Die MotoGP-Saison 2020 wird durch die Wirren der Corona-Krise in die Geschichte eingehen. Nie zuvor in der modernen Ära der Königsklasse begann eine Saison so spät im Jahr und wurde mit einem derartig dürftigen Kalender von nur 14 Rennen ausgetragen. In Anbetracht der Umstände, die zwischenzeitlich sogar eine völlige Absage der Saison möglich erscheinen ließen, kann sie sich dennoch sehen lassen.

Nun meldet sich aber eine prominente Stimme zu Wort, die deutliche Kritik an der MotoGP 2020 äußert. Es handelt sich um den zweifachen Weltmeister und 45-fachen Grand-Prix-Sieger Casey Stoner, der 2012 im Alter von nur 27 Jahren seine aktive Karriere beendete.

"Ich glaube es ist fantastisch, dass es überhaupt Rennen gibt", sagte er im 'In the Fast Lane'-Podcast der Australian Grand Prix Corporation, die die Events der Formel 1 in Melbourne und der MotoGP auf Phillip Island veranstaltet. "Ich finde es aber schwierig, die MotoGP 2020 als Weltmeisterschaft zu bezeichnen. Auf vielen Strecken gibt es zwei Rennen und wenn diese Auswahl einem Fahrer in die Karten spielt, dann ist das schon ein großer Vorteil. Außerdem reisen sie ja nicht wirklich um die Welt. Ich bin kein Fan davon, so eine 'Weltmeisterschaft' auszutragen."

Tatsächlich gehen die 14 Saisonrennen auf nur neun Strecken über die Bühne. Es gibt lediglich sechs Austragungsländer (Spanien, Tschechien, Österreich, Italien, Frankreich und Portugal), die allesamt in Europa liegen.

Die MotoGP fährt 2020 gleich sieben Mal in Spanien, Foto: MotoGP.com
Die MotoGP fährt 2020 gleich sieben Mal in Spanien, Foto: MotoGP.com

Casey Stoner bedauert Fehlen von Marc Marquez

Auch durch die Abwesenheit von Marc Marquez, der sich ja im ersten Saisonrennen den rechten Oberarm brach und seither außer Gefecht ist, sieht Stoner das MotoGP-Jahr 2020 deutlich entwertet. "Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass es ohne Marc keine echte Führungsfigur gibt. Das sieht man an den Resultaten und an den Leuten, die ganz oben auf dem Podium stehen."

Mit Fabio Quartararo, Brad Binder, Andrea Dovizioso und Miguel Oliveira gab es in den bisherigen fünf Saisonrennen schon vier unterschiedliche Sieger, elf der 22 Stammfahrer standen bereits auf dem Podium. Quartararo führt die Gesamtwertung mit 70 Zählern an - der geringste Wert seit Einführung des aktuellen Punktesystems im Jahr 1993.

MotoGP-Talk: Warum die WM ohne Marquez Kopf steht (01:00:34)

"Marc war eine klare Führungsfigur hat die Meisterschaft auf ein ganz anderes Niveau gehoben", findet Stoner. "Als ich noch gefahren bin, war ich zusammen mit Valentino, Jorge und Dani immer vorne. Wir haben das Feld richtig auseinandergezogen. Solche Fahrer gibt es im Moment nicht. Es fehlt jemand wie Marc, der jedes Wochenende zeigt, was zu tun ist."