Die MotoGP-Testfahrten in Katar sind zu Ende. Da am letzten Tag heftiger Wind über den Losail International Circuit fegte und beinahe alle Fahrer auf ihren Einsatz verzichteten, geht ein Großteil des Starterfeldes mit lediglich vier Testtagen in die neue MotoGP-Saison. Motorsport-Magazin.com mit einer Analyse des zweiten Testblocks.

Die schnellsten Rundenzeiten

1:53,380 Minuten - diese Rundenzeit erzielte Marc Marquez 2019 in Katar. Diesmal konnten gleich vier Fahrer diesen Wert unterbieten: Franco Morbidelli, Fabio Quartararo und Maverick Vinales sowie Jack Miller, der nun mit 1:53,183 Minuten den neuen Rekord hält. In den Top-10 fanden sich sieben Zeiten von Yamaha-Fahrern, zwei von Ducatisti sowie die persönliche Bestzeit von Aprilia-Speerspitze Aleix Espargaro.

Die 10 schnellsten Rundenzeiten (2. Test)

P Fahrer Rundenzeit
1. Jack Miller 1:53,183
2. Maverick Vinales 1:53,244
3. Fabio Quartararo 1:53,263
4. Franco Morbidelli 1:53,323
5. Fabio Quartararo 1:53,398
6. Francesco Bagnaia 1:53,444
7. Maverick Vinales 1:53,510
8. Maverick Vinales 1:53,581
9. Maverick Vinales 1:53,587
10. Aleix Espargaro 1:53,640

Longruns: Wind verbläst Ducati-Konkurrenz

Der Sturm am Freitag machte allen Fahrern einen Strich durch die Rechnung, die am Finaltag der Wintertests eine Rennsimulation geplant hatten. Der Nutznießer davon war Ducati, wo man bereits am Donnerstag ausgiebig Longruns fahren ließ. Luca Marini und Jack Miller bestritten jeweils eine volle GP-Distanz, Johann Zarco 16 fliegende Runden in Folge, Pecco Bagnaia und Enea Bastianini 14, Jorge Martin mit 11 Runden immerhin eine halbe Renndistanz.

Rekordjagd beim MotoGP-Test: Neue Bestwerte in Katar (10:22 Min.)

Mit Pol Espargaro (13 Runden) bestritt nur ein einziger Ducati-Konkurrent am Donnerstag einen Longrun. Der katalanische Honda-Neuzugang kam dabei auf eine Pace von 1:55,20 Minuten und lag damit in etwa auf dem Niveau von Jack Miller (1:55,29 Min.) und schneller als die beiden Pramac-Fahrer Johann Zarco (1:55,76) und Jorge Martin (1:55,80). Die beiden MotoGP-Rookies Luca Marini (1:55,98) und Enea Bastianini (1:55,34) gaben ebenfalls eine gute Figur ab. Der beste Longrun gelang aber Francesco Bagnaia, der seine 14 Runden in einer durchschnittlichen Pace von 1:54,94 Minuten abspulte.

Rundenbilanz

77 Runden drehte Maverick Vinales am Mittwoch - es war die größte Distanz eines Fahrers an einem Tag bei diesen Testfahrten. Diese Performance war auch der Hauptgrund, dass Vinales mit insgesamt 142 Runden an den drei Tagen das höchste Pensum abspulte.

Auf dem zweiten Platz der Rundenbilanz landete Johann Zarco, der mit 71 Laps am Donnerstag der aktivste Fahrer war. Pol Espargaro landete mit 126 Runden auf dem dritten Rang. Einige Stammfahrer konnten hingegen nicht einmal 100 Laps abspulen: So etwa der verletzte Alex Marquez (92), die Rookies Jorge Martin (86) und Enea Bastianini (82) sowie Iker Lecuona (87) und die beiden Aprilia-Fahrer Lorenzo Savadori (79) und Aleix Espargaro (87).

Aprilia belegte damit - wie bereits beim ersten Test - den klar letzten Platz unter allen Herstellern. Da man auf den Einsatz von Testfahrer Bradley Smith verzichtete, kam die RS-GP bei dem zweiten Test nur auf 166 Runden. Das ist weniger als die Hälfte der Laufleistung von Suzuki (371) oder Honda (395). Deutlich mehr Laps spulten Ducati (489 - ohne die beiden Avintia-Bikes) und KTM (503) ab. Die größte Distanz legte erneut Yamaha mit seinen ingesamt sieben Fahrern zurück: 705 Runden absolvierte man an den beiden Tagen.

