Cal Crutchlow ist aktuell eine der Hauptzutaten der MotoGP-Gerüchteküche. Nun meldete sich der 34-jährige Brite selbst zu Wort und nahm zu den Mutmaßungen der vergangenen Wochen Stellung.

"Meine Zeit mit Honda war großartig und wir haben zusammen viel erreicht, aber alle guten Dinge müssen irgendwann zu Ende gehen", deutete Crutchlow gegenüber den Kollegen von "Bikesportnews" einen Abschied von LCR-Honda an. Dort bestreitet der Brite 2020 seine bereits sechste Saison. Drei Siege und neun weitere Podestplätze holte er in diesem Zeitraum für das Team des Ex-Piloten Lucio Cecchinello, 2016 schloss er die WM als bester Fahrer einen Non-Factory-Rennstalls (7.) ab.

Doch 2021 könnte Schluss sein, nachdem Honda dort Alex Marquez parken will, um im Werksteam Platz für KTM-Abgang Pol Espargaro zu schaffen. Der Japaner Taka Nakagami, der noch keinen Vertrag für 2021 in der Tasche hat, gilt aufgrund der Rückendeckung aus Hondas Heimatland als gesetzt. "Wenn man mit Taka keinen Deal zustande bringt, dann könnte ich vielleicht bleiben. Aber die Chancen darauf sind gering", gestand Crutchlow.

Crutchlow kokettiert mit Aprilia

Somit avanciert Aprilia zu einer attraktiven Option für den 34-Jährigen. Der italienische Hersteller hat mit Aleix Espargaro bereits den ersten Piloten für 2021 und '22 unter Vertrag genommen. Die Besetzung des zweiten Motorrads ist allerdings noch offen. Ursprünglich plante man zwar mit Andrea Iannone, dessen Karriere aber aufgrund seines Dopingvergehens vor dem Ende steht.

Nach aktuellem Stand ist der Italiener noch bis Mitte Juni 2021 gesperrt, allerdings läuft eine Berufung Iannones vor dem Obersten Sportgerichtshof CAS gegen dieses Urteil. Bei einer Verkürzung des Urteils um etwa drei Monate, wäre Iannone zum MotoGP-Saisonstart des kommenden Jahres wieder einsatzbereit.

Allerdings läuft parallel eine Berufung der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, die eine vierjährige Sperre von Iannone fordert. Sollte die WADA vor dem CAS Recht bekommen, so wäre die Karriere des 30-jährigen Italieners definitiv vorüber. Crutchlow wäre jedenfalls bereit, einzuspringen: "Ich will, dass meine Arbeit Spaß macht und es geht mir nicht um Geld. Die RS-GP gemeinsam mit Aleix weiterzuentwickeln - das könnte jede Menge Spaß machen."

Crutchlow würde zu Aprilia die Erfahrung von 157 Rennen und eines ganzen Jahrzehnts in der MotoGP mitbringen. Der Brite fuhr bereits drei verschiedene Fabrikate (Yamaha, Ducati & Honda) und erreichte auf allen drei Marken Podestplätze. Allerdings ist er auch sehr sturzanfällig.

Rücktritt kein Thema mehr

An einen Rücktritt, wie nach seiner schweren Fußverletzung vor zwei Jahren, denkt Crutchlow jedenfalls nicht mehr: "Ich habe das einmal ausgesprochen, aber zum Glück hatten die Hersteller damals eine andere Meinung", scherzte der Brite, der letztlich auch um den Trumpf seiner Herkunft weiß: "Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich eine gute Beziehung zu Carmelo Ezpeleta habe."

Der MotoGP-Boss setzte sich in der Vergangenheit mehrfach dafür ein, dass Piloten aus den wichtigen "Kernländern" in der Königsklasse fahren. So brauchte er etwa nach dem Rücktritt von Casey Stoner einen australischen Fahrer, was 2013 dem Superstock-Fahrer Bryan Staring eine volle Saison bei Gresini Racing einbrachte.

Großbritannien ist - nicht zuletzt aufgrund der millionenschweren TV-Rechte - ein wichtiger Markt für die Dorna. Nach dem Ausscheiden von Scott Redding und Bradley Smith war Crutchlow bereits im Vorjahr der letzte verbliebene Brite in der MotoGP-Startaufstellung. Zwar feiert Smith als vorläufiger Iannone-Ersatz in Jerez sein Comeback. Einen fixen Vertrag für 2021 hat aktuell aber kein britischer Fahrer.