Was war das für eine Galavorstellung von Jorge Martin am ersten MotoGP-Rennwochenende in Spielberg! Nach der Pole Position am Samstag gewann er auch den Grand Prix am Sonntag und führte dabei 24 der nach dem zwischenzeitlichen Abbruch nur 27 Rennrunden an. Martin agierte im Steiermark-GP im Stil eines großen Champions.

MotoGP - Spielberg-Umbau erst 2022: Die Gründe (14:19 Min.)

Da war es nur passend, dass nach dem Rennen auch der amtierende Champion ein Loblied auf Martin sang. "Jorge ist unglaublich talentiert. Er wird in der Zukunft wohl nicht mehr schneller, aber sicherlich konstanter werden und damit noch stärkere Leistungen abrufen", ist Joan Mir überzeugt. Ähnliche Worte auch von WM-Leader Fabio Quartararo: "Wie er heute mit seinen Reifen umgegangen ist, war für einen Rookie wirklich bemerkenswert. Das habe ich in meinem ersten Jahr nicht geschafft, denn wenn du von der Moto2 hochkommst, musst du an so viele Dinge denken: Traktionskontrolle, Motor-Mappings, Motorbremse, Spritverbrauch. Er ist jetzt schon extrem schnell und wird sicher noch konstanter. Jorge ist in Zukunft sicher nur schwer zu schlagen."

Ritterschläge ringsum also für Martin. Ob die Prognosen von Mir und Quartararo eintreten werden, kann nur die Zukunft zeigen. Fest steht aber, dass sich der 23-jährige Madrilene trotz weniger Testtage in diesem Winter unglaublich schnell an die so komplexe MotoGP gewöhnt hat. Wir haben uns durch die Statistikbücher gewühlt und Beweise dafür gefunden:

Jorge Martin: Party mit den Großen

Nach seinem schlimmen Sturz im Training zum Portugal-GP verpasste Martin in dieser Saison ja bereits vier Rennen. Somit fuhr er am Sonntag erst seinen sechsten Grands Prix in der Königsklasse. Ein Sieg mit so wenig Rennerfahrung war zuvor in der modernen MotoGP-Ära nur vier Piloten gelungen: Brad Binder, der im Vorjahr schon im dritten Anlauf gewann und einem Trio aus Martins Heimat. Dabei handelt es sich um die Creme de la Creme der spanischen MotoGP-Geschichte: Marc Marquez siegte 2013 im zweiten Rennen, Jorge Lorenzo brauchte 2008 drei Anläufe und Dani Pedrosa 2006 vier. Auf das Konto dieser drei Fahrer gehen bis heute satte 135 MotoGP-Siege und neun WM-Titel in der Königsklasse.

Qualifying-König Jorge Martin: Auch in der MotoGP

In der Moto3 erarbeitete sich Jorge Martin den Ruf als bester Qualifyier der Klasse. In vier Jahren holte er nicht weniger als 20 Pole Positions. Keinem Fahrer sind in der Moto3 bislang mehr erste Startplätze gelungen. In der MotoGP schließt Martin nun an diese Werte an. In sechs Qualifyings holte er bereits zwei Pole Positions, kommt damit auf eine Quote von 33,33 Prozent. Aus dem aktuellen Feld können nur zwei Fahrer eine bessere Bilanz vorweisen: Fabio Quartararo mit 34,88 Prozent und Marc Marquez mit 45,59 Prozent.

Keine Angst vor der Spitze

Ein Rennen anzuführen, während einem die Konkurrenz im Nacken sitzt, gehört zu den schwierigsten Aufgaben in der MotoGP. Jorge Martin scheint damit kein Problem zu haben. Obwohl er die wenigsten Rennteilnahmen aller Stammfahrer 2021 bestritten hat, konnte nur ein Fahrer bislang mehr Führungsrunden in dieser Saison sammeln. Fabio Quartararo kommt auf 82 Umläufe in P1, dann folgt bereits Martin mit 42 Runden.

Jorge Martin erlöst Pramac Racing

Martins Sieg am Sonntag war der erste in der MotoGP-Geschichte für eine Satelliten-Ducati und damit auch für das Team von Pramac Racing. Dem Rookie ist damit das gelungen, woran sich viele große Namen wie Jack Miller, Francesco Bagnaia, Andrea Iannone, Johann Zarco, Danilo Petrucci, Alex Barros, Loris Capirossi, Ben Spies oder Toni Elias bislang die Zähne ausgebissen haben.