20 Saisonrennen hätte der MotoGP-Kalender 2020 erstmals umfassen sollen. Von 8. März bis 15. November hätte man dabei 16 Länder auf fünf Kontinenten bereist. Daraus wird durch die Corona-Krise definitiv nichts. 2020 wird nicht die längste Saison der MotoGP-Geschichte, sondern ihre kürzeste seit Jahrzehnten werden.

Ein grundlegend überarbeiteter Kalender soll noch im Mai veröffentlich werden. Einige Details sind aus Dorna-Kreisen aber bereits an die Öffentlichkeit gedrungen. Demnach soll es von Juli bis November in Jerez, Spielberg, Misano, Aragon und Valencia jeweils zwei Rennen geben, dazu noch je eines in Brünn und Barcelona. Etwaige Überseerennen im Spätherbst sind denkbar, aktuell aber nicht fix eingeplant. Somit stünden nur sieben Austragungsorte in vier Ländern im Kalender.

Die MotoGP-Piloten haben sich in den vergangenen Jahren an ihre Welttourneen auf unterschiedlichsten Strecken gewöhnt. In den umfangreichen Saisons konnte man sich den ein oder anderen Fehler, einen schwachen Saisonstart oder ein durchwachsenes Finish leisten. 2020 werden die Karten aber neu gemischt. Die Sprint-Saison lässt kaum Raum für Patzer.

"Es wird wichtiger sein, keine Fehler zu machen", ist auch Suzuki-Teamchef Davide Brivio überzeugt. "Schließlich haben die Fahrer weniger Chancen, um diese auszubügeln. In den letzten Jahren haben wir oft gesehen, dass gewisse Piloten schlecht in eine Saison gestartet sind und dann in der zweiten Hälfte zugelegt haben. Maverick Vinales zum Beispiel 2019."

Der angesprochene Maverick Vinales stimmt seinem ehemaligen Teamboss zu. "Natürlich wird es in diesem Jahr eine völlig andere Meisterschaft sein. Darauf muss man sich einstellen. Ich glaube, dass wir schon ein oder zwei Rennen brauchen werden, bis wir auf den maximalen Speed kommen", meint der Monster-Energy-Yamaha-Pilot im exklusiven Video-Interview mit Motorsport-Magazin.com. "Die Fahrer, die von Beginn an voll da sind, werden dann auch um den Titel kämpfen."

MotoGP: Maverick Vinales im Exklusiv-Interview über 2020: (23:32 Min.)

Als kleine Starthilfe für etwas eingerostete MotoGP-Stars soll es am Mittwoch vor dem Saisonstart - nach aktuellen Plänen der Dorna wäre dies Sonntag, der 19. Juli - einen Testtag geben. "Das wäre sehr wichtig", findet Vinales. "Unsere Muskeln befinden sich ja praktisch im Winterschlaf. Wenn wir da direkt mit einem Rennwochenende loslegen würde, wäre das schon sehr hart."

Auch Suzuki-Boss Brivio glaubt, dass der Saisonstart die ein oder andere Überraschung bereithalten könnte: "Wir werden sehen, ob die lange Wartezeit manche Fahrer mehr beeinflusst als andere. Immerhin werden bis zum Saisonstart fünf Monate vergangen sein, in denen niemand ein MotoGP-Bike gefahren ist. Es wird auf die Fitness der Fahrer und ihre mentale Verfassung ankommen. Diejenigen, die sich schneller anpassen können, werden einen Vorteil haben."

Maverick Vinales: Auf jeden Fall faire Saison

Unter Umständen könnte es 2020 also vielleicht sogar einen überraschenden MotoGP-Weltmeister geben. Ein unverdienter Champion wäre es aber nicht, ist Vinales überzeugt. "Meiner Meinung nach wäre das bei zehn oder zwölf Rennen nicht der Fall. Wenn es nur fünf oder sechs Rennen wären, dann schon. Denn dann kann wirklich alles passieren. Aber so ist das Rennjahr sicher lange genug, um als Fahrer den Unterschied zu machen. Ich glaube, dass es eine faire Saison wird."