Die Macht des Holeshot-Devices, also der Vorrichtung zum Absenken des Motorrads am Start, wurde beim ersten MotoGP-Saisonrennen 2021 mehr als deutlich. In Katar schossen die vier aktuellen Ducatis mit ihrem überlegenen System der Konkurrenz auf und davon. Seither ist das Holeshot-Device in aller Munde. Nachzügler in diesem Bereich, beispielsweise Yamaha oder Suzuki, arbeiten fieberhaft daran, die Lücke zu Ducati zu schließen.

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In Le Mans am Sonntag wollen viele Fahrer aber freiwillig auf das System verzichten. Wieso ist das so? Zum einen müssen wir zwischen trockener und nasser Strecke unterscheiden. Beginnt das Rennen im Regen, wird das Holeshot-Device nicht zum Einsatz kommen. Durch den deutlich schlechteren Grip wird das System nutzlos, da der extreme Vortrieb ohnehin nicht auf den Boden gebracht werden kann.

Anders ist die Lage auf trockener Strecke. Da wäre das Holeshot-Device am Start wie gewohnt eine große Hilfe. Problematisch wird es allerdings, wenn die Fahrer die Start-Ziel-Gerade verlassen. Denn das System, bei dem das Motorrad vorne, hinten oder an beiden Enden eingefedert wird, deaktiviert sich automatisch beim ersten Bremsmanöver. Das Durchfahren einer Kurve im abgesenkten Zustand ist schließlich brandgefährlich. Zum einen wird das Motorrad dadurch bei Lenkmanövern viel träger, zum anderen ist der Federweg massiv eingeschränkt, was kleinste Bodenwellen zu Sturzfallen machen kann.

Auf allen anderen Strecken im aktuellen MotoGP-Kalender befindet sich der erste Bremspunkt in Kurve eins. Somit müssen sich die Fahrer diesbezüglich keine Sorgen machen. Le Mans bildet hier aber eine Ausnahme. Den ersten Bremspunkt gibt es hier erst in der schwierigen Linkskurve von Turn 3, davor geht es ungebremst und mit hohem Tempo durch zwei Rechtsknicks. "Es wird spannend zu sehen sein, wer das System im Rennen verwendet. Ich habe es im Vorjahr probiert und es war alles andere als angenehm", verriet Jack Miller bereits am Donnerstag.

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Polesitter Fabio Quartararo will das Holeshot-Device trotz aller Bedenken am Sonntag einsetzen, ist für ihn und seine Yamaha-Kollegen eine gute Position nach dem Start doch besonders wichtig. "Es wird sicher nicht einfach, aber wir müssen es verwenden. Diesen Vorteil dürfen wir nicht ungenützt lassen", ist er überzeugt.

Die Ducati-Fahrer haben bislang keine Entscheidung diesbezüglich getroffen. Johann Zarco, Francesco Bagnaia und Jack Miller wollen sich erst am Sonntag entscheiden. Miller vielleicht sogar in letzter Sekunde. "Ich werde mich in der Startaufstellung umsehen. Wenn alle ihren Hintern absenken, dann werde ich wohl das Gleiche machen", schmunzelte er am Samstagabend.