Motorsport-Magazin.com in Aktion, Foto: xpb
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"Alkoholtest. Einmal ins Röhrchen blasen, bitte." Klingt nach Verkehrskontrolle, oder? Nein, diesmal nicht, ganz im Gegenteil: wer den Test besteht, darf richtig Gas geben. Ich stehe in der Eingangshalle eines Hotels am Nürburgring und bin in diesem Moment heilfroh, völlig nüchtern zu sein - und bereit, es auf der Strecke mal so richtig krachen zu lassen. Der Anlass: Castrol hat eine Gruppe Gewinner eines Ausschreibens sowie ein paar Gäste eingeladen, an der Castrol Edge Nürburgring Experience teilzunehmen. Zwei Tage geballte Motorsport-Action - und Motorsport-Magazin.com mittendrin.

Nach überstandenem Alktest wird auch gar nicht lange gefackelt: ab zur Grand-Prix-Strecke. Ein Blick durchs Fahrerlager lässt meine Augen glänzen. Eine ganze Horde weiss glänzender BMW M3 und andere Vertreter aus München stehen bereit, über die GP-Strecke pilotiert zu werden. Nach einem leichten Mittagessen hoch oben im BMW Tower (bloß nicht zu viel essen, wer weiß, was noch auf mich und meinen Magen zukommt) samt herrlichstem Sonnenschein in der Eifel, geht es auch schon los. Kurze Fahrzeugeinweisung - 420 PS, V8 und Schaltwippen sind schließlich keine Selbstverständlichkeit im Alltag - und ab auf die Piste.

Ich bin Teil eines Rudels Motorsport affiner Menschen, deren Rennsporterfahrung sich jedoch arg in Grenzen hält. Damit die Hatz am Ring nicht völlig aus dem Ruder läuft, sind Pacecar-Runden angesagt. Unsere freundliche Fahr-Instruktorin von BMW Motorsport heißt Gerlinde und leitet die Sechser-Gruppe M3s per Funkgerät zielsicher über die Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings. "Jetzt versuchen wir mal, wie an der Perlenschnur über die Strecke zu fahren", lautet Gerlindes erste Anweisung. Klappt nicht ganz. "Ideallinie? Was ist das?", fragte sich wohl der ein oder andere, während er wilde Linien über den GP-Kurs zieht.

Unterwegs im BMW M3 GT4, Foto: xpb
Unterwegs im BMW M3 GT4, Foto: xpb

Gerlinde bleibt cool. "Versucht mal, halbwegs in einer Linie zu fahren. Bitte", säuselt es nach der zweiten wilden Runde aus dem Funkgerät in der Mittelkonsole. Funktioniert nicht ganz, wird aber besser. Aha, mit Streckenerfahrung geht Kontrolle einher. Wie bei den Großen. Ab Runde fünf klappt es beim ambitionierten Fahrerfeld ganz gut, Kerbs außen anzufahren, die Fahrbahnbreite zu nutzen und nicht mehr hektisch und vogelwild in die Kurven einzulenken. Erstes Lob von Gerlinde aus dem Teamfunk.

Spaßige Sache, denke ich mir und bin innerlich erleichtert, dass ich mein Privatauto auf dem Parkplatz stehen lassen durfte, während ich mich mit den Schaltwippen des M3 vertraut mache. Meine Setup-Einstellungen am Auto beschränken sich derweil darauf, das Radio aus- und die Klimaanlage einzuschalten. Rundenrekorde werde ich an diesem Tag nicht brechen, denn beim Castrol-Event gilt: Safety first. Dementsprechend sind wir moderat sportlich unterwegs. Nach zwölf geführten Runden ist der Spaß auf der GP-Strecke vorbei.

Trotzdem bin ich zufrieden mit meiner Leistung, glaube an unentdeckte Talente und träume mich schon in ein DTM-Cockpit für kommende Saison. Dann kommt Dirk Müller und lässt meine Seifenblase mit einer Nadel in Form eines spitzen BMW M3 GT4 schlagartig zerplatzen. Auf dem Programm steht eine schnelle Runde mit dem BMW Werkspiloten und amtierenden ALMS-Champion.

Der zeigt mir mal, was Motorsport ist. Schon bei der Ausfahrt aus der Boxengasse ist Müller gefühlt schneller als ich auf der Start/Ziel-Geraden. Rein in die Kurven, hart über die Kerbs, Bremsen auf der letzten Rille - so geht Motorsport! "Brems doch" will es mehrmals aus mir herausplatzen, je näher wir mit dem Leichtbau-Sportler auf die Kurveneingänge zusteuern. Aber neben mir sitzt einer, der weiß, wie es geht, besinne ich mich darauf, den Mund zu halten. Anhalten kann ich sowieso nicht. Will ich auch gar nicht. Ein tolles Gefühl, im M3 GT4 über die Strecke chauffiert zu werden. Vor allem, wenn ein echter Racer hinterm Lenkrad sitzt.

Nach der schnellen Runde geht es rund - im Nassen und um Pylonen herum. Driften ist angesagt. Ich habe oft genug gesehen, wie japanische Boliden in einem bekannten Kinofilm durchs Parkhaus driften. Voller Zuversicht und passiver Fernseh-Erfahrung steige ich wieder in den serienmäßigen M3 um dem BMW-Instructor mal zu zeigen, wo der Hammer hängt. Auf nasser Fahrbahn beschleunige ich den Sportwagen, lupfe schlagartig das Gas und drehe meine Runden mit dosierten Gasstößen gekonnt quer mit dem Blick durch die Seitenscheibe um die Pylonen.

Sieht leichter aus als es ist..., Foto: xpb
Sieht leichter aus als es ist..., Foto: xpb

Das war zumindest der Plan. In der Realität schaffe ich mit Ach und Krach eine Drittelrunde um das Pylonen-Rund, bevor mich mein Heck überholt und ich quer stehe statt fahre. Driften ist wirklich eine Kunst für sich. Aber Hand aufs Herz: trotz meiner nicht gerade überragenden Performance macht es tierisch viel Spaß, ein Auto ohne Rücksicht auf Verluste über die nasse Fahrbahn zu ballern. Es sollte das letzte Mal sein, dass ich in den M3 steigen durfte, doch die Motorsport-Magazin.com Experience auf dem Nürburgring ist noch nicht zu Ende...

Lesen Sie morgen im zweiten Teil dieser Nürburgring-Geschichte, wie ich knapp das Podium verpasse, warum sich Sakkos nicht mit heißen Steinen vertragen und wie ich mich auf der Nordschleife schlage.