Beim verspäteten MotoGP-Saisonstart in Jerez lief für Andrea Dovizioso noch alles nach Plan. Auf einer Strecke, die für ihn historisch zu den schwierigsten im Rennkalender gehörte, fuhr er als Dritter auf das Podium. Eine Woche später ging Dovizioso am selben Ort aber völlig baden. Trotz der technisch bedingten Ausfälle der vor ihm liegenden Francesco Bagnaia und Franco Morbidelli kam er über Rang sechs nicht hinaus, mehr als zwölf Sekunden fehlten auf Sieger Fabio Quartararo.

In Brünn kam es dann noch schlimmer. In Tschechien fühlte sich Dovizioso mit der Ducati stets pudelwohl, doch 2020 wurde das Rennwochenende für ihn zum Desaster. Als 13. der kombinierten Zeitenliste nach den ersten drei Trainings musste er in Q1. Dort qualifizierte er sich nur auf Platz 18. Seine schlechteste Startposition seit Brünn 2002, als Dovizioso in seiner ersten vollen WM-Saion noch auf einer 125ccm-Honda unterwegs war. Auch im Rennen kam der Routinier nie auf Touren, am Ende stand P11 zu Buche.

Und nun fuhr Dovizioso in Spielberg einen souveränen Sieg ein. "Ich freue mich sehr, nach Brünn dieses Comeback geschafft zu haben", sagte er sichtlich erleichtert nach dem Rennen im Parc ferme. "Dort war mein Gefühl auf dem Motorrad wirklich furchtbar. Ich hatte auch keine wirkliche Idee, wie ich das ändern sollte. Mit der Erfahrung aus den letzten Jahren ist es uns aber gelungen."

Wie genau war aber diese sportliche Auferstehung möglich? "Die Art, wie ich normalerweise bremse, hat einfach nicht funktioniert", erklärt Dovizioso. "Ich bin ein sehr harter Bremser, aber das hat den neuen Reifen nicht geschmeckt. Es war frustrierend." Michelin brachte zur Saison 2020 ja einen neuen Slick für das Hinterrad, der das Kräfteverhältnis der MotoGP ordentlich durcheinander würfelte und vor allem den V4-Bikes von Honda und Ducati zu schaffen machte.

Vor dem Österreich-GP hatte Ducati Probleme in den Bremszonen, Foto: MotoGP.com
Vor dem Österreich-GP hatte Ducati Probleme in den Bremszonen, Foto: MotoGP.com

Dovizioso und Ducati entschlüsseln Probleme

Dovizioso wühlte sich nach Brünn durch die gesammelten Daten - mit Erfolg. "Wir haben die ersten drei Rennen genau analysiert und viel verstanden. Es ging nicht so sehr um Veränderungen am Motorrad, sondern mehr darum, wie ich die Bremsmanöver anlege. Hier in Spielberg konnte ich vom ersten Training an anders bremsen und dadurch hat alles andere viel besser funktioniert. Ich konnte mir im Rennen endlich wieder einen richtigen Plan zurechtlegen und dann meine Karten ausspielen", stellte der Taktikfuchs der MotoGP zufrieden fest.