Für KTM könnte es in der MotoGP derzeit kaum besser laufen. In den jüngsten drei Rennen holte man zwei Siege und drei Podiumsplatzierungen mit drei unterschiedlichen Fahrern. Die RC16 ist in den vergangenen Monaten zu einem kompletten Motorrad gereift, das es Piloten mit unterschiedlichsten Fahrstilen ermöglicht, um die Spitzenpositionen zu kämpfen. Nicht zuletzt, weil es den Ingenieuren in Munderfing gelungen ist, ein Motorrad zu bauen, das bislang als unvereinbar geltende Stärken wie guten Kurvenspeed und große Motorleistung aufweist.

Die Konkurrenz halt Aufholbedarf, aber kaum die Möglichkeit, ihre Motorräder zu verbessern. Aufgrund der Corona-Krise und ihren wirtschaftlichen Folgen einigte man sich aus Kostengründen darauf, dass für die Saisons 2020 und 2021 insgesamt nur ein Aerodynamik-Update erlaubt ist, die Motorentwicklung wurde völlig eingefroren. Und als wäre das für Yamaha, Ducati und Co. nicht schlimm genug, genießt nun ausgerechnet KTM ein Privileg, was die Motoren betrifft.

Grund dafür ist ein Widerspruch im für 2020 und 2021 ausgearbeiteten Reglement. KTM verlor mit dem zweiten MotoGP-Rennen von Spielberg die Concessions, die man seit dem Einstieg 2017 genießt. Sechs Concession-Punkte sind dafür nötig, die Österreicher sammelten allein in den letzten drei Rennen durch die Siege von Brad Binder und Miguel Oliveira (je drei Punkte) und den dritten Platz von Pol Espargaro (ein Punkt) derer sieben.

Somit verlor man sofort das Recht auf unbegrenzte Testfahrten mit den Einsatzpiloten. Die weiteren Privilegien verschwinden grundsätzlich mit der kommenden Saison. Dazu zählt die freie Motorenentwicklung und ein größeres Kontingent an Triebwerken (in einer normalen Saison sind das neun anstatt sieben Motoren, 2020 aufgrund der geringeren Anzahl an Rennen sieben anstatt fünf).

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KTM dürfte also eigentlich aufgrund des Corona-Paragraphen seine Motoren für 2021 nicht mehr verändern. Da man bei der Entwicklung der aktuell verwendeten Spezifikation aber von der größeren Anzahl an zur Verfügung stehenden Motoren ausging, könnte man im kommenden Jahr unverschuldet in Probleme geraten. Deshalb wurde in einem Meeting der Herstellervereinigung MSMA zunächst vorgeschlagen, dass man weiterhin mehr Motoren verwenden dürfte. Darauf konnten sich die Hersteller laut 'Autosport' aber nicht einigen, weshalb die Grand Prix Commission als oberste Regelinstanz durchgriff. Sie entschied, dass KTM seine Triebwerke bis zur Saison 2021 verändern darf, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.

So soll KTM die Möglichkeit erhalten, dem V4 die dann nötige Haltbarkeit bei größerer Laufzeit zu spendieren. Doch niemand kann der Konkurrenz garantieren, dass die fleißige Truppe rund um Motorenchef Kurt Trieb diese Chance nicht nützt, um mehr Leistung zu generieren. Das wiederum soll für Ärger bei den anderen Werken sorgen, die nun einen wahren 'Supermotor' von KTM für 2021 befürchten.

KTM überzeugt bereits jetzt durch starken Topspeed, Foto: LAT Images
KTM überzeugt bereits jetzt durch starken Topspeed, Foto: LAT Images

Profitiert Honda 2021 von MotoGP-Concessions?

KTM verliert mit Ausnahme der Motorenentwicklung also seine Vorteile für das nächste Jahr. Damit bleibt aktuell nur Aprilia als Concession-Team für 2021 bestehen. Honda ist zwar in der laufenden Saison ebenfalls noch ohne Podiumsplatzierung und wäre somit normalerweise auf bestem Kurs in Richtung Privilegien, doch die Corona-Regelungen machen den strauchelnden Japanern einen Strich durch die Rechnung. Die Grand Prix Commission einigte sich Anfang Mai darauf, dass 2020 aufgrund der verkürzten Saison Concessions nicht gewonnen, sondern nur verloren werden können. Honda muss also andere Wege finden, um die derzeit nicht konkurrenzfähige RC213V wieder in Schwung zu bekommen.