Marc Marquez führte in Le Mans zum ersten Mal seit seinem Comeback wieder ein MotoGP-Rennen an. In den chaotischen Runden bei einsetzendem Regen behielt er den besten Durchblick und eroberte beim Bike-Wechsel des Flag-to-Flag-Rennens die Spitzenposition. Nach zwei Crashes musste er Frankreich aber enttäuscht und ohne Punkte verlassen.

"Am meisten bin ich von meinem zweiten Sturz enttäuscht, denn der war nicht notwendig", gestand Marquez rund zweieinhalb Stunden nach Rennende in einem Videocall. "Ich war nicht konzentriert, wusste gar nicht, dass ich zu diesem Zeitpunkt um so viel schneller war als die anderen und habe an meinen Arm gedacht." Zehn Runden vor Schluss war Marquez' Rennen damit beendet.

Zuvor hatte er in der von ihm gewohnten Art zwischen Genie und Wahnsinn für Aufsehen gesorgt. In einer hektischen Anfangsphase hatte er unmittelbar vor dem Wechsel auf das Regen-Motorrad den Turbo gezündet und lag am Ende der Boxengasse in Führung. Dank einer starken Outlap lagen am Ende der 6. Runde nur noch Fabio Quartararo und Jack Miller in einem Abstand von unter zehn Sekunden hinter Marquez.

Flag-to-Flag-Schlacht von Le Mans aus Sicht der MotoGP-Fahrer (09:20 Min.)

Marquez crasht in Führung

Die Freude über die Führung wehrte aber nicht lange, denn bereits in der 8. Runde verabschiedete sich der Spanier in den Kies. "Ich bin gestürzt, als ich überhaupt nicht damit rechnen konnte. Aber so etwas passiert leider in Flag-to-Flag-Rennen, da man viel Risiko nehmen muss. Es gab ja einige Unfälle heute", so Marquez, der nach seinem Crash plötzlich 52 Sekunden hinter der Spitze lag.

Es dauerte einige Runden, bis der Spanier seine Pace wieder fand, doch dann startete er eine Aufholjagd. Mitte des Rennens fuhr er die schnellsten Rundenzeiten im gesamten Feld und schnappte sich bis zur 16. Runde Tito Rabat, Enea Bastianini, Brad Binder, Iker Lecuona und Luca Marini.

Als er an den Top-10 anklopfte, unterlief ihm zwei Runden später aber der entscheidende Fehler, nach dem er aufgeben musste und zum ersten Mal in dieser Saison punktelos blieb. "Ich bin sauer auf mich selbst, denn ich hatte andere Dinge im Kopf als meine Position auf dem Bike. Ich habe die Bedingungen auf der Strecke nicht bedacht und hätte diesen Sturz verhindern können."

Bike-Wechsel stand bevor

Marquez verriet, dass er in den letzten zehn Runden des Rennens in Le Mans alles auf eine Karte setzen wollte: "Ich hatte unmittelbar davor meinem Team ein Zeichen gegeben, das zweite Motorrad mit Slicks vorzubereiten, denn die Strecke war bereit dafür." Doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Sein Fazit fiel daher ernüchternd aus: "Wir haben heute die Chance nicht genutzt, die uns das Wetter gegeben hat. Ich bin darüber sehr enttäuscht. Jetzt muss ich mich darauf konzentrieren, wie ich zwei Rennwochenenden hintereinander überstehen kann. Ich rechne mit Problemen."

Denn im MotoGP-Kalender geht es nun Schlag auf Schlag. In zwei Wochen steht das Rennen in Mugello auf dem Prorgamm, auf das unmittelbar der Lauf in Barcelona folgt. Nach einer einwöchigen Pause geht es danach mit einem Doppelschlag am Sachsenring und in Assen weiter. Vier Rennen in fünf Wochen - für den körperlich noch immer nicht voll fitten Marquez eine große Herausforderung.