KTM legte nur eine Woche nach dem ersten MotoGP-Sieg ausgerechnet beim Heimrennen in Spielberg eine Bruchlandung hin. Zwar konnte Brünn-Sieger Brad Binder den 4. Rang erobern, doch eine Kollision zwischen Pol Espargaro und Miguel Oliveira in der 9. Runde nach dem Restart erhitzte die Gemüter.

Die beiden Piloten waren zum Zeitpunkt des Unfalls die beiden heißesten KTM-Eisen im Feuer und lagen auf den Plätzen fünf und sechs - nur wenige Zehntelsekunden hinter Joan Mir, der am Ende den zweiten Rang belegen sollte. Kein Wunder, dass die Emotionen hochkochten, sie Fahrer bereits im Kiesbett gestikulierten und Oliveira später seine Wut an seiner Boxeneinrichtung ausließ.

Oliveira stellt Pols Racing in Frage

Stunden nach dem Crash kam es zwar zur Aussprache und beide Piloten bemühten sich in ihren Video-Calls um gute Miene, doch vor allem Oliveira ließ sich auf mehrfache Nachfrage Emotionen herauslocken. " Ja, es war ein Rennunfall, aber es ist fraglich, was ein Fahrer sehen kann und was nicht", eröffnete der Portugiese sein Plädoyer.

"Die Tendenz von Pol ist leider, nicht nach innen zu sehen. In Brünn lief der Zwischenfall mit Johann bereits ähnlich ab", so Oliveira. "Wenn ich Pol wäre, würde ich nach zwei dermaßen ähnlichen Unfällen nachdenken, ob ich Rennen generell auf die richtige Art angehe. Das steht für mich in Frage."

Espargaro: War ein Rennunfall

Pol Espargaro war sich aber keiner Schuld bewusst: "Ich war in dieser Kurve sehr weit, wie auch in einigen Kurven davor. Miguel war an dieser Stelle aber auch seit weit außen - wir haben das in den Daten nachgesehen. Ich habe das Gas auf der Außenbahn aufgemacht, er auf der Innenbahn, wir haben und nicht gesehen und sind kollidiert. Das war ein Rennunfall."

"Ich war schon auf der weißen Linie und konnte nicht mehr weiter raus", stelle Espargaro klar. "Er ist ein sehr überlegter Fahrer und wenn er so eine Aktion setzt, dann vermutlich weil er gedacht hat, dass es dort sicher wäre zu überholen. Leider hat es dann so geendet."

"Pol hat nicht geschaut"

Bitter war der Ausfall für beide KTM-Piloten: Espargaro musste trotz starker Pace und zum zweiten Mal in Folge Podest-Potenzial die zweite Nullnummer in Serie hinnehmen. Oliveira hingegen wurde nach dem zweiten Jerez-Rennen (damals von Binder) schon wieder von einem KTM-Markenkollegen aus dem Rennen geschossen. "Diese Situation ist für mich sehr frustrierend", gestand der Portugiese, der damit auch seinen Wutausbruch in der Box rechtfertigte.

Espargaro gab er einen Rat für die nächsten Rennen mit: "Eine Grundregel des Racing besagt, dass jeder Rennfahrer, der auf der Innenseite eine Lücke sieht, hineinstechen muss. Wenn ich von der Linie abkomme, dass passe ich immer auf, ob jemand innen ist. Denn natürlich kollidieren zwei Linien irgendwann - das ist einfache Physik und um das zu kapieren muss man nicht besonders schlau sein."

"Pol hat nicht geschaut und so ist dieser Zwischenfall geschehen. Ich will ihm keine Schuld geben, denn es war ein Rennunfall, aber frustrierend ist das schon", stellte Oliveira klar. In der KTM-internen Hackordnung sind Oliveira und Espargaro nun bereits klar im Hintertreffen. Denn während das Duo mit 19 bzw. 18 Punkten nur auf den WM--Rängen 13 und 14 rangiert, ist Markenkollege Brad Binder nach seinem vierten Rang Vierter der Gesamtwertung.