Toprak Razgatlioglu gilt als aktuell heißeste Aktie der Superbike-WM. Der 24-jährige Türke in den Diensten von Yamaha fuhr in sieben der bisherigen neun WSBK-Läufen auf das Podest, feierte zuletzt in Misano seinen ersten Saisonsieg und liegt nach den ersten drei Events nur 20 Punkte hinter Langzeit-Dominator Jonathan Rea.

Zahlreiche Medien bringen Razgatlioglu daher bereits mit einem Wechsel in die MotoGP in Verbindung. Denn ausgerechnet bei seinem Arbeitgeber Yamaha könnte für die kommende Saison Bedarf bestehen, wenn sich Valentino Rossi zu einem Karriereende entscheidet oder für sein eigenes Team antreten will.

Teamchef lobt Razgtalioglu

Razgatlioglu selbst wich Fragen nach einem Wechsel in die MotoGP bislang aus, doch Yamahas Superbike-Chef Andrea Dosoli gab nun eine klare Empfehlung für seinen Schützling in Richtung der japanischen Konzernführung ab: "Ich bin der Meinung, dass es für Yamaha gut wäre, einen Fahrer wie Toprak in der MotoGP zu haben", sagte der Italiener in einem Interview mit dem italienischen Fachportal GPone.

"Er ist jung, er ishc schnell, aber vor allem hat er das Talent, sich schnell an das Fahren eines Prototypen anzupassen. Sein Ziel ist aber, zuerst hier in der Superbike-WM den Titel zu gewinnen", so Dosoli weiter. Letzteres hatte zuletzt auch Razgatlioglus Manager und Langzeitförderer Kenan Sofuoglu zu einer Bedingung für einen Wechsel in die MotoGP erklärt.

Bis zu einer möglichen Titelentscheidung im Herbst kann Yamaha mit dieser wichtigen Personalie aber nicht warten. Es ist unklar, ob sich der japanische Hersteller in die Fahrerwahl des Petronas-Teams einmischen wird. Denn aktuell wird hinter den Kulissen noch an einer Verlängerung der Zusammenarbeit über die Saison 2021 hinaus verhandelt.

Petronas verhandelt noch mit Yamaha

Die Stimmung zwischen dem malaysischen Team und Yamaha ist unterkühlt, nicht zuletzt weil die Japaner dem VR46-Team Motorräder für 2022 zum halben Preis, den Petronas 2021 dafür bezahlt, angeboten haben. Da sich der Rossi-Rennstall aber wohl für Ducati entscheiden wird, haben weder Petronas, noch Yamaha Alternativen zu einer Verlängerung der Partnerschaft.

Wie diese aussehen wird, daran wird aktuell am Verhandlungstisch gebastelt. Fix ist für 2022 bislang nur, dass Franco Morbidelli dort fahren wird, da er seinen Vertrag direkt mit den Malaysiern geschlossen hat, und dass ihm von der Teamführung ein vollwertiges Werksmotorrad der neuesten Generation zugesagt wurde.

Viele Unklarheiten

Laut britischen Medien sollen die Petronas-Verantwortlichen für das zweite Motorrad (das vermutlich erneut keine reinrassige Factory-Maschine sein wird, insofern Yamaha keinen Rabatt gibt) zu einer teaminternen Lösung mit Xavi Vierge oder Jake Dixon, die für Petronas bereits in der Moto2 fahren, tendieren.

Gegen einen Wechsel von Razgatlioglu spricht der Umstand, dass zuletzt zwar einige MotoGP-Fahrer in die Superbike-WM wechselten, aber der umgekehrte Weg kaum noch zu schaffen ist. Loris Baz und Eugene Laverty waren 2015 die bislang letzten Piloten, die direkt aus der WSBK in der MotoGP anheuern konnte.