Der Tod von Jason Dupasquier überschattete den MotoGP-Sonntag in Mugello. Dass das Rennprogramm nach der offiziellen Meldung über das Ableben des 19-jährigen Schweizers weiter durchgezogen wurde, stieß einigen Piloten sauer auf.

So übte Danilo Petrucci offen Kritik an den Verantwortlichen: "Von menschlicher Seite fühlt es sich nicht ganz sauber an, auf einer Strecke zu fahren, auf der erst vor 24 Stunden ein Mensch gestorben ist. Ich fühle mich schmutzig, ein Rennen zu fahren, wenn einer von uns, ein Fahrer wie ich, nicht mehr unter uns ist."

"Was wäre, wenn es einen Fahrer aus der MotoGP-Klasse erwischt hätte?", fragte Petrucci. "Wäre genauso gehandelt worden? Macht man hier einen Unterschied, weil es das Leben eines Moto3-Fahrers war?"

MotoGP-Rennen nach Tod von Jason Dupasquier: Fahrer verärgert: (12:05 Min.)

Bagnaia stellt Sinnfrage

Francesco Bagnaia stimmte in Petruccis Tenor mit ein: "Was heute passiert ist, war nicht korrekt. Wäre das einem MotoGP-Fahrer zugestoßen, wären wir heute niemals gefahren. Ich bin nicht glücklich darüber, dass irgendjemand heute die Entscheidung getroffen hat, dieses Rennen starten zu lassen."

Bagnaia kritisiert auch, dass die Fahrer in eine derartige Entscheidung nicht miteinbezogen wurden. Obwohl die Meldung vom Tod Dupasquiers fast zwei Stunden vor Start des MotoGP-Rennens veröffentlicht wurde, kam es zu keinem Meeting zwischen Rennleitung und den Fahrern um das weitere Vorgehen gemeinsam abzustimmen.

Stattdessen wurden die Fahrer über eine gemeinsame Schweigeminute in der Startaufstellung informiert, die nur 15 Minuten vor dem MotoGP-Rennstart angesetzt wurde. Für Bagnaia war das emotional zu viel: "Nach dieser Schweigeminute konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Es fiel mir schwer, meinen Tränen nicht freien Lauf zu lassen. Dass ich im Rennen gestürzt bin, spielt keine Rolle. Ich konnte nur noch daran denken, dass wir hier einen 19-jährigen Fahrer verloren haben."

"Als ich diese Nachricht bekam, habe ich zu Davide (Teammanager Tardozzi; Anm.) gesagt, dass ich heute nicht starten will", stellte Bagnaia klar, der letztlich dennoch seinen Platz in der Startaufstellung einnahm, sich aber auf der zweiten Runde in Führung liegend in das Kiesbett verabschiedete.

Viele Fahrer verteidigen Entscheidung

Jack Miller konnte die Kritik seines Teamkollegen nicht ganz nachvollziehen: "Niemand hält dir eine Pistole an den Kopf. Wenn du fahren willst, kannst du fahren. Am Ende haben sie uns alle nur das tun lassen, was wir alle am meisten lieben und was auch Jason am meisten geliebt hat."

Valentino Rossi hatte eine ähnliche Meinung: "Nach dem, was Jason gestern zugestoßen ist, muss man sich natürlich fragen, warum wir gefahren sind. In solchen Momenten verliert alles seinen Sinn. Es ergibt aber auch keinen Sinn, das Rennen abzusagen. Was wir heute tun, kann nicht mehr ungeschehen machen, was gestern passiert ist."

Franco Morbidelli pflichtete seinem großen MotoGP-Mentor bei: "Ich kann verstehen, warum einige Fahrer lieber nicht gestartet wären. Das Gefühl in der Startaufstellung war nicht schön. Aber das Rennen abzusagen hätte nichts verändert." Der Vizeweltmeister fand klare Worte: "Ich muss es so deutlich sagen: So etwas ist nicht zum ersten Mal passiert und wird auch nicht zum letzten Mal passiert sein. Manchmal ist das Leben eben scheiße. Da müssen wir alle durch."

Quartararo steht hinter Schweigeminute

Mugello-Sieger Fabio Quartararo ging Jason Dupasuiers Tod sichtlich nahe. Der emotionale Franzose brach im Ziel in Tränen aus und nahm eine Schweizer Flagge aus seine Auslaufrunde mit, die er am Ende auch gemeinsam mit Miguel Oliveira und Joan Mir nach der Siegerehrung auf dem Podest präsentierte.

Für Quartararo habe die MotoGP-Offiziellen aber völlig richtig gehandelt: "Es war für uns alle emotional nicht einfach, doch diese Schweigeminute war wichtig - aus Respekt für Jason, seine Familie und sein Team. Dass wir danach ein Rennen bestritten haben - da muss ich jetzt ganz ehrlich sein: Das ist nun einmal unser Job."