Der Artikel wurde in der 79. Ausgabe des Printmagazins von Motorsport-Magazin.com am 01. Juli 2021 veröffentlicht.

Pedro Acosta ist das neueste Wunderkind der Motorrad-WM. Der junge Spanier gewinnt als Rookie die Meisterschaft in der Moto3. Vor ihm gab es aber schon viele Teenager, die spektakulär in die Weltmeisterschaft starteten. Nicht alle konnten sich langfristig durchsetzen.

5: CAN ÖNCÜ

Die Öncü-Zwillinge Can und Deniz galten schon im Alter von 14 Jahren als "The Next Big Thing". Im Rookies Cup mischten sie 2017 und 2018 die Konkurrenz ordentlich auf und holten gemeinsam 14 von 25 möglichen Rennsiegen. Es gab in dieser Zeitspanne nur fünf Läufe, in denen kein Öncü auf dem Podest stand. Can war im zweiten Jahr konstanter, was ihn zum Champion machte und dank einer von KTM durchgesetzten Sonderregelung schon beim Saisonfinale 2018 in Valencia einen Start per Wildcard ermöglichte. In einem turbulenten Regenrennen setzte er sich nach prominenten Ausfällen souverän durch und krönte sich im Alter von nur 15 Jahren und 115 Tagen zum jüngsten Grand-Prix-Sieger in der Geschichte der Motorrad-WM. Für 2019 bekam Öncü einen Fixplatz im KTM-Werksteam unter der Leitung von Meistermacher Aki Ajo. Doch der junge Türke zerbrach an den hohen Erwartungen und fuhr nur zweimal in die Punkteränge, ehe er sich in Misano verletzte und seinen Platz für die Folgesaison an Zwillingsbruder Deniz verlor. Can wechselte in die Supersport-WM, wo er in seiner Debütsaison allerdings ohne Podestplatz blieb und sich 2021 neu beweisen will. Genug Zeit dazu hat er, denn er wird erst im Juli volljährig.

Foto: Tobias Linke
Foto: Tobias Linke

4: ROMANO FENATI

Er kam, sah und siegte: Romano Fenati kam 2012 im Alter von 16 Jahren im vom italienischen Motorradverband betriebenen "Team Italia" in die WM, wurde beim Debüt Zweiter und holte beim zweiten Start den ersten Sieg. Ab 2014 war er in Valentino Rossis neu gegründeter VR46 Academy der vielversprechendste Kandidat, schaffte es aber jahrelang nicht Konstanz in seine Leistungen zu bringen. Siege wechselten sich mit Nullnummern ab, während sich Fenati charakterlich zum "Enfant terrible" entwickelte. Mitte der Saison 2016 flog er nach einem teaminternen Eklat aus der Akademie, erkämpfte sich im darauffolgenden Jahr ohne Rossi-Förderung aber Rang zwei in der WM und damit einen Platz in der Moto2. Dort sorgte Fenati 2018 aber für den nächsten Skandal, als er seinem ehemaligen Academy-Kollegen Stefano Manzi bei voller Fahrt an die Bremse griff. Die Aktion löste nicht nur einen weltweiten Shitstorm aus, sondern hatte auch lange Sperren durch FIM und den italienischen Verband zur Folge. Fenati wurde allerdings nach wenigen Monaten begnadigt und fährt seither wieder in der Moto3, wo er an guten Tagen noch immer siegfähig ist.

