Im vergangenen Herbst musste Marc Marquez seinen rechten Arm bangen. Ein Heilungsfortschritt am damals bereits zwei Mal operierten Knochen war praktisch nicht zu erkennen, dauerhafte Einschränkungen drohten, das Karriereende sowieso. Erst mit dem dritten Eingriff und einer monatelangen Antibiotika-Therapie brachte man die Situation in den Griff. Nach 265 Tagen Verletzungspause gab Marquez sein Comeback, gut elf Monate nach dem folgenschweren Sturz in Jerez gewann er auf dem Sachsenring wieder ein MotoGP-Rennen.

Marc Marquez triumphiert am Sachsenring: Glück des Tüchtigen: (12:34 Min.)

Eine unglaubliche Rückkehr, mit der Marquez über die Grenzen der Motorradszene hinaus für Aufsehen gesorgt hat. Motorsport-Magazin.com wirft einen Blick in den Geschichtsbücher des Sports und vergleicht Marquez' Comeback mit den größten Auferstehungen anderer Superstars:

Roger Federer

Kein Tennisspieler hat in der Geschichte mehr Grand-Slam-Siege als Roger Federer gewonnen. Insgesamt 20 Mal triumphierte er bei einem der vier großen Turniere. Federer zählt ohne Zweifel zu den Allergrößten seines Sports. Nicht zuletzt, weil der Schweizer praktisch zwei erfolgreiche Karrieren bestritt. Als er sich im Januar 2016 eine schwere Meniskusverletzung zuzog, schienen seine besten Tage gezählt. Bereits vor der Verletzung waren die großen Erfolge ausgeblieben, seit 2012 hatte Federer keinen Grand-Slam-Titel mehr gewonnen. 339 Tage musste er nach der Meniskus-OP pausieren und kam danach umso triumphaler zurück. Federer gewann direkt die Australian Open und legte wenige Monate später in Wimbledon nach. 2018 gelang ihm in Melbourne ein weiterer voller Erfolg.

Michael Schumacher

In der Saison 1999 kämpfte Michael Schumacher um seinen ersten Titel für Ferrari. Vor dem Großbritannien-GP lag er nur acht Punkte hinter Mika Häkkinen. Kurz nach dem Start in Silverstone versagten aber die Bremsen an Schumachers Auto und er schlug mit hoher Geschwindigkeit in die Reifenstapel ein. Die Folge war ein Bruch des rechten Unterschenkels. Schumacher musste sechs Rennen oder umgerechnet 95 Tage pausieren. Beim vorletzten Grand Prix des Jahres in Malaysia kehrte er in eindrucksvoller Manier zurück. Im Qualifying brachte er fast eine Sekunde zwischen sich und das restliche Feld, im Rennen überließ er seinen im WM-Kampf befindlichen Teamkollegen Eddie Irvine den Sieg. Was in den nächsten Jahren folgte, ist bekannt: 'Schumi' holte für Ferrari fünf WM-Titel in Serie und wurde zum damals erfolgreichsten Formel-1-Fahrer der Geschichte.

Lindsey Vonn

Keine Unbekannte: Marquez und Vonn kennen sich über den gemeinsamen Sponsor, Foto: Red Bull
Keine Unbekannte: Marquez und Vonn kennen sich über den gemeinsamen Sponsor, Foto: Red Bull

Am 5. Februar 2013 nahm die Bilderbuchkarriere von Skirennläuferin Lindsey Vonn eine üble Wendung. Bei der Weltmeisterschaft Schladming stürzte sie im Super-G und zog sich einen Kreuzbandriss sowie einen Innenbandriss im rechten Knie zu. Die Saison war vorbei. Im November stürzte Vonn beim Training erneut und erlitt dabei am operierten rechten Knie einen Teilabriss des Kreuzbandes. Nach einem Comeback-Versuch wenige Tage später wurde ein totaler Riss des Kreuzbandes diagnostiziert. Vonn musste erneut operiert werden und fiel für eine weitere Saison aus. Anfang Dezember 2014 gab sie schließlich das Comeback in ihrer Königsdisziplin Abfahrt. Auf Rang acht folgte nur einen Tag später der erste Sieg nach 662 Tagen Verletzungspause. Vonn holte später noch drei kleine Kristallkugeln für Siege in den Weltcup-Disziplinenwertungen sowie vier Medaillen bei Großereignissen.

Mick Doohan

Natürlich wäre unsere Liste nicht vollständig ohne das größte Comeback in der Geschichte der Motorrad-WM. Mick Doohan war 1992 auf dem besten Weg zum neuen Dominator der 500ccm-Klasse. Von den ersten sieben Saisonrennen hatte er fünf gewonnen und zwei auf dem zweiten Rang beendet. Im Training zur Dutch-TT in Assen stürzte er aber heftig und zog sich schwere Verletzungen am rechten Bein zu. Bei der Operation kam es zu Komplikationen, Doohan drohte die Amputation. Um das zu vermeiden, wurde Doohan von MotoGP-Arzt Dr. Costa aus dem Krankenhaus in den Niederlanden entführt und in seine Klinik in Bologna gebracht. Dort nähte Costa beide Beine zusammen, um die Blutzirkulation sicherzustellen. Erst nach zwei Wochen wurden sie wieder getrennt. Doohan kämpfte gegen heftige Infektionen an, immer wieder strömten große Mengen an Flüssigkeit unkontrolliert aus seinem Bein aus. Das hinderte ihn aber nicht daran, nach nur 57 Tagen in Brasilien wieder auf seiner Honda zu sitzen. Platz zwölf in Interlagos und Rang sechs beim Finale in Kyalami reichen knapp nicht zum Titel. Auch 1993 kämpft Doohan noch mit seiner Verletzung, ab 1994 ist er aber praktisch unschlagbar und holt fünf WM-Titel in Serie.