Repsol Honda lud am Montag zum Online-Launch des neuen MotoGP-Bikes. Im Rahmen der Präsentation trat auch Marc Marquez zum ersten Mal seit seiner dritten Oberarm-Operation wieder öffentlich vor die Medien und stellte sich in einem Videocall zehn Minuten lang einigen Fragen der mehr als hundert anwesenden Journalisten. Sein Fahrplan für das Comeback im kompakten Q&A:

Wird Marc Marquez beim MotoGP-Test starten?

Ab 6. März dürfen alle MotoGP-Piloten zum ersten Wintertest in Katar antreten (Rookies und Testfahrer bereits ab 5. März). Marc Marquez muss diesen Termin allerdings auslassen und wird auch beim zweiten Test von 10.-12. März fehlen, wie er in einem Videocall am Montag bestätigte: "Mein erstes Ziel war, dort wieder dabei zu sein, doch das klappt leider nicht."

Wird Marc Marquez beim Saisonauftakt dabei sein?

Bereits am 25. März steht das erste von zwei Rennen in Katar auf dem Programm. Marc Marquez will dort wieder mit dabei sein. "Nachdem es mit dem Test nicht klappt, ist mein nächstes Ziel, es zum Saisonauftakt nach Katar zu schaffen", so der sechsfache MotoGP-Weltmeister am Montag. Das Problem: Marquez wird dann acht Monate keinen einzigen Kilometer auf seiner Honda RC213V absolviert haben, da er seit seiner Aufgabe während des Qualifyings am 25. Juli 2020 nicht mehr im Einsatz war.

Marc Marquez gibt ersten Ausblick auf sein MotoGP-Comeback: (10:15 Min.)

Ob ein Start in Katar überhaupt in Frage kommt, sollen Mitte März Untersuchungen des dreimal operierten Oberarmknochens klären. Sollten die Ärzte Marquez dort die vollständige Regeneration der operierten Stellen attestieren, kann er mit der Vollbelastung des Arms im Training starten. "Wenn der Knochen ausreichend gefestigt ist, werde ich alles daransetzen, die notwendige Muskelmasse wiederaufzubauen. Sobald ich mich dann auch körperlich dazu in der Lage sehe, wieder auf ein MotoGP-Bike zu steigen, werde ich das auch tun", so Marquez.

Wer wird ihn ersetzen?

Bei den beiden Wintertests wird Stefan Bradl als Test- und Ersatzfahrer eine Schlüsselrolle zukommen, da er über die größte Erfahrung mit den aktuellen Maschinen verfügt. Denn der neuverpflichtete Werksfahrer Pol Espargaro bestreitet in Katar seine erste Ausfahrt auf einer MotoGP-Honda. Taka Nakagami (LCR) fuhr die aktuelle Generation des Bikes ebenfalls noch nie, da er im Vorjahr auf einer 2019er-Honda unterwegs war und sein Teamkollege Alex Marquez verfügt erst über ein Jahr Erfahrung in der Königsklasse.

Bradl wird auch zum Saisonstart einspringen, falls sich Marquez dort noch nicht fit genug fühlt oder im schlimmsten Fall noch nicht einmal eine Startfreigabe von seinen Ärzten erhalten hat. Zwar kamen in der Winterpause Gerüchte über eine mögliche Verpflichtung von Frührentner Andrea Dovizioso auf, doch der Italiener stellte zuletzt klar, dass er an einem Engagement als Notnagel nicht interessiert sei. Zudem arbeitet der passionierte Motocross-Fan aktuell am Aufbau seiner eigenen kleinen MX-Truppe für die italienische Meisterschaft.

Wie sieht der Comeback-Fahrplan von Marc Marquez aus?

Viel hängt von der Untersuchung ab, die Mitte März durchgeführt wird. Dort soll der Heilungsprozess des Oberarmknochens für abgeschlossen erklärt werden und Marquez die Freigabe zur vollen Belastung des Arms bekommen. Bislang konnte der Spanier nur auf Sparflamme trainieren: "Ich warte auf die volle Heilung und kann erst danach mit meinem Physiotherapeuten mit der Reha in der Kraftkammer beginnen." Überstürzen will Marquez auf jeden Fall nichts, diese Lehre hat er aus dem Debakel des vergangenen Sommers gelernt: "Wir (Rennfahrer; Anm.) wollen immer so schnell wie möglich zurück auf unser Motorrad. Aber das ist gar nicht das Wichtigste. Diese Lektion habe ich gelernt."

"Ich will in Katar starten, aber wenn das nicht möglich ist, werde ich ein Comeback für das zweite Katar-Rennen anpeilen. Sollte das auch nicht klappen, dann eben in Portimao und so weiter", führte Marquez aus, der nicht davon ausgeht, ab dem ersten Rennen konkurrenzfähig zu sein. "Üblicherweise ist mein Ziel vor einer Saison, um den WM-Titel zu kämpfen. 2021 ist das aber völlig anders und mein wichtigstes Ziel ist, auf dem Motorrad überhaupt wieder Spaß zu haben und dann Schritt für Schritt schneller zu werden. Man kann nicht erwarten, dass ich nach fast einem Jahr ohne Motorradfahren sofort wieder der Alte bin."

Welche Erwartungen hat Honda in Marquez?

Mit 2021 beginnt der neue Vierjahres-Vertrag, den Marc Marquez schon Monate vor seiner Verletzung unter Dach und Fach brachte. Die Vereinbarung soll ihm pro Jahr 25 Millionen Euro einbringen, was ihn zu einem der teuersten Angestellten des milliardenschweren Honda-Konzerns macht. Für sein Geld will man in Japan natürlich im Gegenzug Leistung in Form von Titeln sehen. 2021 steht aber zunächst im Zeichen der Wiedergutmachung.

Denn ohne Marquez versank Honda 2021 in allen Wertungen im Nirgendwo: Fünfter in der Konstrukteurs-Wertung, das Werksteam Drittletzter der Team-WM und nach nur zwei Podestplätzen in 14 Rennen landete nur einer der vier Honda-Fahrer in den Top-10 der Weltmeisterschaft. Für den erfolgreichsten Hersteller der WM-Geschichte ein Debakel auf voller Linie.

Teamchef Alberto Puig weiß, wie abhängig er von den Leistungen seines besten Fahrers ist, weshalb er ihm in der Saison 2021 die nötige Zeit einräumt, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen: "Er wird wieder einen Weg finden, zu dem Marc Marquez zu werden. Diesen Schritt muss er aber selbst machen. Das Team kann ihm helfen und wird ihn zu hundert Prozent unterstützen. Es ist aber egal, was wir von ihm erwarten. Wichtiger ist, was er von sich selbst erwartet."

Puig weiß aber, dass Marc Marquez noch immer die heißeste Aktie im Stall von Honda ist, der letztlich den japanischen Hersteller wieder zurück auf die Siegerstraße führen soll: "Diese Verletzung hat ihn lange außer Gefecht gesetzt, aber er ist ein wahrer Champion und ganz besonderer Fahrer."