Suzuki darf sich in diesem Jahr erstmals seit Einführung der MotoGP-Klasse ernsthafte Hoffnungen auf den MotoGP-Titel machen. Sechs Rennen vor Saisonende liegt Joan Mir nur acht Punkte hinter WM-Leader Fabio Quartararo. Am Sonntag zeigen er und zuletzt auch Teamkollege Alex Rins stets groß auf und machen zahlreiche Positionen gut.

Das ist aber auch nötig, denn die Qualifying-Leistungen von Suzuki sind 2020, wie auch schon in den letzten Jahren, katastrophal. Joan Mir kommt in dieser Saison auf einen durchschnittlichen Startplatz von 8,78, Alex Rins gar nur auf 12,38. Viel zu wenig für ein Fahrerduo und ein Motorrad, das am Sonntag Wochenende für Wochenende eine herausragende Pace zeigt.

Doch wie ist es möglich, dass ein gutes Bike wie die Suzuki im Qualifying einfach nicht funktioniert? Der Grund liegt im ganz Speziellen Charakter der GSX-RR. Die Maschine gilt als große Reifenflüstererin der MotoGP. Mir und Rins können die Reifen gut schonen und so in den letzten Rennrunden groß aufdrehen. Die GSX-RR scheint weniger Energie in die Michelin-Reifen zu entladen, was eben zu geringerem Verscheiß führt.

Suzuki-Vorteile als Problem im Qualifying

Was im Rennen schön ist, wird im Qualifying zur Belastung. Denn auch wenn es die Fahrer wollen, können sie den Michelin-Slick am Vorderrad nicht hart genug rannehmen. Die Suzuki erzeugt in einem Run mit maximal drei schnellen Runden einfach nicht genug Temperatur an der Front. "Die Temperatur am Vorderrad macht uns am meisten zu schaffen", bestätigte Mir am Samstag in Le Mans. Vor allem auf der Start-Ziel-Geraden kühlt der Vorderreifen bei Außentemperaturen von 16 Grad und teils starkem Wind massiv aus. "Im ersten Sektor verliere ich dadurch extrem viel Zeit, besonders in der ersten Linkskurve. Ich bekomme dort überhaupt kein Feedback vom Vorderrad und kann kaum bremsen. Wenn ich ein bisschen mehr probiere, dann stürze ich." So etwa am Samstag im FP3, als Mir in der angesprochenen Kurve drei zu Boden ging.

Mir und Crewchief Frankie Carchedi suchen nach einer Lösung, Foto: LAT Images
Mir und Crewchief Frankie Carchedi suchen nach einer Lösung, Foto: LAT Images

Bei Suzuki beteuert man seit Wochen, an diesem Problem zu arbeiten. Lösung konnte man bislang aber keine finden. Das sollte vor allem dem im Titelkampf befindlichen Mir Sorgen machen. Denn auch bei den nächsten vier Rennen in Aragon und Valencia werden die Temperaturen voraussichtlich ähnlich kühl sein wie in Le Mans. Muss er auch dort jeweils von weit hinten starten, bedeutet das ein großes Risiko. Das bewies zuletzt in Barcelona Andrea Dovizioso, der von Startplatz 17 aus in den ersten Kurven Opfer einer Kettenreaktion wurde und ausschied.