Ducati und Yamaha schoben sich am Freitagabend gegenseitig die Favoritenrolle für das Auftaktrennen in Katar zu. Franco Morbidelli hatte im 1. Training die Bestzeit geholt, Jack Miller im 2. Training mit der schnellsten Rundenzeit des Tages. In den Top-10 des Freitags-Klassements fanden sich drei Motorräder von Ducati und vier von Yamaha.

Jack Miller, der bereits bei den Testfahrten die schnellste MotoGP-Runde in der Geschichte des Katar-GP erzielt hatte, übte sich nach seiner Tagesbestzeit in Zurückhaltung: "Ich habe ein bisschen Angst vor dem Qualifying, denn Franky (Morbidelli; Anm.) ist enorm schnell und stark. Er hat seine schnellste Rundenzeit bereits im dritten Run erzielt und hat im Gegensatz zu den meisten anderen Fahrern dafür keinen neuen Reifensatz benutzt. Für mich ist er der Mann, den es zu schlagen gilt."

Morbidelli konnte dieser Aussage nicht zustimmen: "Ich verliere auf Jack viel im ersten und vierten Sektor, jene Bereiche mit den langen Geraden. Es wird hart, unseren Nachteil dort irgendwie auszugleichen. Es gibt leider kaum Platz für eine Strategie, wenn du gegen eine Ducati kämpfen musst." Denn obwohl Yamaha beim Topspeed im Vergleich zu vergangenen Jahren deutlich zulegen konnte, fehlen immer noch vier bis sechs km/h auf den Primus Ducati.

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Ducati das stärkste Motorrad in Katar?

Johann Zarco war mit einem Bestwert von 354,0 km/h wie schon bei den Testfahrten der schnellste aus dem Aufgebot der Italiener. Die Aussage, dass die Desmosedici das stärkste Motorrad in Katar sei, wollte er sich auf Nachfrage von Journalisten aber nicht aus der Nase ziehen lassen: "Wir sind eines der Motorräder, die es zu schlagen gilt. Aber man kann noch nicht sagen, dass wir das beste Bike im gesamten Feld haben."

Markenkollege Bagnaia, der die zweitschnellste Rundenzeit des Tages erzielte, sieht ebenfalls Morbidelli als den Favoriten an: "Diese Strecke kommt uns zwar entgegen, aber Franky hat eine tolle Pace an den Tag gelegt. In den ersten Runden wird er versuchen, vorne weg zu fahren und wir werden alles geben müssen, um dran zu bleiben. Vielleicht bekommen wir dadurch aber mehr Probleme mit den Reifen", mutmaßte der Italiener.

Yamaha muss am Samstag volles Risiko nehmen, um am Sonntag durch einen guten Start die Trümpfe für den Auftaktsieg in der Hand zu halten. Daraus machen auch die beiden Werksfahrer Fabio Quartararo und Maverick Vinales keinen Hehl. "Unsere einzige Chance ist, als Führende in die erste Kurve zu gehen und danach auf Teufel komm raus Gas zu geben", analysierte Vinales am Freitag.

Yamaha-Fahrer fordern mehr Unterstützung

Ducatis neue Startvorrichtung, bei der Heck und Front abgesenkt werden kann, macht die Aufgabe für Yamahas Asse nicht leichter. "Ducati war schon immer unglaublich stark am Start, aber in diesem Jahr sind sie noch besser. Unsere Starts werden besser, aber wir sind noch nicht dort, wo wir sein wollen", so Vinales, der am Freitag - wie bereits bei den Testfahrten - bei jedem Verlassen der Boxengasse einen Startvorgang simulierte.

Fabio Quartararo nahm Yamahas Startvorrichtung (hier kann nur das Heck eingefedert werden) unter Beschuss. Der Franzose wünscht sich eine rasche Nachbesserung: "Auf einer Yamaha ist es sehr leicht, am Start einen Fehler zu machen, aber sehr schwierig, es gut hinzubekommen. Aber selbst wenn wir es perfekt erwischen, sind wir im Vergleich zu den Anderen langsame Starter. Das ist ein Schwachpunkt, den wir dringend eliminieren müssen. So schwer kann das ja nicht sein." Vinales pflichtete seinem Teamkollegen bei: "Wir hatten bislang noch nichts, was unsere Starts schneller machen konnte."

Der Schlagabtausch zwischen Ducati und Yamaha geht am Samstag im MotoGP-Qualifying in die nächste Runde. Ab 18:00 Uhr steht Q1 auf dem Programm, Motorsport-Magazin.com berichtet im Live-Ticker.