Yamaha setzt Maverick Vinales mit sofortiger Wirkung vor die Tür. Das erklärte der japanische Konzern am Freitagmorgen in einer Presseaussendung. Diese Entscheidung folgt auf einen Eklat beim ersten MotoGP-Lauf in Spielberg, nach dem Yamaha den Katalanen auf unbestimmte Zeit suspendiert hatte.

Vinales hatte in diesem Rennen sein MotoGP-Bike in den letzten Runden mehrfach mutwillig in den Drehzahlbegrenzer geführt. Das belegten sowohl die Telemetriedaten als auch von der Dorna veröffentlichte Onboard-Videos mit Ton, in denen die Aktionen von Vinales klar zu hören waren.

"Nach sorgfältigen Überlegungen konnten sich beide Seiten darauf einigen, dass es das Beste ist, diese Partnerschaft mit sofortiger Wirkung zu beenden", wird Vinales in der Presseaussendung zitiert. "Ich bin Yamaha zutiefst dankbar für diese großartige Möglichkeit. Ich bin auch sehr dankbar für die Unterstützung, die ich in den vergangenen viereinhalb Jahren erhalten habe."

MotoGP-Talk: Warum warf Maverick Vinales bei Yamaha hin? (37:56 Min.)

Rosenkrieg zu Ende

Die Trennung ist nun der Schlussstrich unter einen seit Monaten andauernden Rosenkrieg zwischen Maverick Vinales und seinem Arbeitgeber. Begonnen hat alles damit, dass Yamaha Vinales' Crewchief Esteban Garcia unmittelbar vor dem Rennen in Barcelona entließ und durch Silvano Galbusera ersetzte.

Ein Rennen später belegte Vinales zum ersten Mal in seiner Karriere in der Motorrad-WM den letzten Platz. Daraufhin kam es zum völligen Bruch und beim Folgelauf in Assen einigten sich beide Parteien darauf, den bis Ende 2022 laufenden Vertrag bereits vorzeitig mit dem Finale 2021 zu beenden. Obwohl Vinales in Assen auf dem Podest stand, verweigerte er daraufhin jeglichen Jubel mit seinem Team. Kommuniziert wurde die Trennung erst am Montag nach dem Rennen.

In Spielberg kam es schließlich zum Eklat, während Vinales sich hinter den Kulissen mit Aprilia über einen Wechsel für 2022 geeinigt hatte. Diese Entscheidung wurde am 16. August veröffentlicht. Nun kommt es also zur sofortigen Trennung zwischen dem Fahrer und Yamaha, womit er bereits beim kommenden Rennen in Silverstone für Aprilia antreten könnte.

Wer ersetzt Vinales?

Yamaha-Renndirektor Lin Jarvis zeigte sich über das Verhalten seines ehemaligen Schützlings in den vergangenen Wochen nicht erfreut: "In Assen wurde eine Vereinbarung getroffen, die laufende Saison zu Ende zu fahren. Das Team garantierte volle Unterstützung und der Fahrer versprach, sein Bestes zu geben, damit wir alle dieses Projekt mit Stil zu Ende bringen können. Zu unserem Bedauern lief der Steiermark-GP aber nicht gut."

"Die vorgezogene Trennung lässt dem Fahrer die Möglichkeit, seinen weiteren Karriereweg selbst zu wählen, während sich das Team auf die verbleibenden Rennen konzentrieren kann", so Jarvis. Wer Vinales in den ausständigen MotoGP-Rennen ersetzt, ließ Yamaha noch offen.

Erster Ersatzmann wäre eigentlich Cal Crutchlow. Der Yamaha-Testfahrer bestritt bereits die beiden Läufe in Österreich für das Petronas-Team, in dem er für den verletzten Franco Morbidelli einsprang. Der Italiener wird beim kommenden Rennen in Silverstone noch immer fehlen, weshalb ein zweiter Ersatzmann notwendig wird.

Crutchlow selbst betonte zuletzt in Spielberg, dass er keine Lust habe, den Rest der Saison als Einsatzfahrer zu bestreiten. Yamaha könnte daher seinen Superbike-Fahrern Garrett Gerloff und Toprak Razgatlioglu zu vereinzelten MotoGP-Starts verhelfen. Eine Beförderung von Franco Morbidelli ins Werksteam ist hingegen unwahrscheinlich. Der MotoGP-Vizeweltmeister müsste aufgrund des Reglements seine bereits homologierte Yamaha, die in ihren Grundzügen noch dem Bike des Jahrgangs 2019 entspricht, mitnehmen.