Das erste MotoGP-Rennen in Misano wäre für Fabio Quartararo eine große Chance gewesen, um seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft auszubauen. Seine ersten beiden Verfolger in der Gesamtwertung, Andrea Dovizioso und Jack Miller, kamen über die Ränge sieben und acht nicht hinaus. Quartararo hingegen hatte die Pace für den Sieg.

Doch in der achten von 27 Runden begrub er seine Siegeschancen im Kies von Kurve vier. Er war gerade im Kampf um den vierten Rang an Maverick Vinales vorbeigegangen, hinter dem er zuvor das ganze Rennen festhing. Quartararo wollte nun Jagd auf seinen führenden Teamkollegen Franco Morbidelli machen, der anderthalb Sekunden in Front lag.

"Ich habe heute viele Fehler gemacht", zeigte sich Quartararo selbstkritisch. "Mein Start war schon nicht großartig, dann hatte ich auch eine Berührung mit Jack. Später konnte ich dann Maverick überholen und wollte anschließend voll pushen um die Fahrer vor mir einzuholen. Ich habe gepusht, als wäre es die letzte Runde, aber es waren noch 19 Runden zu fahren. Das war meine Schuld. Ich habe es einfach übertrieben. Hinter Maverick konnte ich ganz locker fahren, hätte wohl eine halbe Sekunde schneller sein können. Ich bin aber nicht an ihm vorbeigekommen und das hat mich frustriert. Als es mir dann endlich gelungen ist dachte ich, dass ich jetzt frei bin, früher Gas geben und später Bremsen kann. Weil ich zuvor knapp hinter Maverick gefahren bin ist der Vorderreifen aber zu heiß geworden, der Luftdruck ist gestiegen, ich bin etwas gerutscht, weit gegangen und dann gestürzt."

Quartararo ärgerte sich über seine Ungeduld: "Ich wollte zu schnell aufholen und habe mir nicht die nötige Zeit gegeben, weil ich Angst hatte, das Franco und Valentino entwischen. Wenn man etwas zu sehr will, macht man manchmal Fehler. In diesen Situationen muss ich noch ruhiger werden. Es ist sehr schade, denn ich hatte die Pace, um um den Sieg zu kämpfen."

Bei der Jagd auf das Spitzentrio übertrieb es Quartararo, Foto: LAT Images
Bei der Jagd auf das Spitzentrio übertrieb es Quartararo, Foto: LAT Images

Quartararo setzte sein Rennen noch fort, fuhr aber in der 18. Runde an die Box. "Der Motor hat sich nach dem Sturz etwas komisch angefühlt, so als würde er an Leistung verlieren. Ich bin dann an die Box gekommen und wollte noch eine Runde fahren um zu sehen, ob auch alles in Ordnung war", verrät Quartararo. Dieser Versuch dauerte aber nur sechs Runden lang. Dann verzeichnete der Petronas-Yamaha-Pilot seinen zweiten Sturz im Rennen und musste endgültig aufgeben. "Ich war dann eigentlich langsam unterwegs und bin sofort gestürzt, als ich in Kurve sechs gegangen. Wahrscheinlich war der harte Reifen nicht auf Temperatur." Ein Sturz, der auf sein Ergebnis aber ohnehin keinen Einfluss mehr hatte.

Quartararo fuhr weiter - ohne Erfolg, Foto: LAT Images
Quartararo fuhr weiter - ohne Erfolg, Foto: LAT Images

Bei allem Ärger über seinen ersten Crash bat Quartararo aber auch um Nachsicht: "Natürlich war es ein schlechter Zeitpunkt für einen Fehler, aber irgendwann muss ich diese Fehler machen. Erfahrung kannst du einfach nicht kaufen. Du kannst sie dir nur durch Fehler erarbeiten. Jeder von uns lernt ständig dazu. Auch Marc oder Valentino lernen noch. Ich bin gerade mal in meinem zweiten MotoGP-Jahr - da kann man sich vorstellen, dass ich viele Dinge einfach noch nicht weiß. Ich habe auch im Vorjahr Fehler gemacht, aber aus allen gelernt. Das wird heute nicht anders sein."

Zu viel Druck? Fabio Quartararo winkt ab

Für Quartararo war es das vierte enttäuschende Rennen in Serie. Nach 50 Punkten in Jerez sammelte er in Brünn, den beiden GPs in Spielberg und dem ersten Misano-Lauf nur 20 Zähler. Ein Tief, dass er aber nicht auf zu großen Druck im Titelkampf zurückführen will. "Natürlich ist die Situation nicht einfach. Wenn ein Fahrer in der MotoGP behauptet, dass er keinen Druck hat und nicht nervös ist, dann lügt er", findet er deutliche Worte. "Ich mache mir aber ehrlich gesagt nicht zu viele Gedanken über die Weltmeisterschaft. Natürlich will ich den Titel gewinnen, aber ich denke nicht ständig daran."

Die Führung in der Gesamtwertung hat nun mit sechs Zählern Vorsprung Andrea Dovizioso übernommen. Auch der Ducati-Star zeigte mit Ausnahme der ersten Rennen in Jerez und Spielberg durchwachsene Leistungen, punktete aber konstant und in jedem Grand Prix. Eine defensivere Strategie will Quartararo dennoch nicht einschlagen: "Mit vierten oder fünften Plätzen wirst du nicht Weltmeister. Ich möchte auch im nächsten Rennen um den Sieg kämpfen."