Wenn es ein MotoGP-Pilot nicht erwarten kann, die Saison 2020 hinter sich zu lassen, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit Maverick Vinales. Der Yamaha-Pilot konnte auch am letzten Rennwochenende des Jahres in Portimao nicht aufzeigen und beendete das Rennen als Elfter. In der Fahrerwertung kommt er damit als Sechster raus, obwohl er zu Saisonbeginn als Titel-Anwärter genannt wurde. Kein Wunder, dass Vinales 2020 als "die schlechteste Saison seiner Karriere" beschreibt.

Auf gerade einmal einen Sieg und zwei weitere Podiumsplätze kann der Yamaha-Pilot in diesem Jahr zurückblicken, zum Ausgleich gibt es sonst nur viel Inkonstanz und technische Schwierigkeiten. "Es war eine komplette Desaster-Saison, die schlechteste meiner ganzen Karriere", gibt Vinales deshalb nach dem Saisonfinale der MotoGP in Portimao zu. "Da fällt es mir schwer, positiv zu bleiben. Jetzt ist es Zeit, nach Hause zu gehen und runterzukommen."

Mit ganz negativen Gefühlen will der WM-Sechste das letzte Rennen des Jahres dann aber doch nicht verlassen. Immerhin hat er den Portugal-GP als bester Yamaha-Werkspilot und als zweitbester Yamaha-Fahrer insgesamt verlassen, wenn auch nur als Elfter. Besser im Lager der Blauen war nur Petronas-Pilot Franco Morbidelli, der fuhr allerdings aufs Podium.

Sowohl seinen Teamkollegen Valentino Rossi, als auch Morbidellis Teamkollegen Fabio Quartararo ließ Vinales hinter sich. "Immerhin diese kleine WM habe ich gewonnen", versucht er dem Rennen etwas Positives abzugewinnen. "Darüber habe ich mich gefreut."

Ergebnis schlecht, Erfahrung gut

Auch das Erlebnis Portimao lässt Vinales über den Schmerz der erlebten Saison hinwegtrösten. "Das Rennen hat großen Spaß gemacht, auch wenn ich nur Elfter geworden bin", bleibt der Spanier weiter optimistisch. "Ich habe es genossen, mit Fabio und den anderen zu kämpfen. In letzter Zeit habe ich ja eher wenig Chancen zum Überholen gekriegt. Hätte ich noch zwei Runden gehabt, wäre ich vielleicht noch an Johann (Zarco) und Alex (Marquez) vorbeigekommen, aber das war nicht einfach."

Denn um sich einen potenziellen Platz in den Top-10 schnappen zu können, hätte seine Yamaha M1 mitspielen müssen - und das war bei Vinales in diesem Jahr nur selten der Fall. Auch in Portimao machte es ihm sein Arbeitsgerät nicht leicht. "Ich hatte keine Power auf den Geraden und musste alles auf der Bremse wieder rausholen. Außerdem hat noch das Vorderrad überhitzt. Es hat zwar grundsätzlich Spaß gemacht, aber es war nicht einfach."

An der neuen Strecke haben diese Schwierigkeiten nicht gelegen, davon ist Vinales überzeugt. "Das Bike ist unstabil, nicht die Strecke", stellt er klar. "Man hat ja gesehen, dass die anderen keine Probleme hatten. Es liegt also an uns, nicht an der Strecke."

Maverick Vinales ist wenig optimistisch für die MotoGP-Saison 2021, Foto: LAT Images
Maverick Vinales ist wenig optimistisch für die MotoGP-Saison 2021, Foto: LAT Images

Kein Rhythmus im Rennen

Anders hätte es ausgesehen, wenn Vinales sein Bike schon am Samstag weiter nach vorn in der Startaufstellung gestellt hätte, er startete von Rang acht. Aber auch das ist für ihn mittlerweile nichts Neues. "Ich denke, wenn wir heute von Rang eins oder zwei aus ins Rennen gegangen wären, hätte alles ganz anders ausgehen", ist er überzeugt. Dann wäre auch für ihn der Rhythmus von Jack Miller oder Franco Morbidelli, die es aufs Podest schafften, drin gewesen.

So sollte es aber nicht sein. "Wenn wir in der Mitte des Feldes starten, können wir keinen Rhythmus aufbauen", klagt Vinales. "Man muss hart Bremsen und die Front funktioniert nicht wirklich. Das macht Probleme. Wir müssten als Erster starten und dann pushen, sonst geraten wir in Schwierigkeiten."

Alles, woran der Yamaha-Pilot sich jetzt noch halten kann, ist die Saison 2021. Es wird jedoch kein einfaches Unterfangen, denn durch den Entwicklungsstopp sind die Änderungen, die man an der 2021er-M1 vornehmen kann, sehr begrenzt. "Meine Hoffnungen sind gering", gibt er am Ende der Saison 2020 zu. "Ich hoffe auf einen guten Start in die nächste Saison."