Auch beim Start des zweiten Rennwochenendes steckt Maverick Vinales die Ernüchterung vom ersten Rennen an der Adria noch in den Knochen. Der Spanier wird deshalb jetzt sehr deutlich und fordert von Arbeitgeber Yamaha endlich eine Reaktion.

Schon nach Rennen eins in Misano warf Vinales die Frage auf, wie er vom Rundenrekord am Samstag zur Fahrenden Schikane am Sonntag werden konnte. Die Antwort darauf kennt der Spanier, es liegt einmal mehr an seiner Yamaha M1. "Das Bike fängt einfach zu spät an, richtig zu arbeiten", klagte Vinales am Donnerstag in Misano. "Wenn es zehn oder 15 Runden früher damit anfangen würde, könnte ich im Rennen besser sein."

Doch daran hapert es im Moment noch. Während die Ergebnisse bei den Testfahrten am Dienstag sowie am vergangenen Trainings-Freitag und im Qualifying gut aussahen, läuft es für den Werkspiloten einfach nicht, sobald am Sonntag der Dunlop-Gummi nach dem Moto2-Rennen auf der Strecke ist.

"Wir sind aber nicht für eine schnelle Runde im Qualifying oder bei den Tests hier. Unsere Mission sind Rennsiege", erinnerte Vinales. "Wir sind von der Rundenrekord-Bestie am Samstag zum kleinen Kätzchen am Sonntag geworden. Das ist schon sehr seltsam."

Handlungsbedarf sieht Vinales in dieser Situation eher bei seinem Arbeitgeber als bei sich selbst. "Ich erwarte eine Reaktion von Yamaha", stellte er klar. "Sie müssen mir das bestmögliche Bike zu Verfügung stellen, dass es gibt. Es ist für mich als Fahrer nicht einfach, ein Setup zu finden, wenn wir nach dem Moto2-Rennen auf einmal keinen Grip mehr haben und alles anders ist."

Wenn das Team versteht, was genau der Dunlop-Gummi auf der Strecke verändert, dann kann entsprechend reagiert werden. Einen Lösungsansatz hat man im Moment scheinbar noch nicht gefunden, aber immerhin stattete Yamaha den 25-Jährigen bei den Tests mit neuen Updates aus Iwata aus, die teilweise auch am Trainings-Freitag zum Einsatz kamen.

Während der Trainings war Vinales mit dem neuen Auspuff aus dem Hause Yamaha unterwegs, im zweiten Freien Training am Nachmittag war dann auch die neue Carbon-Schwinge an seiner M1 verbaut. "Ich denke, vor allem damit kann ich gute Infos für Yamaha sammeln", sagte Vinales dazu.

Überhaupt stimmten die Tests am Dienstag den Spanier optimistisch. "Ich denke, es war ein guter Test. Für mich bisher der Beste des Jahres", schätzte er. "Der Grip am Nachmittag war unglaublich. Wenn die Umstände im Qualifying auch so sind, gelingt uns sicher ein neuer Rundenrekord." Doch genau da liegt wieder das Problem von Vinales: Der Rundenrekord im Qualifying nützt ihm nun mal nichts, wenn er die mögliche Pole Position am Sonntag nicht in einen Rennsieg oder zumindest ein Podium verwandeln kann.

Aber auch wenn die Situation für ihn gerade alles andere als einfach ist, lässt sich Vinales nicht aus der Ruhe bringen: "Ich nehme es mit Humor, etwas anderes bleibt mir ja nicht übrig", lachte er. "Und ich versuche natürlich trotzdem immer, aus allen Sessions das Maximum rauszuholen. Aber das ist nicht einfach. Wir wissen, dass wir mit Michelin-Gummi auf der Strecke schnell sind. Alles andere wird schwierig." Erst der Rennsonntag wird zeigen können, ob Vinales und sein Team eine Lösung für ihr Problem finden oder ob aus der Polesitter-Bestie wieder nur ein Renn-Kätzchen wird.