Fast fünf Monate dauerte die Corona-Zwangspause für die MotoGP-Piloten. In dieser Zeit konnten sie, mit Ausnahme der Concession-Teams von KTM und Aprilia, nicht mit ihren Bikes fahren. Nun müssen sie in Jerez gleich eine Feuertaufe bestehen - im wahrsten Sinne des Wortes. Für keinen Tag an den zwei Rennwochenenden sind weniger als 33 Grad prognostiziert. Den Höhepunkt soll die Hitzewelle diese Woche mit 38 Grad am Samstag erreichen. Am Test-Mittwoch wurden 36 Grad gemessen, was die Asphalttemperaturen bei wolkenlosem Himmel auf über 60 Grad steigen ließ, am Freitag war es nur unwesentlich kühler.

Derartige Temperaturen gab es in den vergangenen Jahren in der MotoGP nie. Hitzepol war meist Sepang in Malaysia, doch auch dort war es stets einige Grad kühler. Lediglich die höhere Luftfeuchtigkeit erschwerte dort die Arbeit der Stars. "Die Temperaturen hier sind unglaublich", stöhnte Andrea Dovizioso bereits nach dem Testtag. "Es ist echt verrückt. Für die Reifen ist es hier fast unmöglich, richtig zu funktionieren. Aber auch für uns Fahrer ist es brutal, vor allem wenn du hinter anderen Maschinen herfährst. Das Rennen wird daher richtig hart."

Routinier Cal Crutchlow macht schon die Zeit vor dem Start sorgen. "Wir stehen in diesem Jahr fünf Minuten länger im Grid, also 25 Minuten insgesamt", gibt er zu bedenken. Diese Änderung wurde von Promoter Dorna angeregt, um mehr Bilder für die TV-Übertragung liefern zu können. "Bei 36 Grad im direkten Sonnenlicht macht das keinen Spaß und wir Fahrer sind dementsprechend nicht besonders glücklich darüber. Notfalls müssen wir die Startaufstellung verlassen und in die Box zurückgehen."

Hitze-Umbau bei Aprilia?

Aprilia-Pilot Aleix Espargaro denkt zusammen mit seinem Team aufgrund der großen Hitze sogar über Umbauten an der neu entwickelten RS-GP nach. "Bei diesen Temperaturen gibt das Motorrad eine unfassbare Hitze ab, vor allem im Bereich der Hände. Ich bin beim Test nie mehr als sieben Runden gefahren, aber meine Hände haben sich angefühlt als hätte es eine Million Grad. Wir müssen diesen Teil des Bikes etwas mehr abdecken, sonst wird das Rennen am Sonntag sehr schwierig."

Aleix Espargaro verbrannte sich an seiner Aprilia beinahe die Finger, Foto: Aprilia
Aleix Espargaro verbrannte sich an seiner Aprilia beinahe die Finger, Foto: Aprilia

Ein hartes Stück Arbeit wird der Spanien-Grand-Prix definitiv auch für die Rookies der Königsklasse. Die Umstellung von den deutlich schwächeren Moto2-Bikes auf die MotoGP-Raketen verläuft meistens ohnehin schwierig, im Glutofen von Jerez wird die Aufgabe zusätzlich erschwert. "Ich bin beim Test am Nachmittag einen 15-Runden-Run gefahren und der war körperlich schon richtig anstrengend", gab Brad Binder zu. Zur Erinnerung: Die Renndistanz am Sonntag beträgt 25 Umläufe. KTM-Mann Binder hat daher Bedenken: "Von der Moto2 in die MotoGP ist es ohnehin ein Riesenschritt. Bei dieser Hitze dauert es noch länger, bis man sich daran gewöhnt. Vor allem auch, weil Jerez eine körperlich sehr fordernde Strecke ist." Im Gegensatz zu vielen anderen Kursen gibt es auf der spanischen Traditionsstrecke keine längere Gerade zum Durchatmen, lediglich 607 Meter geht es bei Start und Ziel geradeaus. "Die größte Herausforderung für uns wird sicher sein, bei dieser Hitze im Rennen die Pace zu halten", stimmt Alex Marquez seinem Rookie-Kollegen zu.