Über drei Jahre war Joan Mir in der Motorrad-Weltmeisterschaft sieglos. Am 29. Oktober 2017 gewann er das Moto3-Rennen von Sepang, seither reichte es zu keinem Besuch mehr auf dem obersten Treppchen der Siegerehrung. Eine Tatsache, die zuletzt sogar für Unkenrufe sorgte, wonach Mir ohne einen Rennsieg gar kein würdiger MotoGP-Weltmeister 2020 sei.

Den Kritikern nahm Mir am Sonntag in Valencia den Wind aus den Segeln. Mit einer weltmeisterlichen Fahrt stürmte er zum ersten MotoGP-Sieg. In der folgenden Pressekonferenz gestand er erstmals ein, dass ihn der fehlende Sieg zuletzt doch mehr und mehr beschäftigte: "Ich habe mir deswegen nicht wirklich Sorgen gemacht, aber es war definitiv etwas, dass ich aus meinem Kopf bekommen wollte. In Spielberg war ich schon so nah dran (Anm: Mir führte im Steiermark-GP souverän, ehe das Rennen unterbrochen wurde), aber es sollte einfach noch nicht sein. Heute ist der Tag gekommen und es war genau der richtige Moment."

In der Tat: Denn Mir führt nun zwei Rennen vor Ende mit 37 Punkten vor Fabio Quartararo und Teamkollege Alex Rins. Gegen den musste er sich im direkten Duell durchsetzen, um den ersten von zwei Grands Prix in Valencia zu gewinnen. Rins führte das Rennen 15 Runden lang an, leistete sich dann aber einen Fehler. Den nutzte Mir für sich und blickte nie mehr zurück.

"Eigentlich wollte ich noch etwas warten, um Alex zu attackieren", verrät er. "Ich hatte das Gefühl, dass meine Pace ist, aber gleichzeitig musste ich an die Reifen denken. Man weiß nie ganz genau, wann der richtige Moment ist. Als Alex dann weit gegangen ist, habe ich die Chance genutzt und in der Folge voll gepusht. Ich hatte einen super Rhythmus und konnte zwei bis drei Zehntelsekunden schneller fahren. Das war der Schlüssel zum Erfolg."

Alex Rins führte den Europa-GP lange an, Foto: LAT Images
Alex Rins führte den Europa-GP lange an, Foto: LAT Images

Somit reicht Mir am kommenden Sonntag auf jeden Fall ein dritter Platz zum vorzeitigen Titelgewinn. Eine komfortable Position: "Mit diesem Sieg haben wir die WM zwar noch nicht entschieden, aber wir sind auf einem sehr guten Weg und haben einen schönen Vorsprung. Jetzt gilt es aber weiterhin clever zu sein. Wenn ich gewinnen kann, werde ich das auch versuchen. Und sonst muss ich einfach möglichst viele Punkte sammeln."