Es ist noch gar nicht lange her, dass der italienische Motorradsport in argen Problemen steckte. Der einst großen Zweiradnationen fehlte es völlig an Nachwuchs, die kleineren Klassen der Weltmeisterschaft wurden nach Belieben von Spaniern dominiert. Der italienische Verband hatte die Entwicklungen in der Talente-Förderung völlig versäumt und kam nicht auf Touren.

Schließlich nahm sich MotoGP-Superstar Valentino Rossi dem Problem an und gründete die VR46-Academy. Eine Schule für junge, italienische Talente, in der gemeinsam trainiert, gelernt und gearbeitet wird. Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: 2017 wurde Franco Morbidelli Moto2-Weltmeister, ein Jahr später sein Kumpel Francesco Bagnaia.

Am Sonntag in Misano demonstrierte die VR46-Academy so richtig ihre Macht. Morbidelli gewann das MotoGP-Rennen vor Bagnaia, der erste Sieg eines Rossi-Schützlings in der Königsklasse. Als wäre das nicht genug, sorgten die Academy-Piloten Luca Marini und Marco Bezzecchi in Rossis Sky-VR46-Team auch noch für einen Doppelsieg in der Moto2. Und all das nur wenige Kilometer von ihrem Stützpunkt in Tavullia entfernt.

Für einen perfekten Tag der Lokalmatadore fehlten nur wenige Kurven. Bis zu Turn 11 in der letzten Runde des MotoGP-Rennens lag Big-Boss Valentino Rossi auf Rang drei, ehe er noch von Joan Mir abgefangen wurde. Rossi zusammen mit seinen Schützlingen Morbidelli und Bagnaia auf dem Podium - das wäre schon beinahe kitschig gewesen.

Valentino Rossi scherzt: Wer hatte diese Idee?

"Wir haben Schlangen großgezogen", lachte Rossi nach dem Rennen angesichts der starken Leistungen von Morbidelli und Bagnaia. "Es gab einen Moment im Rennen, wo ich mich gefragt habe: 'Wer zur Hölle hatte die Idee mit dieser Academy?' Aber im Ernst: Es ist eine große Freude das zu sehen. Ich glaube, dass so etwas auf diesem Level einzigartig ist. Wir haben Großartiges für den italienischen Motorradsport geleistet. Wenn ich einmal aufhöre, haben wir genügend Fahrer, die wir anfeuern können. Das freut mich sehr!"

Im Gegenzug sangen die Youngsters Lobeshymnen auf ihren Mentor. "Von all den Leuten, die ich für diesen Erfolg danken muss, steht Vale definitiv ganz oben", sagte Sieger Franco Morbidelli. "Ich kann ihm gar nicht genug danken. Er hat so viel für mich getan. Vale ist eine Legende - der Beste aller Zeiten. Ich wollte ihn unbedingt einmal schlagen, um ihm zu beweisen, dass es die richtige Entscheidung war, an mich zu glauben. Vale ist ein absoluter Champion und besitzt dementsprechend viel Know-How und gute Infrastruktur, um sich als Fahrer und Athlet weiterzuentwickeln. All das hat er uns zur Verfügung gestellt. Das ist eine wirklich noble Geste. Vale ist für mich wie ein Onkel, denn ich habe noch mehr Respekt vor ihm als vor einem Freund. Es ist eine ganz besondere Beziehung."

Rossi verfolgte Morbidelli in den ersten Runden, Foto: MotoGP.com
Rossi verfolgte Morbidelli in den ersten Runden, Foto: MotoGP.com

Bagnaia schließt sich an: "Die Leute in der Academy leisten unglaubliche Arbeit mit uns. Wir Fahrer pushen einander gegenseitig, egal ob im Fitnessstudio oder auf dem Motorrad. Das ist super für uns alle. Ich bin wirklich froh, ein Teil dieser Familie zu sein. Es ist etwas ganz Besonders. Vale hilft uns immer, wenn wir ihn brauchen. Egal was du ihn fragst, er hat immer eine Antwort parat. Es ist unglaublich. Ich habe enormen Respekt vor ihm."