Einen lächelnden Alberto Puig sieht man nur ganz selten. Meist presst der Honda-Teammanager die Lippen aufeinander, seine Stirn in tiefe Falten geworfen. Wird Puig zum Interview gebeten, wirkt er oft angriffig, mürrisch oder desinteressiert. Wohlfühlatmosphäre kommt für den Konsumenten da selten auf.

Gute Stimmung verbreitet Puig aber in der Repsol-Honda-Garage, wie seine Schützlinge Pol Espargaro und Marc Marquez zuletzt in Le Mans verrieten. Dort gab Puig sein Comeback an der Rennstrecke, nachdem er die Rennwochenenden in Portimao und Jerez aus gesundheitlichen Gründen auslassen musste. Er leidet bis heute an den Folgen seines schlimmen Sturzes beim Frankreich-GP 1995. Puig zertrümmerte sich damals das linke Bein völlig und musste sich nun wieder einmal einer Operation unterziehen.

Puigs Rückkehr an die Rennstrecke war für seine Fahrer eine große Erleichterung. "Ich möchte nicht sagen, dass die Kommunikation zwischen mir und den Japanern schlecht ist", sagte Pol Espargaro. "Es fällt mir aber leichter, Alberto meine Probleme zu erklären. Zum einen weil die japanische Kultur sich von unserer doch sehr entscheidet, vor allem aber, weil Alberto selbst Rennfahrer war. Das macht ihn für mich wichtig - sehr wichtig! Er versteht meine Gefühle, wohingegen die Techniker nur Zahlen sehen. Für sie bist du eine Zahl auf einem Motorrad voller Zahlen. Alberto sieht alles etwas menschlicher, versteht meine Probleme und kann sie dann an die japanischen Ingenieure weiterleiten. Ich spreche sehr viel und sehr offen mit ihm. Alberto versteht mich wirklich gut. Er ist für mich absolut entscheidend im Team."

Puig war jahrelang Mentor von Dani Pedrosa, Foto: Repsol Media
Puig war jahrelang Mentor von Dani Pedrosa, Foto: Repsol Media

Vollste Zustimmung erhält Espargaro von seinem Teamkollegen Marc Marquez. "Der Team-Manager muss es schaffen, dass die japanischen Angestellten, das Einsatzteam und die Fahrer gut zusammenarbeiten. Wenn Alberto an der Strecke ist, funktioniert das für alle Seiten viel besser ist. Er hat die Truppe im Griff", verrät der MotoGP-Superstar. Wie bei der Konkurrenz von Suzuki und Yamaha teilt sich ja auch die Honda-Mannschaft in eine größtenteils japanische Entwicklungsabteilung und ein europäisches Einsatzteam auf.

Laut Marquez war Puig sogar mitentscheidend für seine bemerkenswerte Vertragsverlängerung bis Ende 2024. "Wie Pol richtig sagt: Alberto ist viele Jahre selbst in der Königsklasse gefahren. Ich will nicht sagen, dass ihn das generell zu einem besseren oder schlechteren Team-Manager macht, aber für mich war es einer der Gründe, warum ich 2020 für vier weitere Jahre unterschrieben habe. Er ist eine ganz wichtige Person im Team. Wenn es wirklich zur Sache geht, ist er derjenige, der in Meetings am meisten und am ehrlichsten spricht."