Foto: LAT Images
Foto: LAT Images

3: SCOTT REDDING

Bevor Can Öncü kam, hatte Scott Redding ein Jahrzehnt lang den Rekord als jüngster Grand-Prix-Sieger der Geschichte inne. Am 22. Juni 2008 gewann der Brite im Alter von 15 Jahren und 170 Tagen bei seinem erst achten WM-Start sein Heimrennen in Donington. Die jahrelang ausgehungerten britischen Fans setzten große Hoffnungen in ihr Top-Talent, die Redding aber lange nicht erfüllen konnte. Erst in seinem fünften WM-Jahr kam 2012 in der Moto2 der Durchbruch und Redding fuhr regelmäßig auf das Podium. Im Folgejahr lief es noch besser. Erst eine Verletzung gegen Saisonende warf ihn aus dem Titelrennen und machte ihn zum Vizeweltmeister. Diese Leistung reichte für einen MotoGP-Aufstieg, wo Redding in fünf Jahren auf drei verschiedenen Fabrikaten nur zwei Podestplätze holte. Im Alter von nur 25 Jahren war mit der MotoGP Schluss, doch bis heute hält er den Rekord als jüngster Fahrer mit 100 GP-Starts. Mittlerweile hat er in der Superbike-WM Fuß gefasst, wo er als Ducati-Werksfahrer seine Karriere doch noch mit einem Weltmeister-Titel krönen könnte.

Foto: Ronny Lekl
Foto: Ronny Lekl

2: LORIS CAPIROSSI

Italiens Motorrad-Stolz war in den ausgehenden Achtzigerjahren angekratzt. In der Königsklasse dominierten US-Amerikaner und Australier, während die kleinen Klassen von den Spaniern erobert wurden. Als 1990 ein gewisser Loris Capirossi sein WM-Debüt feierte, war Italien zwei Jahre in Folge ohne WM-Titel geblieben. Doch Capirossi sollte seiner Nation wieder Hoffnung geben. Er krönte sich in seiner Debüt-Saison mit 17 Jahren und 165 Tagen zum jüngsten Weltmeister der Geschichte - ein Rekord, der bis heute Bestand hat. Capirossi ließ im zweiten Jahr den zweiten 125cc-Titel folgen und auch in der Viertelliterklasse gehörte er ab 1992 zu den Siegfahrern. Nach dem 500cc-Aufstieg im Jahr 1995 geriet sein steiler Weg nach oben aber ins Stocken und so musste er nach nur zwei Jahren wieder den Schritt zurück in der 250er-Klasse machen. Dort holte er 1998 seinen dritten WM-Titel, ehe ihm 2000 wieder der Aufstieg in die Königsklasse gelang. Bis 2011 fuhr er dort noch einige Siege ein, stand aber stets im Schatten von Valentino Rossi, der ihm Jahre später auch noch seinen Rekord für die meisten WM-Starts abnehmen sollte.

Foto: Bridgestone
Foto: Bridgestone

1: FABIO QUARTARARO

Es ist als Ritterschlag zu werten, wenn der größte Motorradkonzern der Welt das WM-Regelwerk für die Beförderung eines Fahrers ändern lässt. So geschehen bei Fabio Quartararo, der sein WM-Debüt am 29. März 2015 einer Intervention von Honda zu verdanken hat. Denn seither gilt das Alterslimit von 16 Jahren bei WM-Starts nicht für den jeweils amtierenden Sieger der spanischen Moto3-Meisterschaft. Ein Bewerb, den Quartararo zwei Jahre lang dominiert hatte, ehe Honda ihn in die Weltmeisterschaft brachte. Dort konnte er die großen Hoffnungen nur wenige Rennen erfüllen, ehe eine jahrelange Abwärtsspirale ihren Lauf nahm. In seinen ersten vier WM-Saisons wechselte er viermal das Team und Motorrad sowie einmal die Klasse. Die Ergebnisse wurden immer schlechter, ehe er im Frühsommer 2018 zwei grandiose Rennen zeigte. Wilco Zeelenberg erkannte das Talent, verpflichtete Quartararo für das neue Petronas-Team und wurde für sein Gespür belohnt. In der MotoGP fuhr der Franzose nach kurzer Eingewöhnung rasch vorne mit und zählt heute zu den heißesten Anwärtern auf den WM-Titel der Motorrad-Königsklasse.

Foto: LAT Images
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