Fünf Tage nach dem schweren Unfall im ersten MotoGP-Rennen von Spielberg wurde am Freitag ein Urteil gesprochen. Die FIM-Stewards identifizierten Johann Zarco als Schuldigen. Er muss daher sein nächstes Rennen, aller Voraussicht nach der Steiermark-GP am Wochenende, aus der Boxengasse in Angriff nehmen.

Am Freitagabend meldete sich Zarco erstmals zu seiner Strafe zu Wort - mit 50 Minuten Verspätung wohlgemerkt, da er im Meeting der Safety Commission festhing. Normalerweise nimmt Zarco an diesen Treffen nicht teil, aufgrund der Vorkommnisse vom Sonntag erschien er aber dennoch. Umsonst, wie sich herausstellen sollte, denn als Zarco nach rund einer Stunde das Meeting verließ hatte man über Dinge wie die Michelin-Reifen oder den Umbau am Red Bull Ring gesprochen, nicht aber über seinen Crash.

"Ich bin über die Strafe nicht glücklich und habe auch überlegt, Berufung einzulegen", sagte Zarco schließlich nach einer Entschuldigung für seine Verspätung. "Das ist aber immer etwas schwierig und hätte diesen Fall nur noch weiter verlängert. Wenn meine Berufung abgelehnt worden wäre, dann wäre es ohnehin blöd gewesen. Ich bevorzuge deshalb, die Strafe einfach zu schlucken und am Sonntag aus der Boxengasse zu starten. Ich werde dieses Jahr ohnehin nicht um die Weltmeisterschaft kämpfen, also ist diese Strafe auch kein Weltuntergang für mich. Es ist gut, dass das Thema nun erledigt ist."

Johann Zarco wettert gegen Stewards

Nicht erledigt ist für ihn aber ein anderes Thema: Die generelle Arbeit der Stewards. Bereits am Donnerstag äußerten einige Fahrer Kritik an Freddie Spencer und seinen Kollegen, nach seiner Strafe legte auch Zarco nach. "Ich habe kein Vertrauen in die Stewards. Ich glaube, dass die falschen Leute an der falschen Stelle sitzen. Wir brauchen andere Stewards", forderte er.

Zarcos Unfallgegner Franco Morbidelli, der mehrfach eine Strafe für den Franzosen gefordert hatte, war mit der Entscheidung klarerweise zufriedener, wollte aber kein ausführliches Urteil abgeben: "Ich respektiere die Entscheidung. Sie geht für mich in Ordnung. Ich habe meine Meinung zu dem Zwischenfall abgegeben, aber ich will nichts zum Strafausmaß sagen. Das ist der Job der Stewards. Für mich ist dieses Kapitel erledigt. Ich konzentriere mich wieder auf meine Arbeit und die ist schnell rennzufahren."

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Für seine Wortwahl direkt nach dem Rennen, als er Zarco als 'halben Mörder' bezeichnete, entschuldigte sich Morbidelli bereits am Donnerstag. Nun reichte er ihm erneut verbal die Hand: "Ich will keine Revanche an Johann. Wir kennen uns, seit wir Kinder sind. Ich hege keinen Groll gegen ihn. Wir sind Freunde." Wie Zarco verriet, gab es bereits ein Gespräch zwischen den beiden Rivalen vom Sonntag. Der Streit scheint beigelegt.

Rossi und Vinales meiden Kontroverse

Und was sagen Valentino Rossi sowie Maverick Vinales, die beide beinahe Opfer der umherfliegenden Motorräder wurden, zum Urteil? "Das Stewards Panel hat über die Strafe entschieden und die Entscheidung steht. Der Start aus der Boxengasse kostet viel für das Rennen, es ist also etwas geschehen", stellte Rossi fest. Vinales wollte sich nicht wirklich äußern: "Man kann so eine Aktion immer auf unterschiedliche Arten beurteilen. Es ist schwer, da fair zu sein. Die Strafe für Johann ist sicher hart, aber es ist schwer, sich als Außenstehender eine exakte Meinung zu bilden. Man kann von außen nie alles wissen."