist LMP1- und ehemaliger Formel-1-Pilot, startet in der Formel E und ist überall erfolgreich. Ich habe mich sehr gefreut, dass er bei uns im Audi Sport TT Cup mitgefahren ist. Am Ende der Pilot zu sein, der ihn geschlagen hat, macht es noch besser. Nach dem Rennen hat er mich für meine Leistung gelobt und mir gesagt, dass er wirklich Potenzial in mir sieht - das war der Hammer!

Wie fällt deine Bilanz nach dem Norisring-Wochenende aus?
2015 lief es auf der Strecke nicht so gut für mich. Entsprechend habe ich dieses Jahr meinen Fokus in der Vorbereitung mehr auf das Fahrerische und weniger auf die physische Kraft gelegt. Natürlich haben mir die Erfahrungen aus der vergangenen Saison sehr geholfen, denn der Norisring ist ein spezieller Kurs. Mit meinen Top-Ergebnissen kann ich jetzt auf jeden Fall sagen, dass ich die Rechnung mit der Strecke beglichen habe.

In drei Wochen geht es schon auf die nächste Knüller-Strecke. Der Audi Sport TT Cup startet erstmals im niederländischen Zandvoort. Freust du dich auf das Rennen?
Die Strecke kenne ich bereits aus meiner Zeit im ADAC Formel Masters und fand sie damals schon super - eine meiner absoluten Lieblingsstrecken! Dort kommt es absolut auf den Fahrer an, denn die Auslaufzonen sind klassische Kiesbetten und die verzeihen nicht viel. Es gibt einige sehr schnelle Kurven und in ein paar Ecken gehört eine Portion Mut dazu, um wirklich schnell zu sein. Ich fahre total motiviert nach Zandvoort und hoffe natürlich, dass ich dort genauso weitermachen kann, wie ich am Norisring aufgehört habe.