Nein, meine Platte hat keinen Sprung, aber in Assen musste sich wieder das alte Phänomen feststellen lassen, dass wir in dieser Saison schon öfter beobachtet haben. Auf der Geraden hatte Casey Stoner einen Vorteil und in den Kurven war Valentino Rossi besser. Allerdings hat diesmal ein anderer Faktor eine Rolle gespielt. Denn dass Stoner wegen seiner breiteren Verkleidung mit dem Wind Probleme hatte, glaube ich gerne. In Assen ist generell viel Wind und die Kurven sind bis auf den ersten, abgeänderten Streckenteil relativ schnell. Da macht das schon viel aus. Viele Teams, vor allem in den kleinen Klassen, sind von den großen Verkleidungen wieder auf die kleinen zurückgegangen. Dann sieht man auch öfter, dass Löcher in die Verkleidungen gebohrt werden, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Yamaha hatte in der Fahrbarkeit in dieser Saison immer schon Vorteile und ich denke, auch das hat man wieder etwas mehr gesehen.

Was aber für Casey wohl ein Problem gewesen sein könnte, waren die wechselhaften Bedingungen am Wochenende. Auch in Mugello hatte es in den Trainingssessions geregnet und im Rennen war es trocken - Ducati war es dort schon nicht leicht gefallen, ein gutes Setup in der Kürze der Zeit zu erarbeiten. Ducati ist grundsätzlich absolut schlagkräftig, braucht aber auch eine gewisse Zeit, um das Motorrad, gerade bei ungünstigen Wetterbedingungen abzustimmen. Stoners zweiter Platz ist deswegen trotzdem topp, er hätte aber wohl noch mehr rausholen können, wenn er die Zeit gehabt hätte.

Für Nicky Hayden war das Wochenende ein kleines Comeback. Ihm wird ein Stein vom Herzen gefallen sein, endlich wieder auf dem Podest zu stehen und auch noch vor Pedrosa die Zielflagge gesehen zu haben. Insgesamt ein gutes Ergebnis für die Hondas, die allgemein in diesem Jahr noch nicht so gut ausgesehen haben. Zwar waren ein paar Podestplätze drin, aber generell lief es für andere Marken erfolgreicher. Für Nicky Hayden war es bis dato sicherlich deprimierend, dass die diesjährige Saison, nach seinem WM-Titel im vergangenen Jahr, nicht die erhofften Erfolge mit sich brachte. Das Fahren hat er über den Winter mit Sicherheit nicht verlernt, man hat einfach noch Nachholbedarf bei den Motorrädern. Ich hoffe der Erfolg motiviert ihn jetzt ein Stück weit und er ist neben den technischen Gepflogenheiten, die von Rennstrecke zu Rennstrecke absolut variieren, weiterhin in der Lage, gute Rennergebnisse einzufahren.

Zu Rennbeginn wäre noch einiges herauszuholen, Foto: Pramac Racing
Zu Rennbeginn wäre noch einiges herauszuholen, Foto: Pramac Racing

Mit Platz 7 und 8 erzielten beide D'Antin-Piloten erneut gute Ergebnisse. Ich gebe Teamchef Luis D'Antin jedoch auch Recht, indem er gemeint hat, dass direkt nach dem Start viel Zeit verloren ging. Wenn man hier eine Lösung finden könnte, dann wären noch viel bessere Resultate drin. Denn wie so oft tun sich meist schon in den ersten Runden größere Lücken auf und wenn man da nicht dabei ist, hat man es eben umso schwerer einen Rhythmus zu finden, der einen ins Vorderfeld zurück bringt. Hat man also einen guten Startplatz und kann gleich in den ersten beiden Runden voll mitfahren, hat man schnell zehn Sekunden auf das ganze Rennen gewonnen, die man sich sonst erst wieder Zehntel für Zehntel zurückholen muss.

Wen man noch hervorheben sollte, ist Anthony West. Er hat in diesem Jahr einen sehr guten Lauf und ich denke, er ist froh, dass die 250er-Privatära für ihn beendet ist - auf so ein Motorrad wird er wohl auch nicht mehr freiwillig steigen. Bereits vor dem Wechsel zu Kawasaki hat Anthony in der Supersport WM eine klasse Performance abgeliefert und das auf einem Motorrad, das er vorher noch nie gefahren hatte. Auf Kawasaki gelingt ihm jetzt Ähnliches. Talent hat er und er hat es jetzt auch wirklich geschafft, das in den Rennen umzusetzen. Die Gabe hatte er ja schon immer, aber früher war er noch etwas wild unterwegs und ist öfter neben dem Motorrad gesessen oder hat es mit der Abstimmung nicht ganz hinbekommen. Er hat aber alle Chancen verwandelt, die er bislang bekommen hat.

