Honda steckt in der MotoGP seit dem Vorjahr in einer handfesten Krise. Der erfolgreichste Hersteller in der Geschichte der Motorrad-WM beendete die Konstrukteurs-WM 2020 nur auf dem 5. Rang und liegt auch in der laufenden Saison an dieser Position.

Bislang einziger Lichtblick war die Leistung von Marc Marquez, wie Honda-Teamchef Alberto Puig in einem Interview mit der offiziellen MotoGP-Webseite herausstreicht: "Was er aus der aktuellen Situation herausholt ist unglaublich. Er fährt im Grunde nur mit eineinhalb Armen und ist noch immer nicht hundertprozentig fit."

"Ich denke, so eine Leistung kann nur ein Mann vollbringen: Marc Marquez. Sein Potenzial - und das sage ich jetzt nicht als HRC-Manager sondern als ehemaliger Rennfahrer - ist sehr weit über dem aller anderen Fahrer", streute Puig seinem Schützling Rosen.

MotoGP-Fahrernoten - Teil 1: Unser Zeugnis zur Saisonhalbzeit (17:10 Min.)

Mit seinem Triumph am Sachsenring hatte Marquez für den ersten Honda-Sieg seit 2019 gesorgt. Nur eine Woche später war er in Assen als 7. erneut bestplatzierter Fahrer auf dem japanischen Fabrikat und liegt als WM-Zehnter in der Gesamtwertung vor allen drei Markenkollegen. Obwohl Marquez zwei Rennen weniger bestritt.

Denn der Saisonauftakt mit dem Doppel-Event in Katar kam für den Langzeitverletzten noch zu früh. "Wir hatten erwartet, dass er starten kann. Das war die erste böse Überraschung dieser Saison", gab Puig zu. Es sollte nicht die letzte bleiben, denn wie sich rasch herausstellte, schlug Pol Espargaro nicht wie erhofft ein.

Puig räumt Probleme bei Honda ein

"Wir hatten mit Pol einen neuen Fahrer, der Probleme hat, dieses Motorrad zu verstehen. Auch Alex und Taka haben nach wie vor Schwierigkeiten, weshalb die Saison für uns bislang nicht gut verläuft", so Puig. Die einzige Statistik, in der Honda aktuell voran liegt, ist jene über die Stürze: Pol Espargaro hält mit 13 Crashes an den neun bisherigen MotoGP-Wochenenden die Spitzenposition, Alex Marquez liegt mit zehn Stürzen unmittelbar dahinter, während Bruder Marc auf neun Crashes an sieben Wochenenden kommt.

Marc Marquez' Sieg am Sachsenring soll für Honda aber der Beginn einer Trendumkehr sein. "Dieser Erfolg war enorm wichtig für uns. Nicht nur aufgrund des Ergebnisses, sondern vor allem für die Einschätzung unserer Probleme mit dem Motorrad. Wir haben in dieser Hinsicht nun einiges verstanden und hoffen, dass auch die Fahrer das Potenzial künftig besser ausnutzen können."

Vor allem am Motorrad soll sich in der zweiten MotoGP-Saisonhälfte aber einiges verbessern, so Puig: "Wir haben keine Wahl. Wir müssen uns verbessern und genau das versuchen wir nun." Die besten Ergebnisse erhofft sich Honda natürlich von Marc Marquez, der nach der fünfwöchigen Sommerpause gestärkt zurückkommen soll.

Den sechsfachen MotoGP-Champion dürfe man niemals unterschätzen: "Ich glaube, dass einige Leute vergessen haben, wer Marc Marquez tatsächlich ist. Es gab seltsame Kommentare über sein Comeback und seine Möglichkeiten. Ich denke nicht, dass diese Leute um das tatsächliche Niveau eines Fahrers seines Kalibers wissen."