Yamaha hat 2021 hohe Erwartungen an seine beiden Werksfahrer Maverick Vinales und Fabio Quartararo. "Wir sehen in beiden Piloten Titelanwärter", verkündete Motorsportchef Lin Jarvis im Rahmen des Launch-Events vollmundig.

In den Fokus der Öffentlichkeit rückte in den anschließenden Interviews mit den Fahrern und der Teamführung aber Maverick Vinales, der bereits in den vergangenen Jahren stets als WM-Kandidat gehandelt wurde, bislang aber nie über den 3. Platz in der Gesamtwertung hinauskam, und für den 2021 bereits das fünfte Jahr in den Diensten von Yamaha darstellt."Maverick hat immer noch das gleiche Potenzial wie zu der Zeit, als er zu uns gestoßen ist", zeigte sich Jarvis von seinem Schützling noch immer überzeugt. "Sein Speed steht überhaupt nicht in Frage, aber wir müssen das Problem loswerden, dass er keine Konstanz in seine Leistung bringt."

Kein kühler Kopf bei Vinales

Denn niemand ist vom launischen Charakter der Yamaha M1 abhängiger als Vinales: Holt er an guten Tagen Solosiege, wie etwa in Misano, so verliert er an Tagen, an denen es schon in den Trainings nicht nach Plan läuft, völlig den Faden - wie etwa im Saisonfinale, als er in drei Rennen lediglich nur 14 Punkte holte.

So will Yamaha seinem einstigen Rohdiamanten 2021 auf zwei Ebenen bessere Unterstützung geben: Auf technischer Seite und bei der Betreuung an der Box. "Wir müssen ihm ein besseres Werkzeug in die Hand geben und daran arbeiten unsere Ingenieure in Japan. Auf der anderen Seite müssen wir ihm auch eine andere Art von Support zukommen lassen, woran wir als Team arbeiten können."

Wie genau das aussehen soll, darüber klärte Vinales selbst auf: "Für uns ist wichtig, dass unser Team als Einheit auftritt. In den letzten Jahren ging jeder seine eigenen Wege alleine. Jetzt versuchen wir, aus den 20 bis 24 Leuten, die bei uns an der Box arbeiten, ein eingeschworenes Team zu basteln. Früher gab es Vales Mannschaft und meine Mannschaft, jetzt haben wir die große Chance, das komplette Team zu vereinen."

Zudem soll auch personell Kontinuität auf Vinales' Seite der Box einkehren. Nach dem Bruch mit Crewchief Ramon Forcada 2018, verlor der Katalane im Vorjahr seinen Öhlins-Vertrauensmann sowie einen japanischen Renningenieur, da sich beide aus Altersgründen bzw. aufgrund der zusätzlichen Strapazen durch die weltweite Corona-Lage aus dem Rennsport zurückzogen.

Vinales zeigt Einsicht

Über den Winter versuchten daher Jarvis und Teamchef Massimo Meregalli kalmierend auf Vinales einzuwirken. "Ich habe viel mit Lin und Maio gesprochen und wir wissen, dass ich manchmal ein bisschen schwierig bin", gestand der Katalane. "Sie verstehen mich aber auch ein bisschen und wissen, was ich brauche, damit ich schnell bin. Vielleicht war in den vergangenen Jahren zu viel Bewegung in meiner Crew. Aber von Jahr zu Jahr lernt man sich besser kennen und versteht sich besser. Das sollte uns auch helfen."

Im Vorjahr ließ Vinales mehrmals mit deutlicher und öffentlich ausgesprochener Kritik an Yamaha aufhorchen. Ein Umstand, mit dem sein Arbeitgeber freilich nicht zufrieden war, wie Jarvis am Montag offen zugab: "Natürlich sind wir nicht glücklich über diese öffentlich geäußerte Kritik. Aber in Wahrheit waren seine Worte ein Ergebnis seiner Frustration."

Künftig sollen derartige Situationen vermieden werden: "Wir brauchen jetzt positive Einstellung, um unsere Ziele zu erreichen. Negatives hilft uns nicht und daher müssen wir auch versuchen, Probleme mit einer positiven Herangehensweise in Angriff zu nehmen." Vinales ist mit seinem Boss einer Meinung: "Ich muss versuchen, nach all den Änderungen der vergangenen Jahre endlich Ruhe reinzubekommen. Ich will in eine positive Grundstimmung kommen und mich mit Leuten umgeben, die mir selbst mehr Stabilität geben." Der Masterplan für die MotoGP-Saison 2021 steht also.