Die MotoGP hat seit ihrer Einführung im Jahr 2020 insgesamt 54 Weltmeistertitel vergeben - je 18 in der Fahrer-, Team- und Konstrukteurswertung. Davon gingen insgesamt 32 an Honda, 19 an Yamaha und drei an Ducati. Eine der ganz ikonischen Marken in der Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft ging dementsprechend in diesem Zeitraum völlig leer aus.

MotoGP-Analyse Valencia: Das Meisterstück von Joan Mir (41:37 Min.)

Im Jahr 2000 noch 500ccm-Weltmeister mit Kenny Roberts Junior, kam Suzuki nach der Umstellung auf Viertaktmotoren und das MotoGP-Reglement nie so richtig auf Touren. Von 2002 bis 2011 gelang gerade einmal ein Sieg durch Chris Vermeulen im Regen von Le Mans. In Anbetracht dieser Erfolgsbilanz und der dramatischen Wirtschaftskrise entschied man sich deshalb zum Ausstieg.

Nach nur drei Jahren Pause kam man aber wieder zurück, mit der Aussicht auf höhere Erfolgschancen unter dem neuen Reglement mit Einheitselektronik 2016. Tatsächlich gelang in dieser Saison mit Maverick Vinales der erste Sieg nach dem Wiedereinstieg. Eine konstant ernstzunehmende Konkurrenz für Honda, Yamaha oder Ducati war Suzuki in den nächsten Jahren dennoch nicht.

Suzuki stürmt an die MotoGP-Spitze

Bis zu dieser Saison. Was der vergleichsweise kleinen Rennsportabteilung da gelungen ist, ist absolut erstaunlich. In den letzten Rennen dieses Jahres bringt man das wohl kompletteste Motorrad der MotoGP an den Start und hat zwei absolute Spitzenfahrer darauf sitzen. Und das obwohl man bei Suzuki finanziell kleine Brötchen backen muss. "Die ganz großen Gehälter können wir nicht zahlen", sagt Teamchef Davide Brivio. Während Honda oder Ducati in den letzten Jahren mit zweistelligen Millionenbeträgen für ihre Stars um sich warfen, muss man bei Suzuki günstige Youngsters anwerben und auf eine positive Entwicklung hoffen.

Mir und Rins sorgten am Sonntag für den ersten Suzuki-Doppelsieg seit 1982, Foto: MotoGP.com
Mir und Rins sorgten am Sonntag für den ersten Suzuki-Doppelsieg seit 1982, Foto: MotoGP.com

Im Fall von Joan Mir und Alex Rins ging dieser Plan zwei Mal voll auf. Die zwei Rohdiamanten wurden bei Suzuki zu Vorzeigerennfahrern geschliffen. Mirs Saison ist in Anbetracht der Tatsache, dass es erst seine zweite in der Königsklasse, ein Musterbeispiel an Konstanz. Rins wurde beim Auftakt in Jerez für einen vergleichsweise kleinen Fehler mit einer schweren Schulterverletzung bestraft, rollte das Feld aber von hinten auf und war der stärkste man in den letzten Wochen.

So stürmt Suzuki der perfekten Saison entgegen: In der Herstellerwertung liegt man sieben Punkte vor den zuletzt massiv strauchelnden Ducatis und bereits 25 Punkte vor Yamaha. Die Teamwertung ist mit 82 Zählern Vorsprung auf Petronas Yamaha praktisch entschieden. Und in der Fahrerwertung deutet aktuell viel auf einen Doppelsieg durch Mir und Rins hin. Dazu muss Rins den aktuell punktegleich auf Rang zwei liegenden Quartararo hinter sich lassen, was aufgrund der jüngsten Leistungen sehr wahrscheinlich scheint.

Alle drei Weltmeistertitel und die Plätze eins und zwei für die Fahrer im Werksteam - das gab es in der MotoGP-Geschichte erst zwei Mal. Yamaha gelang dieses Kunststück 2009 und 2015 jeweils durch Valentino Rossi und Jorge Lorenzo.