Yamaha liegt in allen drei WM-Wertungen der MotoGP voran. Dennoch schrillen beim japanischen Hersteller nach den vergangenen Rennen die Alarmglocken. Denn aktuell ist aus dem hochkarätigen Lineup lediglich Fabio Quartararo im Stande, die M1 im Spitzenfeld zu positionieren.

So auch am Sachsenring, wo der WM-Leader mit Rang drei seinen fünften Podestplatz der laufenden MotoGP-Saison holte. Seine Markenkollegen landeten im abgeschlagenen Hinterfeld: Valentino Rossi holte als 14. immerhin noch Punkte, Franco Morbidelli und Maverick Vinales landeten auf den letzten beiden Rängen.

Für Vinales war es der erste Zieleinlauf seit seinem MotoGP-Aufstieg, der ihn nicht in die Punkte brachte. Den letzten Platz hatte er in seiner gesamten WM-Karriere ohnehin noch nie belegt. "Ich habe keine Antworten. Ich konnte heute nicht überholen, das war mit diesem Motorrad unmöglich", gab er sich in seinem Videocall nach dem Rennen verzweifelt.

Vinales am Sachsenring desaströs

Zuletzt in Barcelona hatte Vinales seinen Crewchief Esteban Garcia verloren, weil Yamaha ihn künftig beim erfahrenen Silvano Galbusera besser aufgehoben sieht. Am Sachsenring ging dieses Experiment gehörig in die Hose, weshalb Vinales auch sauer war: "Niemand kann mir sagen, was hier momentan vor sich geht. Ich habe keine Ahnung, wie es in Assen sein wird. Momentan kann ich im Rennen nicht viel mehr machen als Daten zu sammeln."

Rossi stimmte in diesen Tenor mit ein: "Ich hatte mir mehr erwartet, aber man hat gesehen, dass auch Franco und Maverick große Probleme hatten. Wir sind in Schwierigkeiten: Wenn du mit der Yamaha nicht weit vorne startest, wird es im Rennen kompliziert. Wenn wir anderen Piloten hinterherfahren, können wir die Vorteile unserer Maschine nicht nutzen. Wir haben Probleme im Zweikampf, das ist nicht einfach mit der Yamaha."

Im Rennen konnte Rossi daher lediglich Luca Marini, Enea Bastianini und Iker Lecuona überholen. Vinales und Morbidelli konnten sich lediglich intern duellieren, da bei Vinales selbst Attacken auf Lecuona letztlich ins Leere liefen. "Wir sind auf den Geraden zu langsam", führte Rossi einmal mehr ins Feld. Doch diese Ausrede galt am Sonntag am Sachsenring nicht.

Quartararo einziger Erfolgsgarant

Denn Vinales fehlten im Topspeed-Durchschnitt nur 2,5 km/h auf Sieger Marc Marquez und 1,6 km/h auf den Zweitplatzierten Miguel Oliveira. Rossi selbst war wiederum nur 1,6 km/h langsamer als Vinales. Kein entscheidender Nachteil auf dem ohnehin langsamen Sachsenring. Wie es mit den vorhandenen Mitteln besser geht, bewies Fabio Quartararo, der mit dem exakt gleichen Topspeed-Schnitt wie Vinales auf das Podest fuhr.

Wieder einmal holte der Franzose damit für Yamaha die Kohlen aus dem Feuer. So wie bereits in der gesamten Saison. In fünf der bisherigen acht Rennen war Quartararo der stärkste Yamaha-Fahrer. Mit 131 holte er rund die Hälfte aller Punkte, die 2021 auf einer Yamaha erobert wurden (die anderen drei Fahrer kommen zusammen auf 132).

Doch wer glaubt, dass bei Quartararo alles eitel Wonne ist, der irrt. "Ich hatte heute Probleme und hatte nicht das gute Gefühl der vergangenen Rennen", so der Franzose nach dem Rennen. "Das Vorderrad hat sich seltsam verhalten und auch das Heck hat sich anders angefühlt als sonst. Wir mussten viele Dinge ausprobieren."

Yamaha: Keine großen Updates mehr

Das sollte eine Warnung für den Franzosen sein, der schon im Vorjahr eine komfortable WM-Führung in der zweiten Saisonhälfte verspielte. Allzu große Unterstützung aus der technischen Abteilung von Yamaha ist nicht mehr zu erwarten, wie Rossi am Sonntag verriet: "Das war es mit diesem Motorrad. Der nächste Test ist erst in Misano, vielleicht gibt es dort noch etwas Neues. Wir müssen nun das Beste aus diesem Material holen, denn unser Paket ist fertig."

Yamaha droht ein Schicksal wie Honda zu erleiden, wo Marc Marquez in den vergangenen Jahren auch der einzige Fahrer aus dem Lineup war, der das Motorrad auf die Spitzenpositionen bringen konnte. Die Formkurve bei Vinales, Rossi und Morbidelli ist jedenfalls besorgniserregend.