Topspeed-Werte im Vergleich

Neben dem Rundenrekord wurde auch der Topspeed-Bestwert in Katar geknackt. Diesen hielt bislang Marc Marquez mit 352,0 km/h, doch bereits am Mittwoch war Johann Zarco mit 352,9 km/h schneller, ehe der Franzose die Marke am Donnerstag auf 357,6 km/h schraubte. Ein Zugewinn an Topspeed war bei allen Herstellern zu sehen, wie unser Diagramm ausgewählter Fahrer zeigt.

Im Durchschnitt der besten fünf Topspeedwerte eines jeden Tages steigerte sich Zarco von 348,7 km/h auf 355,2. Jack Miller legte von anfangs 347,2 km/h auf 350,6 zu. Im Vergleich dazu hatte die Konkurrenz keine Chance: Weltmeister Joan Mir startete bei 334,3 km/h und steigerte sich bis Donnerstag auf 343,9 km/h. Somit fand Suzuki beinahe zehn km/h und verbesserte sich in diesem Bereich mehr als jeder andere Hersteller.

Yamaha, deren Piloten in der Vergangenheit immer wieder über Topspeed-Nachteile klagten, konnte sich am letzten Tag mit seinen Fahrern ebenfalls im mittleren 340-km/h-Bereich einpendeln. Damit finden sich mit Yamaha, KTM, Honda, Suzuki und sogar Aprilia (dank Aleix Espargaro) alle fünf Ducati-Rivalen in einem ähnlichen Topspeed-Segment wieder.

Marc Marquez erhält ärztliche Freigabe, Comeback in Sichtweite (09:34 Min.)

Fazit: Verlorener Freitag kostet Erkenntnisse

Ausgerechnet der Longrun-Tag fiel einem Sandsturm zum Opfer. An diesem Tag wollten viele Teams ihre Rennsimulationen durchführen, was erste Rückschlüsse auf die tatsächlichen Kräfteverhältnisse zugelassen hätte. Da es dazu nicht kam, können in dieser finalen Analyse nur Indizien zur Beweisführung herangezogen werden.

Ducati hat trotz eingefrorener Motor-Entwicklung durch aerodynamische Tricks mehr Endgeschwindigkeit aus der Desmo gekitzelt. Das hat den Italienern bei diesen Testfahrten nicht nur den Rundenrekord sondern auch den Geschwindigkeitsrekord eingebracht. Ducati konnte auch als einziger Hersteller geschlossen seine Longruns durchziehen, wobei Bagnaia und Miller dabei auch die neue Aero an Bord hatten. Zumindest mit Jack Miller, Francesco Bagnaia und Johann Zarco wird beim Saisonauftakt auf jeden Fall zu rechnen sein.

Eine Prognose, wer noch mitmischen wird, gestaltet sich schwierig: Suzuki ließ sich nicht in die Karten schauen, waren Mir und Rins auf eine schnelle Runde bekanntlich noch nie die besten. Zumindest der Topspeed-Nachteil konnte aufgeholt werden. Selbiges gilt für Yamaha, wo man wie üblich starke Rundenzeiten sah, die Fahrer aber klarstellten, dass sie nur dann eine Chance haben, wenn sie von der ersten Kurve an ganz vorne mitmischen. Das erklärt, warum Maverick Vinales mehr als 30 Probestarts binnen drei Tagen absolvierte.

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Bei Honda gab Pol Espargaro ein vielversprechendes Debüt ab, mit Alex Marquez musste man aber auch ein erstes Verletzungsopfer verbuchen. Stefan Bradl präsentierte sich bis zu seinem Crash am Mittwoch stark, ob er aber eine Chance bekommt, hängt vom weiteren Verlauf des Comeback-Versuchs von Marc Marquez ab.

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Die beiden Wundertüten für den Saisonstart sind KTM und Aprilia. Die Österreicher konnten an keinem Tag vorne mitmischen, während die Piloten mahnten, dass sie sich noch nicht vollständig wohl fühlen auf ihren RC16. Bei Aprilia könnte ein Sprung nach vorne gelungen sein, wobei die geringe Rundenbilanz bei diesen Testfahrten für ein Datendefizit im Vergleich zu den Konkurrenten sorgte.