Joe Roberts ist der jüngste Pilot, der dem Aprilia-Team einen Korb gegeben hat. Nachdem Andrea Iannone nach dem Urteil in seinem Doping-Fall vier Jahre aussetzen muss und damit de facto seine Karriere beendet hat, musste der italienische Hersteller ein Ersatz finden. Doch niemand wollte so recht, zuletzt entschied sich Roberts gegen den MotoGP-Aufstieg mit Aprilia. Der US-Amerikaner erklärt jetzt die Gründe für seine Absage.

Roberts sprach mit dem Portal 'Cycle News' aus den Vereinigten Staaten über seine Entscheidung, in der kommenden Saison in der Moto2 zu bleiben. "Es gibt mehrere Gründe, weshalb ich mich entschieden habe, nicht in diese Richtung zu gehen", erklärt der 23-Jährige, der nun ein weiteres Jahr in der Moto2 fahren wird.

Erst Moto2-Rennsieg, dann MotoGP-Aufstieg

"Einer davon ist, dass ich noch kein Rennen gewonnen habe. Würde ich jetzt in die MotoGP aufsteigen, würde ich gegen Fahrer antreten, die Rennen und sogar Titel gewonnen haben. Richtige Top-Piloten, die Besten der Welt", nennt Roberts seinen ersten Grund. "Ich will damit nicht sagen, dass ich nicht gegen sie antreten könnte, aber der mentale Aspekt ist mir sehr wichtig. Als Fahrer ist es entscheidend zu verstehen, wie man Rennen gewinnen kann."

Dieser Aspekt ist dem Moto2-Piloten vor allem deshalb so wichtig, weil er auch in seiner Vergangenheit im US-Racing eine Rolle spielte. "Ich erinnere mich daran, wie ich Rennen in Amerika gewonnen habe, auch wenn das natürlich im viel kleineren Rahmen stattfand", erläutert Roberts weiter. "Zum Beginn der Saison zu wissen, dass man gewinnen kann, ist ungeheuer wichtig für das Selbstbewusstsein. Deshalb wollte ich noch ein Jahr in der Moto2 bleiben, um 100 Prozent bereit zu sein."

Kein Interesse an Vertragsbruch

Der mentale Aspekt ist aber nicht der einzige Grund, weshalb Roberts 2021 kein Aprilia-Pilot wird: Der US-Amerikaner hatte zu diesem Zeitpunkt bereits einen Vertrag mit Italtrans in der Moto2 unterschrieben. Wäre er mit Aprilia in die Königsklasse aufgestiegen, hätte er den Vertrag mit den Italienern brechen müssen. Es wäre zwar nicht das erste Mal, dass so etwas in der Motorradweltmeisterschaft passiert, aber Roberts sagt so ein Verhalten nicht zu.

"Wenn ich sage, dass ich etwas mache, dann mache ich es auch", stellt er diesbezüglich klar. "Die Möglichkeit mit Aprilia ergab sich so spät in der Saison, es wäre sehr schwer für das Team gewesen, einen Ersatz für mich zu finden."

Debüt bei Italtrans erfolgreich

Außerdem sieht Roberts das Angebot von Aprilia nicht als die deutlich bessere Option. "Ich denke, beide Möglichkeiten waren toll", so der 23-Jährige. "Italtrans hat gerade erst die Moto2-Weltmeisterschaft gewonnen."

Dementsprechend war auch die Stimmung während der ersten Testfahrten, die Roberts am Dienstag auf dem Circuito de Jerez mit seinem neuen Team verbrachte. "Es ist so schön, in einem Team zu sein, dass so selbstbewusst nach dem WM-Sieg ist. Es war fast so, als würden wir feiern, dass wir alle nun zusammenarbeiten", beschreibt Roberts seine ersten Erfahrungen als Italtrans-Pilot.