Hinter Andrea Dovizioso liegen turbulente Monate. Im August wurde die Trennung von Ducati mit MotoGP-Saisonende 2020 bekanntgegeben. Dovizioso hoffte, bei einem anderen Hersteller unterzukommen. Vielversprechende Angebote blieben aber aus. Testfahrerrollen kamen für ihn ebenso wenig in Frage wie ein Platz bei einem Nachzüglerteam. Und so fehlt der Italiener im MotoGP-Grid 2021 - zumindest nach aktuellem Stand.

Denn die Nachricht, die uns am Mittwoch erreichte, könnte ein erstes Anzeichen sein, dass sich das vielleicht doch noch ändert. Da verriet Aprilia nämlich via Presseaussendung, dass Dovizioso von 12. bis. 14. April in Jerez die RS-GP testen wird. "Als wir über die Möglichkeit für diesen Test gesprochen haben, bin ich der Einladung gerne nachgekommen, um wieder ein MotoGP-Bike zu fahren, in Form zu bleiben und den Ingenieuren mein Feedback zu liefern", wird Dovizioso in der Aussendung zitiert.

Eine Begründung, die zumindest bezweifelt werden darf. Denn drei Testtage alleine werden 'Dovi' im Hinblick auf ein angepeiltes MotoGP-Comeback 2021 nicht weiterhelfen. Außerdem wird Aprilia einem der aufmerksamsten und technologisch versiertesten Fahrer nicht grundlos drei Tage lang Einblicke in sein Projekt gewähren, nur um ihn dann wieder in Richtung eines Konkurrenzherstellers ziehen zu lassen.

Man darf also davon ausgehen, dass Doviziosos erster MotoGP-Test für Aprilia nicht sein letzter sein wird. Wie aber könnte es weitergehen? Eine Möglichkeit wäre, dass der dreifache Vizeweltmeister der Königsklasse 2021 permanent die Rolle des Testfahrers für Aprilia übernimmt. Diese bekleidet momentan ja theoretisch Bradley Smith. Der Brite ist damit aber wenig glücklich. Er soll nach der Beförderung von Lorenzo Savadori zum zweiten Stammfahrer neben Aleix Espargaro verstimmt sein. Die Tatsache, dass Smith als einziger Entwicklungsfahrer nicht am offiziellen MotoGP-Test in Katar teilgenommen hat, untermauert das.

MotoGP-Testauftakt: Wie viel ist die Aprilia-Bestzeit wert?: (12:52 Min.)

Als Testfahrer könnte Dovizioso in diesem Jahr die Aprilia RS-GP ohne Beschränkungen nach seinen Bedürfnissen weiterentwickeln und 2021 die Position als Stammfahrer übernehmen. Im Vorjahr lehnte er eine Position im MotoGP-Projekt der Italiener noch dankend ab, doch das neue Motorrad scheint ein deutlicher Sprung nach vorne zu sein, wie die bärenstarken Testleistungen von Aleix Espargaro nahelegen. Ein konkurrenzfähiges Paket also, wie es Dovizioso stets als Bedingungen für einen Verbleib beziehungsweise ein Comeback in der MotoGP nannte.

Sollte sich Dovizioso beim ersten Test im April auf der Aprilia sofort wohlfühlen, könnte er sogar viel früher als erwartet in die MotoGP-Startaufstellung zurückkehren. Denn die Leistungen von Lorenzo Savadori ließen bislang massiv zu wünschen übrig. Von einer Schulterverletzung geplagt, war er in Katar mit Abstand langsamster Stammfahrer und musste sich sogar einigen Testpiloten geschlagen geben. Ändert sich das nicht schlagartig, könnte ihn Dovizioso theoretisch schon nach zwei Rennen in der Saison 2021 beerben.

Dafür gäbe es nur eine bürokratische Hürde, die aber wohl zu meistern wäre. Da Dovizioso nicht auf der Starterliste für die MotoGP-Saison 2021 steht, müsste Aprilia seinen dauerhaften Einsatz an Stelle von Savadori bei der Teamvereinigung IRTA absegnen lassen. Die IRTA, eng mit Promoter Dorna verbandelt, kennt aber den großen Wert Doviziosos für die MotoGP. Die Bewilligung wäre somit wohl reine Formsache.