Zwei Fahrer, die sich bis zur finalen Kurve eines Rennens duellieren, durften wir in den letzten MotoGP-Saisons immer wieder erleben. Andrea Dovizioso und Marc Marquez bekriegten sich zwei Mal in Katar, zwei Mal in Spielberg und einmal in Japan. Im Vorjahr lieferten Marquez und Quartararo in Thailand ein grandioses Finale.

Ein Showdown zwischen drei Fahrern auf den letzten Metern dürfte aber nicht einmal in den Gehirnen der größten MotoGP-Haudegen abgespeichert sein. Am Sonntag servierten Miguel Oliveira, Jack Miller und Pol Espargaro genau so einen Leckerbissen und sorgten dafür, dass der erste Steiermark-GP und der 900. in der Geschichte der Königsklasse endgültig ein historischer wurde.

So kam es zum großen MotoGP-Finale in Spielberg

Espargaro hatte sich sechs Umläufe vor Ende des Rennens, das nach dem Abbruch aufgrund des Bremsdefekts von Maverick Vinales in einem 12-Runden-Sprint entschieden wurde, an die Spitze gesetzt. Der KTM-Werkspilot hielt seine Verfolger Miller und Oliveira souverän auf Distanz und ging mit 0,337 beziehungsweise 0,568 Sekunden Vorsprung in die letzte Runde.

Dort erwischte Espargaro aber Turn 3 nicht ideal, verlor an Schwung und musste so in der folgenden Kurve Miller vorbeilassen. Der wiederum kam schlecht aus Kurve sieben, wodurch sich Espargaro in Turn 9 wieder vorbeibremsen konnte. Er konnte die Linie aber nicht halten, was Miller einen Konter auf der Innenbahn der Zielkurve erlaubte. Beide Fahrer gingen weit, Espargaro kam sogar von der Strecke ab und musste in die asphaltierte Auslaufzone. Oliveira hingegen konnte eine enge Linie halten und beschleunigte seine beiden Rivalen eiskalt aus. Der Portugiese siegte 0,316 Sekunden vor Miller und 0,540 Sekunden vor Espargaro.

Oliveira durfte in Spielberg jubeln, Foto: LAT Images
Oliveira durfte in Spielberg jubeln, Foto: LAT Images

Das sagten Oliveira, Miller und Espargaro zum MotoGP-Showdown

Miguel Oliveira, Sieger, Tech3 KTM: "Pol und Jack waren wirklich stark und ich davon ausgegangen, dass ich sie bei einem normalen Verlauf nicht sauber überholen kann. In den letzten Kurven ist es dann aber richtig wild geworden und mir war klar, dass sie volles Risiko gehen werden. Ich habe damit gerechnet, dass etwas passiert. Also habe ich es schlau angelegt und den Kurvenausgang gut vorbereitet. Sie sind dann tatsächlich beide weit gegangen. Am Ende konnte ich so ihren Zweikampf für mich nützen und das Rennen gewinnen."

Jack Miller, Zweiter, Pramac Ducati: "In Kurve vier konnte ich Pol überholen, aber in Turn 9 hatte ich dann keinen guten Drive aus der Kurve raus. Pol hatte aber super Traktion und konnte sich neben mich setzen. Mir war klar, dass er angreifen würde, also habe ich auf den Konter in der letzten Kurve gesetzt. Ich dachte, dass die Entscheidung nur zwischen mir und Pol fällt, also bin ich einfach reingestochen. Ich bin auch an ihm vorbeigekommen, auf der Strecke geblieben und dachte, dass ich alles richtig gemacht habe. Dann habe ich plötzlich auf der Innenseite ein Geräusch gehört: 'Niauuuuuuuu'. Miguel hat uns komplett überrascht. Ich habe dann befürchtete, dass noch mehr Fahrer vorbeikommen, aber zum Glück war es nur er."

Es war der erste Sieg für Oliveira, Tech3 und Portugal in der Königsklasse, Foto: LAT Images
Es war der erste Sieg für Oliveira, Tech3 und Portugal in der Königsklasse, Foto: LAT Images

Pol Espargaro, Dritter, KTM: "Als ich in die letzte Runde gegangen bin, habe ich auf meinem Pitboard '+0' gesehen. Ich wusste also nicht, wie weit Jack hinter mir ist, dementsprechend musste ich in Kurve drei Kampflinie fahren. Vielleicht habe ich etwas zu viel investiert, aber die Ducatis sind auf der Bremse so stark und beim Beschleunigen erst recht. Dann ging es einfach nur darum, wer den Sieg mehr will. Ich bin in Kurve neun innen reingestochen, weil ich dort meine letzte Chance gesehen habe. Mir war klar, dass Jack den Konter versuchen wird. Er hat mich auf der Innenbahn super blockiert und wir sind beide weitgegangen. Ich wollte einen Kontakt unbedingt vermeiden. Jack und ich haben wohl zu hart gekämpft und so Miguel den Sieg serviert, aber das ist Racing."