Am Dienstag fand der beinahe ein Jahr lang dauernde Dopingstreit rund um Andrea Iannone sein endgültiges Ende. Der Internationale Sportgerichtshof CAS sprach als letzte Instanz eine vierjährige Sperre für Iannone aus. Diese gilt von der erstmaligen Bekanntgabe seines positiven Testergebnisses am 17. Dezember 2019. Einsatzberechtigt wäre Iannone somit frühestens wieder in der MotoGP-Saison 2024.

Aprilia glaubt bis zum bitteren Ende an einen Freispruch für Iannone - und steht nun ohne einen Teamkollegen für Aleix Espargaro in der Saison 2021 da. Die Auswahl ist stark eingeschränkt, immerhin werden die meisten MotoGP-Verträge spätestens im Sommer abgeschlossen. Einige, teils durchaus interessante Kandidaten gibt es aber dennoch. Motorsport-Magazin.com sieht sich die möglichen Aprilia-Piloten für 2021 an:

Lorenzo Savadori

Der Italiener rückte in dieser Saison als Testfahrer in das MotoGP-Projekt von Aprilia. Bradley Smith, der diese Rolle eigentlich bekleiden sollte, ersetzte ja Iannone als Einsatzpilot. Die letzten drei Rennen in Valencia und Portimao darf nun Savadori vor, Smith und Aprilia stehen wohl vor der Trennung. Als Stammfahrer 2021 zieht man Savadori aber anscheinend nicht in Betracht. Er soll hingegen wieder ins Testteam zurückkehren, wo er prominente Unterstützung erhalten könnte.

Jorge Lorenzo

Der größte Name, der aktuell mit Aprilia in Verbindung gebracht wird. Dass es Gespräche zwischen ihm und dem italienischen Hersteller gibt, bestätigte Lorenzo zuletzt höchstpersönlich. Darin soll es aber nur um eine Rolle als Testfahrer gehen. Einzelne Wildcard-Einsätze könnte es geben, Stammfahrer will der dreifache MotoGP-Champion aber nicht mehr werden. Auch im Testteam würde ihm wohl eher eine Position als Edeltester zukommen, so wie es aktuell bei Dani Pedrosa und KTM der Fall ist. Savadori würde die Basisarbeit leisten, Lorenzo sich auf die Jagd nach den entscheidenden Zehnteln machen.

Jorge Lorenzo holte auf Aprilia zwei 250ccm-WM-Titel, Foto: Milagro
Jorge Lorenzo holte auf Aprilia zwei 250ccm-WM-Titel, Foto: Milagro

Cal Crutchlow

Lange Zeit galt der MotoGP-Routinier als aussichtsreichster Kandidat auf die Nachfolge von Andrea Iannone. Crutchlow selbst machte nie einen Hehl daraus, dass der Aprilia-Platz nach dem Rauswurf bei LCR Honda eine interessante Option für ihn wäre. Nun könnte er ihn haben, aber Crutchlow soll mittlerweile andere Präferenzen haben. Da Jorge Lorenzo als Yamaha-Testfahrer nicht mehr erwünscht ist und Andrea Dovizioso 2021 eine Auszeit nimmt, gilt er nun als aussichtsreichster Kandidat für die Position im Entwicklungsteam der Japaner. Eine weniger aufregende, aber auch deutlich weniger belastende Aufgabe für den körperlich massiv angeschlagenen 35-jährigen Familienvater.

Marco Bezzecchi

Eigentlich ist es beschlossene Sache, dass Marco Bezzecchi 2021 ein weiteres Jahr für das Sky-VR46-Team in der Moto2 fährt. Die Vertragsverlängerung wurde erst am vergangenen Samstag bekanntgegeben. Doch mit der Sperre für Andrea Iannone und den kolportierten Absagen von Dovizioso, Lorenzo und Crutchlow hat sich die Lage nun geändert. Bezzecchi ist der wohl interessanteste Fahrer am Markt. Er liegt auf Rang vier der Moto2-WM und hat noch theoretische Chancen auf den Titel. Mit Ausnahme von Sam Lowes werden mit Enea Bastianini, Luca Marini und Jorge Martin alle seine großen Rivalen im kommenden Jahr MotoGP fahren - nun vielleicht eben auch Bezzecchi. Wie man im Fahrerlager hört, ist er nun der große Wunschkandidat bei Aprilia. Der bestehende Vertrag mit dem Rennstall von Valentino Rossi wäre wohl kein großes Hindernis, immerhin ist man in der VR46-Struktur stets bestrebt, die Karrieren der Fahrer voranzutreiben. Ein MotoGP-Aufstieg als Werkspilot, wenn auch zum schwächsten Hersteller, fällt definitiv in diesen Bereich.

Tito Rabat

Ebenfalls klar wurde am vergangenen Samstag, dass sich Tito Rabat einen neuen Arbeitsplatz suchen muss. Denn da gab Ducati bekannt, 2021 Enea Bastianini und Luca Marini bei Avintia einzusetzen. Rabat soll als mögliche Notlösung bei Aprilia gelten, sollte der Deal mit Bezzecchi nicht zustande kommen. Tatsächlich spricht nicht viel für den Spanier: In bislang fünf Jahren MotoGP kam er nie über Gesamtrang 19 hinaus, aktuell ist er schlechtester aller Stammfahrer - mit Ausnahme des verletzten Marc Marquez. Rabats Zukunft liegt wohl eher in der Superbike-WM, wo ihm Ducati einen Platz in einem Kundenteam verschaffen könnte.