Der Triumph in Misano war zwar bereits der dritte MotoGP-Sieg von Marc Marquez in dieser Saison. Doch keiner kam so unerwartet. Denn sowohl am Sachsenring als auch in Austin wurde Marquez von vornherein als Topfavorit gehandelt. Beim Emilia-Romagna-GP hatte man Marquez vor dem Start aber maximal für ein Podium oder eine Top-5-Platzierung auf der Rechnung, kaum allerdings für den Sieg.

Marquez: Wichtiger als Austin-Sieg

Auch der achtfache Motorrad-Weltmeister selbst war von diesem Erfolg überrascht: "Der Sieg ist viel wichtiger als der in Austin, weil ich auf einer Strecke im Uhrzeigersinn gewonnen habe. Das gibt mir das Selbstvertrauen für die nächsten Rennen und den gesamten Winter", so Marquez. Als Ziel habe er sich vor diesem Wochenende ein Top-3-Resultat für die beiden verbleibenden GPs auf rechtsdrehenden Kursen gesetzt. "Aber einen Sieg habe ich nicht erwartet", gestand der Katalane.

Denn auf Strecken, die mit dem Uhrzeigersinn verlaufen, hatte Marquez in den letzten Monaten noch seine Probleme. Das liegt unter anderen daran, dass sein verletzter rechter Arm auf diesen Strecken mehr in Mitleidenschaft gezogen wird als auf den linksdrehenden Rennstrecken, die bereits vor der Verletzung sein Steckenpferd waren.

Doch in Misano kam Marquez laut eigener Aussage ein anderer Faktor zu Hilfe: Nämlich das Wetter. Denn abgesehen vom Rennen und dem Qualifying gingen fast alle Sessions bei feuchten Bedingungen über die Bühne.

"Der Umstand, dass das gesamte Wochenende verregnet war, hat mir die Chance gegeben, am Sonntag erstmals noch ganz frisch und voller Energie zu sein. Man hatte dann nicht so viel Belastung", erklärte Marquez. "Als ich aufgewacht bin, fühlte ich, dass ich noch Kraft im rechten Arm hatte. Vor dem Rennstart hatte ich nicht viel Schmerzen. "

Im Rennen setzte Marquez diese Energie von Anfang an in gute Pace um. Nach einem geglückten Start fand er sich hinter den beiden Ducatis von Francesco Bagnaia und Jack Miller wieder. "Wir konnten das Rennen wirklich gut managen. Ich war in der Lage zu pushen, war schnell und konkurrenzfähig", sagte Marquez.

Marquez profitiert von Ducati-Patzern

Doch nach einem guten Start konnte Marquez in der ersten Rennhälfte die beiden Ducatis von Jack Miller und Francesco Bagnaia vor sich herjagen. Die Pace, die er mit den beiden Ducati-Werkspiloten mitgehen konnte, überraschte den achtfachten Weltmeister. "Das Gefühl war da und das Bike hat gut gearbeitet", freute er sich.

Im Gegensatz zu Marquez verzockten sich Miller und Bagnaia allerdings bei der Reifenwahl und setzten als einzige im Feld auf einen harten Vorderreifen. Beiden Desmosedicis wurde diese Wahl in Kurve 15 zum Verhängnis. Miller flog bereits früh im Rennen ab, Bagnaia erwischte es fünf Runden vor Rennende nach einer Pace-Verschärfung.

"Pecco war unglaublich schnell. Unmittelbar nachdem ich aufgegeben hatte, ist er gestürzt", stellte Marquez fest. Anschließend war der Weg frei für den 59. MotoGP-Sieg von Marc Marquez. "Auf den letzten Runden hatte ich ein bisschen körperliche Probleme", gab er zu. Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings seinem Teamkollegen Pol Espargaro bereits um acht Sekunden enteilt und der Sieg war damit in trockenen Tüchern.