Die Rennstrecke in Brünn ist in die Jahre gekommen. Seit 2008 wurde die Fahrbahn nicht erneuert, was den tschechischen Kurs zu jenem mit dem ältesten Asphalt im aktuellen MotoGP-Kalender macht. Die Fahrer zeigten sich nach den beiden Trainings am Freitag geradezu schockiert über den Zustand und könnten nun eine Neuasphaltierung des Kurses fordern.

Aleix Espargaro fand die deutlichsten Worte: "Das ist einer der schlechtesten Untergründe auf denen ich in meinen Leben gefahren bin. Dieser Asphalt ist ein Desaster - weit weg vom Niveau, das die MotoGP benötigt. Es ist inakzeptabel, hier zu fahren."

Unzählige Bodenwellen und generell schlechten Grip sind die MotoGP-Asse bereits aus den vergangenen Jahren gewöhnt, doch wurde es im Vergleich zum Vorjahr erneut schlimmer, so der Tenor. "Für mich ist diese Strecke hier eine Sekunde langsamer geworden, wenn ich das mit 2019 vergleiche", urteilte Stefan Bradl. "Die Bodenwellen sind größer und schlimmer geworden und der Grip ist deutlich schlechter."

Kuriose Szenen in den Trainings

In allen drei Klassen kam es zu teilweise kuriosen Szenen, wie Stürzen oder Saves an ungewöhnlichen Stellen. "In Kurve eins ist es am schlimmsten", sagte Cal Crutchlow. "Aber auch in Turn 13 sieht es nicht gut aus. Dort sind vor allem am Kurveneingang viele Bodenwellen. Wir haben an dieser Stelle heute auch sehr viele Stürze gesehen." So etwa Maverick Vinales, der prompt auf seiner ersten schnellen Runde des Tages in besagter Passage niederging.

Jack Miller zeichnete ein verheerendes Bild vom Zustand der Strecke: "Es ist eigentlich einfacher aufzuzählen, wo keine Bodenwellen sind. Kurve 13 ist die schlimmste, aber auch in Turn 3 und 5 ist es recht übel. Kurve 1 sieht kaum besser aus, aber auch Turn 10 nicht."

Brünn gehört zu den Traditionsstrecken der MotoGP und steht in ihrer aktuellen Konfiguration seit 1987 mit Ausnahme des Jahres 1992 ununterbrochen im Rennkalender. Seit Jahren plagen den tschechischen Kurs allerdings finanzielle Nöte, die letzten Rennen konnten jeweils nur dank monetärer Hilfe der Politik gesichert werden.

Was kann sich Brünn leisten?

Valentino Rossi weiß daher, dass eine komplette Neuasphaltierung utopisch erscheint. "Neu zu asphaltieren kostet Geld - und da sprechen wir von einem Millionenbetrag. Ich weiß nicht, ob sie die Mittel dazu haben. Am Ende des Tages ist der Kontostand entscheidend", so Rossi.

Miller schlägt in die gleiche Kerbe: "Ich weiß, die Strecke ist riesig und dieses Unterfangen wäre enorm. Aber diese Strecke hat etwas Magisches und ist bei vielen Fahrern sehr beliebt. Es wäre schade, wenn man sie verkommen lassen würde."

Die Fahrer wollen das Thema in der Safety-Commission am Freitagabend gegenüber den Offiziellen von FIM und Dorna zur Sprache bringen. Damit würden sie den Ball an den Verhandlungstisch zwischen den MotoGP-Organisatoren und den Streckenbetreibern in Brünn spielen. Dort steht die Zukunft des tschechischen Grand Prix ohnehin seit Jahren auf des Messers Schneide.