Der kometenhafte Aufstieg von Fabio Quartararo nimmt weiterhin kein Ende. Vor etwas mehr als einem Jahr stand er in Jerez erstmals auf einer MotoGP-Pole-Position, nun gewann er an selber Stelle zwei Rennen in Serie. Als jüngster Pilot seit Marc Marquez 2013. Beeindruckender als die nackten Fakten war aber die Art und Weise, wie er am Sonntag seinen Doppelpack in Jerez schnürte.

Quartararo feierte einen klassischen Start-Ziel-Sieg. Er erwischte den beste Start und musste die Führung im Rennen nur für wenige Meter abgeben, als ihn Maverick Vinales in der letzten Kurve der ersten Runde attackierte, dabei aber viel zu weit ging und auf Rang drei zurückfiel. Von da an wurde der zweite Jerez-Grand-Prix zu einer Triumphfahrt für Quartararo.

Von der ersten bis zur elften Runde baute der Petronas-Yamaha-Pilot seinen Vorsprung in jedem Umlauf kontinuierlich aus, bis auf eine Größe von 4,5 Sekunden. Diesen verwaltete er souverän und als gegen Rennende Francesco Bagnaia mit einem Motorschaden ausrollte, trennten Quartararo plötzlich sogar fast acht Sekunden von seinen Verfolgern.

Fabio Quartararo von Hitze unbeeindruckt

Bei den am Sonntag unglaublich schwierigen Verhältnissen mit Außentemperaturen von 37 Grad und bis zu 63 Grad auf dem Asphalt, die für nicht weniger als sechs Stürze sorgten, eine echte Meisterleistung. Quartararo fuhr ein Rennen im besten Jorge-Lorenzo-Stil, was auch den dreifachen MotoGP-Weltmeister zu einem großen Lob auf seinen Social-Media-Kanälen bewegte: "Du hast genau so gewonnen, wie man das mit der Yamaha machen muss: Großartiger Start, geschmeidiges Fahren und keine Fehler. Brilliant!"

Quartararo legte am Start den Grundstein zum Erfolg, Foto: MotoGP.com
Quartararo legte am Start den Grundstein zum Erfolg, Foto: MotoGP.com

Quartararo war auf diese Leistung zurecht stolz. "Die Bedingungen waren unglaublich hart und auch anders als vergangene Woche. Der Grip war zunächst besser, aber dann haben die Reifen schneller nachgelassen. Diese Anpassung an die Verhältnisse habe ich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert", stellte der nun erfolgreichste Franzose in der Geschichte der Königsklasse zufrieden fest.

Bei derartigen Vorstellungen kann man leicht vergessen, dass es für Quartararo am Sonntag erst das 21. Rennen in der Königsklasse war. Und er zuvor eine mehr als holprige Karriere in der Weltmeisterschaft hinlegte. Vom gehypten Wunderkind, das mit zwei Junioren-WM-Titeln und dank Ausnahmegenehmigung bereits im Alter von 15 Jahren in die Moto3-Weltmeisterschaft kam, stürzte Quartararo in die sportliche Belanglosigkeit ab. Zwischen 2015 und 2018 blieb er in 51 Rennen ohne Podiumsplatzierung. Seine Karriere schien im Sand zu verlaufen. Ganz schwierige Jahre für 'El Diablo', der aber schon in der Kindheit ausreichend abgehärtet wurde.

Harter Weg nach oben für Fabio Quartararo

"Es war nicht einfach für mich, überhaupt bis in die Weltmeisterschaft zu kommen", erzählte er am Sonntag. "Als ich sieben Jahre alt war, ist mein Vater jedes Wochenende mit mir im Bus nach Spanien gefahren. Das waren immer mehr als 1.200 Kilometer, nur um zu trainieren oder Rennen zu fahren. Bis zu meinem 15. Lebensjahr war ich also ständig nur auf Achse. Spanien hatte damals schon eine unglaubliche Meisterschaft mit vielen starken Fahrer. In der französischen 50ccm-Klasse waren wir damals zu viert, in Spanien waren es 50. Da war es wie jetzt in der MotoGP, nur eben auf einem anderen Level: Wenn du starke Gegner um dich hast, pusht du auch selbst mehr. Mein Vater hat mich damals zusätzlich unglaublich angetrieben. Er war da echt schlau. Wir hatten ja kein offizielles Timing, auf das wir ständig schauen konnten. Also hat er mir, selbst wenn ich der schnellste Fahrer war gesagt, dass irgendjemand in einem Bereich eine halbe Sekunde flotter ist als sich. Dann habe ich wie verrückt gepusht. Ich habe meinem Vater also sehr viel zu verdanken. Ohne ihn wäre ich heute nicht hier."