Es ist nicht einmal ein Monat her, dass sich Fabio Quartararo in Misano zum MotoGP-Champion 2021 krönte. Der erste WM-Titel für ihn und der erste für Yamaha seit Jorge Lorenzo 2015. Nach schwierigen Jahren war beim japanischen Hersteller endlich wieder alles in Butter. Allerdings nur auf den ersten Blick.

Denn Quartararo hatte zwar die Weltmeisterschaft gewonnen, seine Formkurve zeigte vor allem im Vergleich mit der von Francesco Bagnaia angeführten Ducati-Armada aber schon wochenlang nach unten. Schließlich gelang ihm seit Silverstone Ende August kein Sieg mehr, Quartararo führte seither auch kein Rennen mehr an. Auf Pole Position stand er zuletzt Anfang Juni in Barcelona, in den letzten drei Grands Prix des Jahres schaffte er es nicht mehr auf das Podium.

Trotz alledem war Quartararo immer noch klar bester Fahrer auf einer M1. Yamaha war im Entwicklungsrennen der MotoGP einmal mehr ins Hintertreffen geraten. Der frisch gebackene Champion setzte deshalb große Hoffnungen in den Jerez-Test vergangene Woche, wo er mit dem 2022er-Prototypen wieder an die Spitze zurückkehren wollte.

Doch daraus wurde nichts. Denn Updates an der Yamaha M1 blieben praktisch aus. "Vor uns liegt noch viel Arbeit, denn bislang konnte ich keinen Fortschritt erkennen", sagte Quartararo nach dem ersten Testtag und wiederholte seine Ausführungen am Tag darauf beinahe wortgleich. "Ehrlich gesagt hätte ich mir etwas mehr erwartet. Wir haben aber praktisch das exakt gleiche Motorrad zur Verfügung, wie im Misano-Test. Am Freitag werden wir noch ein paar Updates testen, aber hoffentlich bringt Yamaha die besten Sachen erst in Sepang. Ich hoffe, dass es dort viel, viel besser wird."

Ducati zieht Yamaha davon: MotoGP-Jerez-Test in der Analyse (10:33 Min.)

Wie bereits gewohnt klagten Quartararo und seine Yamaha-Kollegen über große Nachteile auf den Geraden: "Wir brauchen mehr Topspeed. Hier in Jerez ist die Gerade sehr kurz, aber wir verlieren trotzdem acht Stundenkilometer auf die Ducatis. Das bedeutet, dass wir deutlich zulegen müssen. Aktuell fehlen uns viele Pferdestärken und auch im Bereich der Aerodynamik haben wir Aufholbedarf." Ducati führte mit Johann Zarco beim Jerez-Test die Topspeedliste an: 299,1km/h erzielte der Franzose. Es folgten Honda und Aprilia (je 295,8), Suzuki (295) und KTM (293,4). Quartararo war mit 291,8 schnellster Yamaha-Mann.

Fabio Quartararo stellt Forderungen

Kein Wunder, dass die Unzufriedenheit des 2021 oft in Überform agierenden Quartararo wächst. Sein Vertrag mit Yamaha gilt noch bis Ende 2022, dann könnte 'El Diablo' die Japaner verlassen. In den letzten Jahren ist es in der MotoGP durchaus üblich geworden, Verträge bereits ein Jahr im Voraus zu verlängern. Das nimmt beiden Seiten den Stress der oft chaotischen Transferperioden.

Klarerweise ist Yamaha an einer Vertragsverlängerung seines Champions interessiert. Doch der will vorerst seine Unterschrift noch nicht auf einen neuen Kontrakt setzen. "Nein, dafür ist es noch zu früh", erklärte er in Jerez. "Vor dem Sepang-Test will ich meinen Vertrag auf keinen Fall verlängern. Ich will vorher die Entwicklung des Motorrads sehen. Ob es sich verbessert hat oder eben nicht. Das ist glaube ich ganz normal. Es wäre komisch, schon für 2023 zu unterschreiben, bevor wir 2022 überhaupt richtig begonnen haben."

Auf Lin Jarvis kommen wohl zähe Verhandlungen zu, Foto: Ronny Lekl
Auf Lin Jarvis kommen wohl zähe Verhandlungen zu, Foto: Ronny Lekl

Mit dem Sepang-Test am 5. und 6. Februar erwacht die MotoGP wieder offiziell aus ihrem Winterschlaf. Bis dahin haben die Ingenieure in Hamamatsu also Zeit, die M1 auf Vordermann zu bringen. "Ich bitte Yamaha um wichtige Dinge. Wenn sie das nicht vollständig umsetzen können, will ich zumindest eine kleine Verbesserung sehen und das Gefühl haben, dass sie es versuchen", stellt Quartararo klar. "Wenn sie aber in eine ganz andere Richtung arbeiten, dann kann das einen Einfluss auf meine Zukunft bei Yamaha haben. Ich kenne meinen Wert."

Schon Mitte Oktober ließ Quartararos Manager Eric Mahe mit diesbezüglichen Aussagen in einem Gespräch mit dem französischen Medium 'AutoHebdo' aufhören. "Fabio wird dort fahren, wo es für ihn am besten ist. Derzeit ist für 2023 alles offen", sagte er damals und verkündete großes Interesse an seinem Schützling. "Wir haben bislang zweieinhalb Angebote. Zwei davon sind wirklich konkret, das andere wohl nichts ernsthaftes." Freie Plätze für 2023 können aktuell übrigens alle MotoGP-Hersteller vorweisen.

Das MotoGP-Starterfeld 2022 in der Übersicht:

TeamMotorradFahrerVertrag bis
Repsol HondaHondaMarc Marquez2024
Pol Espargaro2022
Monster Energy YamahaYamahaFabio Quartararo2022
Franco Morbidelli2023
Ducati LenovoDucatiJack Miller2022
Francesco Bagnaia2022
Team Suzuki EcstarSuzukiAlex Rins2022
Joan Mir2022
LCR HondaHondaAlex Marquez2022
Takaaki Nakagami2022
Red Bull KTMKTMBrad Binder2024
Miguel Oliveria2022
ApriliaApriliaAleix Espargaro2022
Maverick Vinales2022
RNF RacingYamahaAndrea Dovizioso2022
Darryn Binder2022
Pramac RacingDucatiJorge Martin2022
Johann Zarco2022
VR46 Racing TeamDucatiMarco Bezzecchiunbekannt
Luca Mariniunbekannt
Tech3 KTM KTMRemy Gardner2022
Raul Fernandez2022
Gresini RacingDucatiEnea Bastianini2022
Fabio Di Giannantonio2022