Franco Morbidelli hat mit seinem ersten MotoGP-Podium in Brünn bewiesen, dass er mehr ist als nur der Teamkollegen von MotoGP-Shooting Star Fabio Quartararo. In Tschechien stand der Italiener hinter Sensations-Sieger Brad Binder auf dem Podium, während Quartararo nur auf dem siebten Rang in Ziel kam. Für diese Leistungssteigerung in seiner zweiten Saison im Petronas-Team musste er aber erst einmal seine brasilianische Seite unter Kontrolle bringen.

"Das letzte Jahr war schwierig für mich, in diesem Jahr läuft es besser", sagt Morbidelli kurz nachdem er sein erstes MotoGP-Podium über die Ziellinie gefahren hat. "Ich hatte letztes Jahr gehofft, besser zu sein, aber stattdessen war Fabio der Stärkere. Da habe ich mir gesagt, dass ich so nicht weitermachen will und habe angefangen, mehr und ernsthafter zu Hause zu arbeiten."

Dieser Wandel hat ohne Zweifel Früchte getragen. Nicht erst mit dem Podium in Brünn, sondern bereits mit den konstant starken Leistungen des Petronas-Piloten in den ersten Saisonrennen und auch schon während der Vorsaison-Tests. "Dort habe ich die Resultate meiner Arbeit gesehen. Ich war schneller als im Vorjahr", erinnert sich Morbidelli. "Ich habe von da an gehofft, in der Saison im Vergleich zum Vorjahr einen Schritt nach vorn zu machen und nach drei Rennen kann ich nun sagen, dass mir das gelungen ist."

Für Morbidelli war es allerdings gar nicht einfach, seine Haltung zu ändern, auch wenn der Halb-Brasilianer an der Rennstrecke keinen so lockeren Eindruck macht wie manche seiner Konkurrenten. "Ich weiß, dass ich wie ein ernster Typ wirke und wenn ich Rennen fahre, dann bin ich das auch", erklärt Morbidelli seine Herausforderungen. "Aber ich habe definitiv auch eine brasilianische Seite, wenn ich zu Hause bin. Die muss ich manchmal kontrollieren, auch in diesem Winter. Ich habe mir gesagt: Weniger Party und mehr Training und genau das habe ich getan."

Starke Performance in Brünn

Auch wenn das Umkrempeln seines Lebens abseits der Rennstrecke keine Leichtigkeit war, hat es sich am Ende ausgezahlt. Nicht nur hat Morbidelli in Brünn ein fantastisches Rennen abgeliefert, der Petronas-Pilot liegt aktuell sogar auf Rang drei in der Gesamtwertung. "Das ist jetzt nicht von Bedeutung, wir sind erst beim dritten Rennen", sagt er selbst jedoch. "Die WM ist noch jung. Ich muss mit meiner aktuellen Lage jetzt zufrieden sein und genauso weitermachen, damit ich so weit wie möglich vorne bleibe."

Wenn es so weitergeht wie in Brünn, stehen die Chancen für einen guten WM-Abschluss des Yamaha-Piloten nicht schlecht. Über lange Strecken führte Morbidelli, bis er sich schließlich der Übermacht Binders beugen musste, vor allem, weil seine Reifen einfach nicht mehr mitmachen wollten. "Ich habe versucht, in den ersten Hälfte des Rennens meinen Rhythmus zu halten und die Reifen zu schonen", erläutert er. "Aber schon nach zehn oder elf Runden habe ich Probleme gekriegt, die mit fünf Runden auf der Uhr nochmal schneller wurden. Ab da habe ich nur noch versucht, das Rennen zu Ende zu fahren."

Bereits am Qualifying-Samstag hatte Morbidelli klar gestellt, dass die Performance der Michelin-Pneus am Rennende eine Überraschung für ihn sein würde. "Wir wussten ja, dass die letzten fünf Runden das Unbekannte sein würden", rekapituliert er. "Jetzt wissen wir immerhin, was passiert. Aber ich konnte trotzdem noch damit umgehen. Ich war in den vorherigen 15 Runden sanft zu den Reifen. Ich bin einfach zufrieden."

Emotionaler Moment: Morbidelli feiert mit Rossi

Zufrieden war auch Morbidellis Mentor Valentino Rossi mit dem starken Ergebnis seines Schützlings. Noch auf der Auslaufrunde hielt der Petronas-Pilot neben Rossi auf der Strecke an und zog seinen Mentor in eine Umarmung. Danach mussten auch die anderen Mitglieder der VR46 Academy dran glauben, die ebenfalls neben Rossi standen. Ein emotionaler Moment für alle Beteiligten.

"Das ich überhaupt hier bin, verdanke ich zum größten Teil Valentino", sagt Morbidelli nach dem Rennen mit einem Lächeln. "Er hat an mich geglaubt, als das sonst niemand getan hat. Ich weiß, es ist eine etwas seltsame Situation, weil wir ja gegeneinander fahren, aber wenn das Rennen vorüber ist, ist er einfach nur ein guter Freund von mir. Wie ein älterer Onkel, oder eher wie ein großer Bruder. Nach dem Rennen wollte ich ihn nur umarmen und die ganzen anderen Jungs aus der Academy auch. Sie waren alle da und es war ein schöner Moment."