Die Trennung zwischen Jorge Lorenzo und Yamaha ist nach wenigen Monaten so gut wie fix. Der Spanier wäre durch seine Position als Testfahrer eigentlich der logische Ersatz für den Corona-positiven Valentino Rossi gewesen, stattdessen kommt WSBK-Pilot Garrett Gerloff zum Zug. Nach dem Portimao-Test, bei dem Lorenzo nur eine 2019er-Maschine erhielt, der nächste Misstrauensbeweis des japanischen Herstellers.

Lorenzo ist bei Yamaha also wohl nach nur zwei Einsätzen als Testfahrer wieder raus, Andrea Dovizioso soll sein Nachfolger werden. Eine offizielle Entscheidung diesbezüglich wird es wohl erst nach Saisonende geben. Doch auch Lorenzo selbst kann die Zeichen mittlerweile natürlich deuten. Er bestätigte, dass ihm ein Angebot von Aprilia vorliegt und dass dieses für ihn definitiv eine Alternative zum Yamaha-Job ist.

Ein dreifacher MotoGP-Champion als Entwicklungsfahrer für den schwächsten Hersteller der Königsklasse - das klingt erst einmal nach einer vielversprechenden Chance. Doch Lorenzos jüngster Auftritt in Portimao nach über acht Monaten ohne MotoGP-Kilometer war desaströs. Er wirkte körperlich nicht fit und verlor über vier Sekunden auf die Bestzeit, aufgestellt ausgerechnet von Aprilia-Mann Aleix Espargaro.

Der zeigte sich nun am Donnerstag in Valencia auch wenig angetan von einem möglichen Engagement Lorenzos bei Aprilia. "Ich glaube, dass das Niveau, das Jorge in Portimao gezeigt hat, nicht hoch genug ist, um mir zu helfen oder um das Motorrad weiterzuentwickeln", sagte er. "Wenn Jorge schnell und konkurrenzfähig sein will, dann kann er das auch. Im Moment befindet er sich aber in keiner leichten Situation. Sein Niveau und seine Einstellung stehen in Zweifel. Er ist einer der besten Fahrer der letzten 20 Jahre, aber ich weiß nicht ob er noch diese Hingabe und dieses Verlangen hat oder ob er körperlich bereit ist. Das kann nur er selbst wissen."

In Portimao war Jorge Lorenzo weit von der Pace der Spitze entfernt, Foto: Yamaha
In Portimao war Jorge Lorenzo weit von der Pace der Spitze entfernt, Foto: Yamaha

Espargaro, seit mittlerweile vier Saisons Teil des Aprilia-Projekt und somit längstdienender Fahrer seit dem MotoGP-Wiedereinstieg 2015, erklärt die besonderen Anforderungen an die Piloten der RS-GP: "Die Aprilia ist kein siegfähiges Motorrad. Es ist keine Yamaha. Du musst also noch viel mehr geben. Du musst in jeder Kurve und in jeder Runde mehr riskieren als die anderen Fahrer. Wir wissen, dass das so ist. Ich habe kein Problem damit und mache es jede Session. Das gleiche gilt für Bradley (Smith, Anm.) und Lorenzo (Savadori, Anm.). Bei Jorge bin ich mir nicht so sicher. Noch einmal: Jorge ist ein sehr, sehr schneller Fahrer, aber ich weiß nicht ob er momentan der körperlichen und mentalen Herausforderung gewachsen ist."