Gleich zwei Mal kam Fabio Quartararo im Vorjahr einem ersten MotoGP-Sieg richtig nahe. In Misano musste er sich in der letzten Runde, in Thailand sogar erst in der allerletzten Kurve geschlagen geben. Beide Male hieß der Sieger Marc Marquez. Am Sonntag in Jerez nahm sich Marquez mit einem Ausrutscher und einem schlimmen Sturz selbst aus dem Kampf um das oberste Podium.

Quartararo staubte ab, fuhr ein abgebrühtes Rennen und gewann souverän mit knapp fünf Sekunden Vorsprung auf Yamaha-Kollege Maverick Vinales. Damit krönte sich der 21-jährige Youngster zum erst vierten französischen Sieger in der Königsklasse nach Pierre Monneret (Reims 1954), Christian Sarron (Hockenheim 1985) und Regis Laconi (Valencia 1999).

"Das ist ein unglaubliches Gefühl", sagte ein sichtlich gerührter Premierensieger. "Mir fällt es noch schwer, zu begreifen, was da passiert ist. Ich werde es genießen, denn man gewinnt nicht jeden Tag sein erstes MotoGP-Rennen. Ich bin wirklich stolz." Der Sieg bedeutete für Quartararo mehr als nur 25 Punkte. Er hat bewiesen, dass er in der Königsklasse siegen kann und konnte sein Selbstbewusstsein gleich beim Saisonstart voll aufladen: "Ich sehe mich jetzt schon deutlich mehr als Titelanwärter. Allerdings muss ich konzentriert bleiben und von Rennen zu Rennen denken. Wir haben jetzt so viele Grands Prix in kürzester Zeit. Da darf man sich keine Stürze und erst recht keine Verletzungen leisten."

Fabio Quartararo bleibt in Jerez cool

Quartararo fuhr seinen ersten Sieg in Jerez im Stil eines großen Champions ein. Reibungslos verlief sein Grand Prix aber bei weitem nicht. Von der Pole Position aus erwischte einen akzeptablen, aber nicht herausragenden Start. Maverick Vinales schoss sofort an ihm vorbei. In Kurve eins versuchte sich Jack Miller innen vorbeizubremsen, ging aber weit und drängte Quartararo etwas ab. Marc Marquez schlüpfte durch, Quartararo war nur noch Dritter. In der Folge musste fiel er auch hinter die beiden Pramac-Piloten Miller und Francesco Bagnaia auf P5 zurück.

Quartararo hielt Miller und Vinales bravourös auf Distanz, Foto: LAT Images
Quartararo hielt Miller und Vinales bravourös auf Distanz, Foto: LAT Images

"Mein Start war nicht besonders gut", analysiert Quartararo. "Dann lag ich nur Platz fünf hinter Jack und Pecco. Da habe ich mir schon Sorgen gemacht. Vor allem als Jack an mir vorbei ist, dachte ich, dass ich in einer anderen Klasse fahre. Er lag sofort eine halbe Sekunde. Wenn du hinter den Ducatis bist, ist es unglaublich schwer, den Kurvenspeed unseres Motorrads auszuspielen."

Quartararo lief Gefahr, einmal mehr eine Pole Position am Sonntag nicht in einen vollen Erfolg ummünzen zu können. "Ich bin aber ruhig geblieben", stellte er nach dem Rennen zufrieden fest. "Im Vorjahr wäre ich in solchen Situationen noch nervös geworden. Diese Ruhe ist etwas, dass ich in den vergangenen Monaten im Lockdown zuhause gelernt habe. Man muss nicht immer so übermütig sein. Im letzten Sektor konnte ich beide Ducatis in der letzten Kurve überholen. Dann hat auch noch Marc seinen Ausrutscher gehabt und ich konnte Maverick nach seinem Fehler in Turn 6 einholen."

Das restliche Rennen wurde zu einer Machtdemonstration von Quartararo. Keiner seiner Verfolger, mit Ausnahme des von hinten mit vollem Risiko heranstürmenden Marc Marquez, konnte seine Pace mitgehen. Am Ende stand der erste MotoGP-Sieg für 'El Diablo' zu Buche. Mit Sicherheit nur der erste von vielen.