Was ist bloß mit Andrea Dovizioso los? Das fragen sich viele MotoGP-Fans nach dem bislang desaströsen Auftritt des Ducati-Stars an diesem Rennwochenende in Brünn. Im Qualifying setzte Dovizioso mit P18 einen neuen Tiefpunkt - nie zuvor musste er in der Königsklasse von so weit hinten in ein MotoGP-Rennen starten.

Entmutigt trat er danach via Video-Call vor die internationale Presse und gab sich ratlos: "Ich habe keine Ahnung, was heute im Qualifying passiert ist, mein Speed war sehr schlecht. Meine Pace auf gebrachten Reifen ist nicht so schlecht und besonders in FP4 war ich nicht so weit hinter den Schnellsten. Aber sobald ich die schnelle Rundenzeit setzen muss und die Front härter einsetze, kann ich das Potenzial nicht ausschöpfen."

Ducati zeigte sich in Brünn generell in schwacher Form. Die Werksbikes der aktuellen Generation wurden von Johann Zarco auf der Vorjahres-Maschine düpiert. Danilo Petrucci (8.) schaffte es immerhin in Q2, Jack Miller (14.) scheiterte wenigstens noch um knappe 0,061 Sekunden an der Hürde, doch Dovizioso war nicht einmal knapp dran am Aufstieg aus dem ersten Quali-Segment.

Reifen Schuld am Debakel

Dabei war Brünn in den vergangenen Jahren zu einer Paradestrecke für die italienische Marke geworden: 2018 Doppelsieg, 2019 Doppelpodium - und Dovizioso dabei jedes Mal schnellster Ducati-Mann. Für das Rennen am Sonntag rechnet er sich keine Chancen aus: "Wenn du kein gutes Gefühl für die Front hast, kannst du dein Rennen nicht managen. Genau darauf wird es morgen aber ankommen, weil die Reifen gegen Ende sehr viel Performance verlieren werden."

Die Reifen sind für Dovizioso die einzige Begründung, warum es 2020 in Brünn einfach nicht laufen will. "Natürlich sind die Reifen Schuld, denn das ist im Grunde der einzige Unterschied zum Vorjahr. Das ist keine Ausrede, das ist ein Fakt", stellte Dovizioso klar. Michelin entwickelte im Winter eine neue Karkasse für den Hinterreifen, die seit den Februar-Tests zum Einsatz kommt.

Seither fühlt sich Dovizioso nicht mehr wohl auf seiner Ducati: "Wir haben viele Dinge versucht, aber wir haben es nicht zusammengebracht, das der Hinterreifen gut mit dem Motorrad zusammenarbeitet. Ich kann nicht mehr so fahren wie in den vergangenen Jahren. Ich konnte immer hart bremsen, den Slide in der Kurve kontrollieren und eng aus der Kurve kommen. Das ist mir jetzt nicht mehr möglich."

Am Sonntag lautet die Devise des dreimaligen Vizeweltmeisters somit Schadensbegrenzung im Hinblick auf die WM, denn Yamaha kam mit dem Kurs in Brünn bislang blendend zurecht. Spätestens in Spielberg muss Dovizioso aber zu alter Form zurückfinden, wenn er sich im Rennen um den WM-Titel halten will. Der Red Bull Ring war zuletzt die Paradestrecke für Ducati: Viermal in Folge konnte man siegen, Dovizioso war dabei jedes Mal auf dem Podest.