Während andere Piloten weiter geduldig auf den Start der MotoGP-Saison 2020 warten, haben Andrea Iannone und sein Aprilia-Team ganz andere Sorgen. Denn auch nach Wochen des Bangens und Wartens hat das internationale Sportgerichtshof CAS immer noch keine Entscheidung im Doping-Fall Iannones getroffen. Die Italiener befürchten nun bereits, dass man am 'Maniac' ein Exempel statuieren will.

Iannone war im Rahmen des letztjährigen Malaysia GP in Sepang positiv auf das anabole Steroid Nandrolon getestet worden. Das Disziplinargericht des Motorradweltverbandes FIM drückte dem Italiener daraufhin eine Sperre von 18 Monaten auf. Sein Anwalt legte daraufhin Einspruch vor dem CAS ein, der die Sperre mit einem Urteil zu Iannones Kosten noch verhindern könnte. Eine Entscheidung ist aber auch nach Wochen noch nicht gefallen.

Das macht nicht nur Iannone selbst, sondern auch Aprilia-CEO Massimo Rivola Sorgen. Er befürchtet, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) an dem Fall seines Piloten ein Exempel statuieren will, um zu zeigen, dass Doping im Motorradrennsport nicht akzeptiert wird, ob nun beabsichtigt oder nicht. "In allen Doping-Fällen hat der Verbund viel schneller entschieden, als es jetzt bei Andrea der Fall ist", klagt Rivola gegenüber 'GPOne.com'.

Schon die Tatsache, dass sein Pilot überhaupt eine Strafe fürchten muss, ist für den Italiener inakzeptabel. "Im ersten Prozess hat der Fahrer anerkannt, dass es nicht sein Fehler war, aber trotzdem wurden ihm vier Jahre angedroht", erinnert Rivola. Vier Jahre waren die Iannone drohende Höchststrafe der FIM gewesen. Diese wurde vom Disziplinargericht jedoch auf 18 Monate heruntergeschraubt, da auch die Richter es für sehr wahrscheinlich hielten, dass Iannone das Dopingmittel nicht willentlich zu sich genommen hatte. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass der Italiener unter dem Einfluss von verbotenen Substanzen angetreten ist.

"Wir warten jetzt auf die Entscheidung des CAS-Präsidenten, aber bisher haben wir noch keine Nachricht erhalten", gibt Rivola ein Update der Situation und äußert im selben Atemzug seine größte Sorge: "Meine Angst ist es, dass die WADA eine Exempel-Bestrafung durchdrücken will, um zu zeigen, wie wichtig der Kampf gegen Doping ist und die FIM nur ein Zuschauer in dieser Sache ist."

Aprilia möchte für 2021 weiter auf Andrea Iannone und Aleix Espargaro setzen, Foto: Aprilia
Aprilia möchte für 2021 weiter auf Andrea Iannone und Aleix Espargaro setzen, Foto: Aprilia

Aber nicht nur Iannones Fall selbst bereitet Rivola Kopfzerbrechen. Die lange Ungewissheit kann sich, vor allem in der aktuellen Lage der Welt, auch auf Aprilia als Ganzes auswirken. "Es ist sehr bedenklich, weil wir von einer 18-monatigen Pause reden. Aber ich könnte mir auch vorstellen, dass die WADA um eine Sperre von vier Jahren für Andrea bittet. Ich hoffe, dass das Ergebnis spätestens im August kommt. Das wäre in diesem Fall das Mindeste, finde ich. Wir erleben gerade herbe Verluste, vor allem, weil wir mit Andrea weitermachen wollen. Wenn diese Saison ruiniert wird, können wir nicht erlauben, dass es auch die darauffolgende betrifft."

Für das Werk aus Noale steht also fest, dass man im Idealfall für die Saison 2021 mit Iannone - und auch mit seinem Teamkollegen Aleix Espargaro - weitermachen will. Bei letztem gibt es auch deutlich weniger Probleme. "Aleix ist unser Kapitän und dafür gebührt im Anerkennung", stellt Rivola klar. "Wir sind in den letzten Zügen seiner Vertragsverlängerung. Wir bei Aprilia sind mit unseren beiden Piloten sehr zufrieden, auch wenn wir bezüglich Andrea nicht genau wissen, wie es weitergeht. Aber im Moment wollen wir mit ihm und Aleix weitermachen."