Die schlechten Nachrichten für Andrea Iannone gehen weiter: Zuletzt musste der Italiener gemeinsam mit seinem Aprilia-Team mehrere Wochen auf eine Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes CAS in seinem Dopingfall warten. Doch jetzt kommt es noch schlimmer: Statt der von der FIM verhängten 18-monatigen Strafe könnte nun doch der Höchststrafsatz von vier Jahren auf Iannone zukommen.

Grund für diese Verschiebung der Lage ist die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Beim Bekanntwerden des Dopingfalls Iannone drohte dem Aprilia-Piloten eine Höchststrafe von vier Jahren, die das Disziplinargericht des Motorradweltverbandes FIM bei seiner Urteilsfindung jedoch auf 18 Monate herunterschraubte, da die Verteidigung Iannones, unwissentlich bei der Übersee-Tour der MotoGP in Asien das anabole Steroid Nandrolon zu sich genommen zu haben, für sehr wahrscheinlich eingestuft wurde.

Auch gegen die 18-monatige Sperre gingen Iannone und sein Rechtsvertreter vor und legten beim CAS Einspruch ein. Auf eine Entscheidung des Gerichts, ob man die von der FIM verhängte Strafe Iannones anerkennt oder nicht, haben Fahrer und Team bisher vergeblich gewartet. Und nun kommt es sogar noch schlimmer: Wie am Dienstagabend bekannt wurde, legt auch die WADA Einspruch gegen Iannones Fall ein. Im Gegensatz zum Italiener selbst fordert die WADA jedoch die ursprüngliche Höchststrafe für den Italiener. Ein ungewöhnlicher Schritt, der nur gegangen wird, wenn die WADA der Meinung ist, dass in einem Doping-Fall zu nachlässig agiert wurde.

Damit sind die schlimmsten Befürchtungen von Aprilia-CEO Massimo Rivola Wirklichkeit geworden. Wie der Italiener kürzlich gegenüber 'GPOne.com' erklärte, sorgt man sich bei Aprilia darüber, dass der WADA am Fall Iannone eine Exempel statuieren will, um klar zu machen, dass rigoros mit Doping-Sündern, ob nun beabsichtigen oder unbeabsichtigten, umgegangen wird. Diese Vermutungen erscheinen nun alles andere als unbegründet.

Zwei Anhörungen zum Fall Iannone

Der CAS gab weiter bekannt, im kommenden Monat zwei Anhörungen abhalten zu wollen. In der einen wird man Iannone zur Wort kommen lassen, die andere gehört der Welt-Anti-Doping-Agentur. Wann genau die beiden Anhörungen stattfinden werden, steht noch nicht fest. Da am 19. Juli jedoch die MotoGP-Saison 2020 starten soll, kann davon ausgegangen werden, dass eine Entscheidung im Fall Iannone vor dem Startschuss in Jerez fallen wird.

Sollte der Italiener tatsächlich die volle Strafe von vier Jahren erhalten, bedeutet das gewiss das Ende seiner Rennfahrer-Karriere auf Weltklasse-Niveau. Iannone ist aktuell 30 Jahre als und dürfte bis zu seinem 34. Lebensjahr nicht mehr am aktiven Renngeschehen teilnehmen. Ein Platz in der MotoGP wäre nach einer so langen Pause so gut wie ausgeschlossen und auch der Weg in die Superbike-WM ist nach vier Jahren Zwangsaus kaum denkbar.

Iannones Platz im Werksteam von Aprilia wird im Falle einer Verurteilung wahrscheinlich Bradley Smith übernehmen, der bereits als Testfahrer für den Hersteller aus Noale unterwegs ist.