Franco Morbidelli hat es geschafft: In Misano holte der 25-jährige Italiener seinen ersten Sieg in der MotoGP. Nur fünf Wochen nach seinem ersten Podestplatz setzte er einen weiteren Glanzpunkt seiner Karriere. An dem Erfolg am Sonntag gab es nichts zu rütteln, fuhr Morbidelli doch vom zweiten Platz im Grid nach gutem Start einen lupenreinen Start-Ziel-Sieg ein.

"Ich habe mich heute stark gefühlt und auch einen guten Start erwischt", analysierte Morbidelli rund eine Stunde nach der Zieldurchfahrt in einer Pressekonferenz. "Ich wusste, dass ich es schaffen kann und konnte von Beginn an meine eigene Pace fahren. Irgendwann habe ich dann bemerkt, dass ich mich absetze. Das war ein großartiges Gefühl."

In der ersten Rennhälfte konnte Mentor Valentino Rossi den Anschluss an Morbidelli halten, doch ab der 13. Runde wurde dessen Rückstand immer größer. 1,1 Sekunden ab Lap 14, 2,2 Sekunden ab der 19. Runde - bis hin zum Rekordwert von 3,185 Sekunden Vorsprung, den Morbidelli in der 24. der 27 Runden erreichte.

Aus dem Schatten von Quartararo

In den Schlussrunden musste er seinen Premieren-Sieg in der MotoGP nur noch ins Trockene bringen. "Ich war überrascht, als ich auf der Anzeigetafel gesehen habe, dass ich so gut unterwegs bin", gestand der Sieger. "In den letzten zehn Runden sind mir viele Dinge durch den Kopf gegangen. Das waren mit Sicherheit die wichtigsten zehn Runden meiner bisherigen Karriere."

Dabei war der Italiener 2017 bereits Weltmeister in der Moto2, ehe er als erstes Mitglied von Valentino Rossis VR46 Academy im Jahr darauf in die MotoGP aufsteigen konnte. Einer schwierigen Rookie-Saison im desolaten Marc VDS Team, das sich ab Mitte der Saison in einem teaminternen Streit in Selbstauflösung befand, folgte ein Wechsel zu Petronas-Yamaha.

Dort zeigte Morbidelli schon im Vorjahr einige starke Rennen, stand dabei aber im Schatten von Super-Rookie Fabio Quartararo, der für die ersten Podestplätze des malaysischen Teams sorgte. Auch der erste Sieg war dem Franzosen vorbehalten, als er im Juli in Jerez beide Rennen gewinnen konnte. Nur zwei Monate später schlug nun auch Morbidelli die große Stunde.

Nächsten Sieg im Blick

Ob das auch ein Boost für die eigenen Ambitionen in der WM ist? Immerhin fehlen in der ausgeglichenen Gesamtwertung nur 19 Punkte auf Leader Andrea Dovizioso. "Ein MotoGP-Rennen zu gewinnen, kann etwas Großes bewegen. Man fühlt sich stolzer und ist selbstbewusster", sagte Morbidelli.

"Aber ich bin Fahrer eines Satellitenteams und habe nicht die Vorgabe, an den WM-Titel zu denken. Ich denke aktuell nur daran, noch einmal zu gewinnen und am Sonntag das beste Ergebnis zu holen. Ich kann nicht mehr tun, als von Rennen zu Rennen blicken", so der Italiener. Für den zweiten Lauf in Misano am kommenden Sonntag darf sich Morbidelli auf jeden Fall berechtigte Chancen ausrechnen.