125er und 250er

In der Viertelliterklasse könnte man sagen: alles wie gehabt. Die Kräfteverhältnisse sind klar verteilt. Was für mich etwas ärgerlich ist, ist dass Dovizioso mit seiner Maschine keine echte Chance hat. Denn fahrerisch könnte er auf die Saison gesehen auf dem Niveau oder sogar über dem Niveau von Lorenzo unterwegs sein. Im Moment hat er einfach nicht die Möglichkeit, das zu zeigen. Harte Duelle würden sich die beiden vielleicht dann liefern können, wenn der Umstieg in die MotoGP zum Thema für beide Fahrer wird und sie dann vielleicht noch auf ähnlich konkurrenzfähigem Material an den Start gingen. Im Moment ist es einfach nur schade, dass Dovizioso sein volles Potential nicht zeigen kann. Auf dem Fahrermarkt weiß man um die Situation und deswegen wird sich Andrea im kommenden Jahr bestimmt nicht unter Wert verkaufen müssen. Lorenzo ist der derzeit beste Aprilia-Pilot und hat die WM fest im Griff.

In der 125er haben sich Mattia Pasini und das Rennglück endlich wieder gefunden und er fährt Siege nach Hause. Wenn alles gut läuft, dann ist für ihn noch nichts verloren. Alle Fahrer haben bislang einmal gepatzt. Von Pesek, Faubel oder Talmacsi war bislang noch keiner wirklich konstant. Denn sonst müsste Pasini schon mehr Rückstand haben, nach den ersten sieben Rennen, die eigentlich für ihn verlorene Rennen waren. Erreicht er jetzt konstant gute und sehr gute Ergebnisse - wobei ich nicht davon ausgehe, dass er alles gewinnen kann - dann sollte ein Platz unter den ersten Drei in der WM schon noch drinnen sein. Der WM-Titel wird aber nur ganz schwer zu holen sein. Denn Fahrer wie Talmacsi sind so lange dabei und die können auch rechnen. Die werden in einem Rennen nicht alles auf eine Karte setzen, sondern die Punkte hamstern.

Die jungen deutschsprachigen Piloten könnten bald wieder Podestplätze holen, Foto: Ajo Motorsport
Die jungen deutschsprachigen Piloten könnten bald wieder Podestplätze holen, Foto: Ajo Motorsport

Auch die deutschsprachigen Fahrer, in diesem Fall Sandro Cortese, Michael Ranseder und Stefan Bradl oder Randy Krummenacher haben eine ordentliche Leistung gezeigt. Man könnte sagen, es gibt mit ihnen und auch den guten Leistungen von Alex Hofmann in der MotoGP wieder einen Hoffnungsschimmer. So darf man durchaus darauf hoffen, dass es in den nächsten Jahren wieder einige Podestplätze für deutschsprachige Fahrer in der 125er gibt. Für Randy ist ja in diesem Jahr schon ein Podestplatz herausgesprungen und so könnte es bald wieder passieren.

IDM

Das IDM-Wochenende auf dem Nürburgring war bis drei Kurven vor Schluss ganz gut für Sebastian Kreuziger. Bis dahin lag er in einer Gruppe um Platz fünf, die sich in der letzten Runde noch auseinander gezogen hat. Dann ist aber das Motorrad fest gegangen und die Kurbelwelle hat den Geist aufgegeben. Das war natürlich nicht das, was wir gerne gehabt hätten. Ich sehe es aber dennoch positiv. Denn dieses Jahr ist wirklich als Lernjahr gedacht und in der Meisterschaft muss man noch nichts beweisen. Ein guter Platz wäre natürlich auch schön gewesen, aber für mich war es schon gut, zu sehen, dass der in Reichweite war. Die Zeiten haben gestimmt, der Lerneffekt ist da und wenn dann das Motorrad kaputt geht, ist es kein Weltuntergang. Im kommenden Jahr, wenn man um die Top Drei mitfahren will, wäre es ärgerlicher, sollte in einem von acht Rennen wegen eines Motorschadens nicht gepunktet werden.