Das erste MotoGP-Rennen in Valencia wurde zur Suzuki-Show! Doch hinter Joan Mir und Alex Rins lieferte auch Pol Espargaro ein fantastisches Rennen ab. Der KTM-Pilot musste sich lediglich gegen die Piloten des japanischen Herstellers geschlagen geben, die restliche Konkurrenz kam gegen ihn nicht an. Dafür nennt er zwei Schlüsselfaktoren.

Von der Pole Position aus gestartet, ging Espargaro zu Rennbeginn in Führung, bevor er erst Rins und wenig später auch Mir an sich vorbeilassen musste und damit auf P3 zurückfiel. Diesen Platz hielt der KTM-Pilot dann jedoch und ließ weder Markenkollege Miguel Oliveira, noch einen anderen Fahrer an sich heran. Zu Rennende fuhr er sein mittlerweile viertes Podium der Saison ein.

Damit ist der Spanier absolut zufrieden. "Ich bin zufrieden, glücklich und entspannt", freut er sich nach dem Rennen. "Wenn man weiß, dass man 100 Prozent gegeben hat und nichts hätte besser machen können, dann ist das ein tolles Gefühl." Mit den beiden Suzukis konnte der KTM-Pilot dieses Mal einfach nicht mithalten. Dass er es überhaupt auf P3 geschafft hat, hat er vor allem zwei Dingen zu verdanken: Der goldrichtigen Reifenwahl und dem schlechten Wetter am Freitag und Samstag.

Pol Espargaro: Reifen-Glücksspiel in der Startaufstellung

"Der schwierigste Moment für uns war kurz vor dem Rennen", erklärt der jüngere Espargaro. "Die Sonne kam raus und es wurde sehr heiß auf der Strecke. Eigentlich wollten wir den Medium-Vorderreifen verwenden, aber damit hätte ich bei den Temperaturen Probleme auf der Bremse gekriegt und mein Rennen wäre vorbei gewesen. Deshalb haben wir uns wirklich in der letzten Minute für den harten Vorderreifen entschieden."

Diese Entscheidung war nicht ohne Risiko, denn weder Espargaro, noch einer seiner Kollegen oder das Testteam war vor dem Valencia-Rennen jemals mit diesem Pneu auf dem Ricardo Tormo Circuit unterwegs. Auf Daten konnte man sich also nicht verlassen. "Es war ein Risiko, aber es hat perfekt funktioniert", freut sich Espargaro deshalb.

Mit der riskanten Reifenwahl gelang es dem KTM-Pilot, auch nachdem er von den beiden Suzuki-Pilot überholt worden war, den Anschluss zu halten und nicht in die Fänge seiner Verfolger zu fallen. "Als Alex und Joan mich überholt haben, konnte ich mich hinter ihnen halten", erläutert Espargaro seine Situation nach dem Rennen. "Die Temperatur in der Front ist gestiegen und mein Gefühl wurde immer besser. Aber ich war sehr am Limit, deshalb konnte ich nicht mehr machen. Außerdem waren die beiden Jungs vorne so schnell und sind so gut gefahren, da war nichts zu machen."

Pol Espargaro lieferte in Valencia ein starkes Rennen ab, Foto: MotoGP.com
Pol Espargaro lieferte in Valencia ein starkes Rennen ab, Foto: MotoGP.com

Regen liefert perfekte Strategie

Der zweite Umstand, der Espargaro an diesem Wochenende in die Karten gespielt hat, war der Regen am Freitag und Samstag. "Schon von Freitag an habe ich nur auf Regen, Regen, Regen gehofft", lacht er am Sonntagnachmittag. "Das war die perfekte Strategie für uns. Wir wussten, dass wir so die Chance auf ein gutes Rennen haben würden."

Der Gedanke dahinter: Mit viel Regen an den Trainingstagen würde die Konkurrenz, allen voran die beiden Suzuki-Piloten, nicht genug Zeit haben, ein ideales Setup zu finden, um damit an die Spitze des Feldes verschwinden zu können. "Wenn sie dafür Zeit gehabt hätten, wären sie heute auf einem komplett anderen Level gewesen und ich hätte ihnen nicht folgen können", schätzt Espargaro nach dem Rennen ein. "Unter diesen Bedingungen zählt der Fahrer etwas mehr. Ich habe heute alles gegeben und jetzt haben wir die Belohnung dafür gekriegt."

Erneute KTM-Attacke in Valencia II?

Auch am nächsten Wochenende könnte ein erneutes Podium für KTM drin sein, glaubt Espargaro. "Warum nicht? Unsere vier Podien in dieser Saison zeigen, wie stark und schnell wir sind. Wir müssen nur mehr an uns glauben." Aus der Tatsache, dass ihm das in der Saison 2020 nicht immer leicht gefallen ist, macht Espargaro keinen Hehl. "Die Zeit nach den beiden Rennen in Spielberg war hart für mich. Ich war stark, aber konnte keine Ergebnisse einfahren. Erst nach Misano und Aragon II habe ich realisiert, dass wir an jedem Wochenende gut performen können, wenn wir anständig arbeiten."

Genau das wollen Espargaro und seine Crew am nächsten Wochenende in Valencia dann auch in Angriff nehmen. "Ich würde gerne noch mehr mit den Reifen arbeiten, sie nur rim Rennen zu verwenden, bringt einige Nachteile mit sich", denkt der Drittplatzierte aus Valencia schon über das nächste Rennen nach. "Da können wir uns noch verbessern. Ein bis anderthalb Zehntel pro Runde sind sicher noch drin."