Einen derartigen Einbruch wie den von Fabio Quartararo im Vorjahr hatte die MotoGP noch nicht erlebt. Der Dominator der ersten Saisonrennen holte in den letzten sechs Grands Prix gerade einmal 19 Punkte und rutschte in der Weltmeisterschaft vom ersten auf den achten Rang ab. Quartararo wirkte im Finale durchgängig frustriert und wütend. Er war in einer klassischen Negativspirale gelandet.

Davon war 2021 nichts mehr zu sehen. "Ich war in dieser Saison nie wirklich wütend", verriet Quartararo nach dem Titelgewinn in Misano. "Im Vorjahr in Valencia hat mein Motorrad überhaupt nicht funktioniert. Ich bin an die Box gekommen und habe geschimpft, dass ich mit dem Bike nicht einlenken, nicht bremsen und nicht beschleunigen kann. Mein Crewchief hat mir dann gesagt, dass ich ihm in Ruhe mitteilen muss, was das Problem ist, denn wir können nicht alles auf einmal lösen. Das funktioniert einfach nicht, wenn du wütend bist."

Quartararo nahm sich die Worte seines Crewchiefs Diego Gubellini zu Herzen und arbeitete 2021 mit einer neuen Mentalität: "In Assen war Maverick nach zwei Trainings eine halbe Sekunde schneller als ich. Ich bin aber ruhig geblieben und habe dann das Rennen gewonnen. Wenn du siehst, dass dir diese Coolness solche Resultate bringt, dann willst du natürlich so weitermachen. Nach Platz 15 im Qualifying hier habe ich gleich gehandelt."

Der Rennsonntag in Misano, Quartararos erste Chance auf den Titelgewinn, war für ihn dennoch eine emotionale Ausnahmesituation. "Ich konnte vor dem Rennen kaum etwas essen und habe die Gnocchi auf meinem Teller gezählt. Ich war unglaublich nervös. Die Erfahrungen aus dem Vorjahr haben mir in dieser Situation aber extrem geholfen", ist der neue Weltmeister überzeugt.

Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta mit seinem neuen Weltmeister, Foto: LAT Images
Dorna-Boss Carmelo Ezpeleta mit seinem neuen Weltmeister, Foto: LAT Images

Somit steht Fabio Quartararo nun im Alter von 22 Jahren am Höhepunkt seiner Karriere. Kaum zu glauben, dass er noch vor gut drei Jahren im Mittelfeld der Moto2 unterwegs war. "Als ich über die Ziellinie gefahren bin, habe ich an all die harten Momente gedacht", sagte Quartararo. "In diesen schwierigen Zeiten hätte mir nie gedacht, dass ich einmal MotoGP-Weltmeister werde. Jetzt fühlt es sich an wie ein Traum. Ich realisiere noch gar nicht, was hier passiert ist."